Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Eine hochriskante Stahlfusion
Wer in der deutschen Industrie nach einem Beispiel für das Versagen von Managern sucht, wird bei Thyssenkrupp fündig. Der völlig fehlgeplante Bau von zwei Stahlwerken in den USA und Brasilien steht in der jüngeren Industriegeschichte dafür, wie Verantwortliche in einem Konzern ohne jegliches Augenmaß und ohne ernstzunehmende Kontrolle durch Aufsichtsräte oder Investoren die Existenz eines jahrhundertealten Unternehmens aufs Spiel setzten. Warnungen, etwa von Arbeitnehmerseite, verhallten damals ungehört.
Unter den Folgen dieses Missmanagements leidet der Ruhrkonzern mit seinen 156.000 Beschäftigten noch heute. Die Bilanz ist schwach, für ausreichende Investitionen in einzelne Sparten wie Aufzüge, Anlagenbau, Autoteile, Werften oder Stahl ist zu wenig Geld da. Entsprechend schwer tun sich die Sparten damit, im Wettbewerb mitzuhalten.
Dass die bisherige Vorstandsstrategie der kleinen Schritte nicht ausreicht, um die Zukunft dieses Traditionskonzerns zu sichern, wird nun allmählich deutlich. Eine Fusion der Stahlsparte mit dem schwächeren Konkurrenten Tata wäre in dieser Situation hochriskant. BERICHT STAHLFUSION SCHWÄCHT THYSSENKRUPP, TITELSEITE
Isoliertes Amerika
Donald Trump macht es mal wieder spannend mit seiner Entscheidung, ob die USA nun dem Pariser Klimavertrag den Rücken kehren oder nicht. Dabei geht es hinter den Kulissen wohl nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie. Für Trump wäre es indes eine konsequente Entscheidung: An den Einfluss des Menschen auf das Klima glaubt er ohnehin nicht, und bei seiner Kernwählerschaft kann er punkten, wenn er das Klima-Abkommen möglichst polternd verlässt.
Man kann diesen Schritt, wenn er sich denn in den nächsten Tagen so bestätigen sollte, als einen Triumph der Nationalisten in Trumps Entourage bewerten. Er bedeutet in jedem Fall, dass die USA ihren Einfluss in der Welt massiv amputieren – weit über die Klimafrage hinaus. In Umfragen hatten sich zwei Drittel der Amerikaner und auch wesentliche Unternehmen der US-Energiewirtschaft für einen Verbleib im Pariser Abkommen ausgesprochen. Selbst KlimaSkeptiker hätten es vorgezogen, am Verhandlungstisch zu bleiben. Ihnen ist klar, dass Trumps Austritt vor allem eines bedeutet: Amerika zu isolieren. BERICHT
Terror in Afghanistan
Die grauenhaften Bilder vom verheerenden Anschlag in Kabul machen betroffen. Sie verstärken den Ruf nach einem Ende der Abschiebungen dorthin – das ist allzu leicht verständlich. Richtig ist, dass selbst im Regierungs- und Diplomatenviertel der afghanischen Hauptstadt die Menschen nicht sicher sind. Aber waren sie es mitten in der deutschen Hauptstadt kurz vor Weihnachten auf dem Breitscheidplatz? Das Ausmaß der Terrorbedrohung ist sicher nicht vergleichbar. Und doch halten es internationale Entwicklungshelfer seit Jahrzehnten für sicher genug, beim Aufbau Afghanistans mitzuhelfen und jeden Tag unter Afghanen ihr Risiko zu teilen. So wie es auch viele Tausend Soldaten aus Nato-Ländern tun.
Deshalb bleibt es rechtlich wie realitätsnah dabei, jedes einzelne Flüchtlingsschicksal zu überprüfen und jede Bedrohung individuell zu prüfen. Viele Millionen Afghanen erlebten auch zum Zeitpunkt des Anschlags einen friedlichen Alltag. Wer Flucht als einzige Möglichkeit für Afghanistan definiert, gibt das Land verloren. Das hat es nicht verdient. BERICHT