Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
NRW soll das „gründerfreundlichste Land“werden
DÜSSELDORF CDU und FDP wollen nach ihrer angestrebten Regierungsbildung mit einem Bündel von Maßnahmen das Handwerk und den Mittelstand stärken. Darauf einigten sich die beiden Parteien gestern bei ihrem zweiten Gipfeltreffen im Rahmen der laufenden Koalitionsgespräche.
„NRW soll das gründerfreundlichste Land in Deutschland werden“, fasste Joachim Stamp, der für gestern für die FDP die Verhandlungen führte, ein erstes Ergebnis der Koalitionsverhandlungen zusam- men. Die neue Regierung will in diesem Zusammenhang sechs „Exzellenz-Start-up-Center“über das Land verteilen, ein bürokratiefreies erstes Jahr für Gründer gewährleisten und 1000 Gründern je ein Jahr lang 1000 Euro pro Monat im Rahmen eines Stipendiums schenken. Über die Vergabe soll eine Jury entscheiden.
Die Möglichkeiten bei der wechselseitigen Anerkennung von beruflichen und akademischen Ausbildungsabschnitten sollen ausgebaut werden. Insbesondere soll Handwerkern die Lehrbefugnis an Berufsschulen erleichtert werden. „Warum soll nicht ein Elektromeister auch an einer Berufsschule unterrichten können“, nannte CDUChef Armin Laschet ein Beispiel. Die in der Gastronomie, im Metzger- und Bäckerhandwerk als „Bürokratiemonster“heftig umstrittene Hygieneampel wollen CDU und FDP wieder abschaffen.
Laschet und Stamp bestätigten auch einen Bericht unserer Redaktion, wonach das von Rot-Grün eingeführte Dienstrecht erneut reformiert werden soll. Die aktuelle Vorgabe, nach der Frauen auch bei schlechterer Qualifikation unter Umständen bevorzugt befördert
Wenn ein Mensch „Ich“sagt, fangen die Probleme schon an. Denn das Ich ist ja nichts Festes, Gegebenes, es ist nicht mal die Einzahl, die es grammatikalisch zu sein scheint. Jedes Ich ist ein Plural: Es besteht mindestens aus der Vorstellung, die einer von sich selbst hat, seine innere Identität, und den vielen Ichs, die vonaußenwahrgenommenwerden, die sich also erst dann ergeben, wenn er mit anderen in Kontakt tritt, eine soziale Rolle einnimmt, Chef ist oder Papa oder König im Schützenverein.
Jeder Einzelne muss all diese Identitäten unter einen Hut bekommen, er muss Selbst- und Fremdzuschreibungen zu einem Selbstbild collagieren. Das ist in der Moderne eine anstrengende Aufgabe geworden, denn heute kann jedes Ich mit seinen Identitäten spielen, kann etwa in den sozialen Netzwerken Bilder von sich zeichnen, die ihm ge- werden müssen, ist damit so gut wie vom Tisch. Stattdessen wollen CDU und FDP das Bewertungssystem überarbeiten, anhand dessen Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst beurteilt werden. Die Reform des Bewertungssystems soll eventuelle Benachteiligungen von Frauen überwinden.
Weiteren Klärungsbedarf sehen CDU und FDP noch bei den Studiengebühren. Die FDP will den Hochschulen die Möglichkeit geben, sie wieder einzuführen. Die CDU lehnt Studiengebühren weiterhin ab. Offenbar besteht aber Einigkeit darin, dass die Hochschulen mehr Geld bekommen sollen, um vor allem die Qualität ihrer Lehre zu verbessern.
Diskutiert wurde nach Angaben von Laschet und Stamp auch die Frage, ob und unter welchen Umständen NRW weiterhin Flüchtlinge nach Afghanistan abschieben soll. Gestern wurde eine geplante Sammelabschiebung aus NRW nach Afghanistan ausgesetzt, weil es in dem Land einen Anschlag mit rund Dutzenden Toten gab. Laschet sagte: „In der Frage, ob die Lage in Afghanistan sicher genug ist, müssen wir uns auf die Expertise des Bundesaußenministers verlassen.“ fallenl, und muss aufpassen, die Wirklichkeit dabei nicht aus dem Blick zu verlieren.
Die meisten Menschen haben dazu eine innere Instanz entwickelt, die ständig versucht, das Selbst wie von außen wahrzunehmen und seine Wirkung genau zu kontrollieren. Dieser innere Richter kann gelegentlich in Erscheinung treten, beim flüchtigen Blick in den Spiegel etwa, bevor man hinaustritt in die Welt. Bei vielen Menschen ist der innere Richter aber dominanter. Wie eine Drohne kreist er über ihnen, beobachtet, was sie denken und tun, und beurteilt alles sofort und unerbittlich.
Dieser Blick von außen auf sich selbst hat damit zu tun, dass wir in einer Konsumgesellschaft leben, in der es vernünftig und geboten erscheint, alles zu vergleichen und zu beurteilen. Das einfache Dasein, das Sosein in der Welt, hat kaum Wert, es muss sich als nützlich und vorteil-
Am Dienstag wollen die beiden Parteien die Themen Verkehr, Bauen und Infrastruktur verhandeln. Ihr gemeinsamer Zeitplan sieht vor, dass die neue schwarz-gelbe Landesregierung unter Führung von Ministerpräsident Laschet noch vor der Sommerpause Mitte Juli stehen soll. Rot-Grün war vor zweieinhalb Wochen nach sieben Jahren abgewählt worden. CDU und FDP verfügen im neuen Landtag, der sich heute konstituiert, nur über eine Stimme mehr als die absehbare Opposition. Die FDP will ihre Mitglieder noch über den Koalitionsvertrag abstimmen lassen.
Den inneren Richter auch mal schweigen lassen
haft erweisen. Und so bewerten Menschen auch sich selbst, bilanzieren ständig, wie sie in den Augen der anderen wegkommen.
Hinzu kommt, dass der Einzelne in der Konsumgesellschaft ständig aufgerufen wird, sich „neu zu erfinden“, seinen Lebensstil den aktuellen Moden anzupassen. Kurioserweise empfinden die meisten Menschen das nicht unbedingt als ungehörigen Druck, sondern als Ausdruck von Individualität und Freiheit. Wenn aber nicht mehr das langsame Reifen einer Persönlichkeit Motor des Lebens ist, sondern das immer kurzatmigere Ummodeln des Selbst, muss die innere Instanz lauter werden, die das alles kontrolliert. Wer sich aber neu erfindet, wirft weg, was er vorher war. Bei den meisten Menschen ist das ziemlich schade. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de