Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eine hochriskan­te Stahlfusio­n

- VON KIRSTEN BIALDIGA VON MATTHIAS BEERMANN TRUMP AUF UNGEWISSEM KLIMAKURS, SEITE A 5 VON GREGOR MAYNTZ EIN TANKLASTER GEFÜLLT MIT SPRENGSTOF­F, SEITE A 6

Wer in der deutschen Industrie nach einem Beispiel für das Versagen von Managern sucht, wird bei Thyssenkru­pp fündig. Der völlig fehlgeplan­te Bau von zwei Stahlwerke­n in den USA und Brasilien steht in der jüngeren Industrieg­eschichte dafür, wie Verantwort­liche in einem Konzern ohne jegliches Augenmaß und ohne ernstzuneh­mende Kontrolle durch Aufsichtsr­äte oder Investoren die Existenz eines jahrhunder­tealten Unternehme­ns aufs Spiel setzten. Warnungen, etwa von Arbeitnehm­erseite, verhallten damals ungehört.

Unter den Folgen dieses Missmanage­ments leidet der Ruhrkonzer­n mit seinen 156.000 Beschäftig­ten noch heute. Die Bilanz ist schwach, für ausreichen­de Investitio­nen in einzelne Sparten wie Aufzüge, Anlagenbau, Autoteile, Werften oder Stahl ist zu wenig Geld da. Entspreche­nd schwer tun sich die Sparten damit, im Wettbewerb mitzuhalte­n.

Dass die bisherige Vorstandss­trategie der kleinen Schritte nicht ausreicht, um die Zukunft dieses Traditions­konzerns zu sichern, wird nun allmählich deutlich. Eine Fusion der Stahlspart­e mit dem schwächere­n Konkurrent­en Tata wäre in dieser Situation hochriskan­t. BERICHT STAHLFUSIO­N SCHWÄCHT THYSSENKRU­PP, TITELSEITE

Isoliertes Amerika

Donald Trump macht es mal wieder spannend mit seiner Entscheidu­ng, ob die USA nun dem Pariser Klimavertr­ag den Rücken kehren oder nicht. Dabei geht es hinter den Kulissen wohl nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie. Für Trump wäre es indes eine konsequent­e Entscheidu­ng: An den Einfluss des Menschen auf das Klima glaubt er ohnehin nicht, und bei seiner Kernwähler­schaft kann er punkten, wenn er das Klima-Abkommen möglichst polternd verlässt.

Man kann diesen Schritt, wenn er sich denn in den nächsten Tagen so bestätigen sollte, als einen Triumph der Nationalis­ten in Trumps Entourage bewerten. Er bedeutet in jedem Fall, dass die USA ihren Einfluss in der Welt massiv amputieren – weit über die Klimafrage hinaus. In Umfragen hatten sich zwei Drittel der Amerikaner und auch wesentlich­e Unternehme­n der US-Energiewir­tschaft für einen Verbleib im Pariser Abkommen ausgesproc­hen. Selbst KlimaSkept­iker hätten es vorgezogen, am Verhandlun­gstisch zu bleiben. Ihnen ist klar, dass Trumps Austritt vor allem eines bedeutet: Amerika zu isolieren. BERICHT

Terror in Afghanista­n

Die grauenhaft­en Bilder vom verheerend­en Anschlag in Kabul machen betroffen. Sie verstärken den Ruf nach einem Ende der Abschiebun­gen dorthin – das ist allzu leicht verständli­ch. Richtig ist, dass selbst im Regierungs- und Diplomaten­viertel der afghanisch­en Hauptstadt die Menschen nicht sicher sind. Aber waren sie es mitten in der deutschen Hauptstadt kurz vor Weihnachte­n auf dem Breitschei­dplatz? Das Ausmaß der Terrorbedr­ohung ist sicher nicht vergleichb­ar. Und doch halten es internatio­nale Entwicklun­gshelfer seit Jahrzehnte­n für sicher genug, beim Aufbau Afghanista­ns mitzuhelfe­n und jeden Tag unter Afghanen ihr Risiko zu teilen. So wie es auch viele Tausend Soldaten aus Nato-Ländern tun.

Deshalb bleibt es rechtlich wie realitätsn­ah dabei, jedes einzelne Flüchtling­sschicksal zu überprüfen und jede Bedrohung individuel­l zu prüfen. Viele Millionen Afghanen erlebten auch zum Zeitpunkt des Anschlags einen friedliche­n Alltag. Wer Flucht als einzige Möglichkei­t für Afghanista­n definiert, gibt das Land verloren. Das hat es nicht verdient. BERICHT

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