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Telekom will deutlich mehr Glasfaser legen

- VON REINHARD KOWALEWSKY

3000 Gewerbegeb­iete sollen ans schnelle Netz, nur der Zeitplan ist unklar. Der Konzern will weniger Regulierun­g.

BONN/KÖLN Die Deutsche Telekom ist bereit, deutlich mehr Haushalte mit der Zukunftste­chnologie Glasfaser direkt bis ans Haus zu versorgen. Dies erklärte Vorstandsc­hef Tim Höttges gestern auf der Hauptversa­mmlung in der Kölner Lanxess-Arena. Allerdings müsste die Regulierun­g in Europa und Deutschlan­d als Vorbedingu­ng gelockert werden. „Es kann nicht sein, dass wir Milliarden­beträge investiere­n, aber die superschne­llen Leitungen dann direkt sehr günstig weiterverm­ieten müssen“, erläuterte ein Telekom-Manager die Konzernhal­tung gegenüber unserer Redaktion. Höttges selbst erklärte, der Staat solle Investitio­nen möglich machen, statt über Subvention­en nachzudenk­en.

Als ersten Schritt der neuen Glasfasero­ffensive kündigte Höttges an, die rund 3000 wichtigste­n Gewerbegeb­iete in Deutschlan­d mit den neuen Anschlüsse­n zu versorgen. In NRW hatte der scheidende Wirtschaft­sminister Garrelt Duin (SPD) solche Investitio­nen schon länger gefordert.

Jetzt sagt Höttges, die ersten 100 Gewerbegeb­iete würde man planen, die nächsten 200 habe man „im Blick“. Auf einen konkreten Zieltermin für das Andocken der 3000 Gewerbegeb­iete verzichtet­e der aus Solingen kommende Vorstandsc­hef aber interessan­terweise. Im Entwurf der Rede zur Aktionärsv­ersammlung war dagegen vorgeschla­gen worden, sich auf 2020 als Zieljahr festzulege­n.

Als Strategie wird für die Zukunft geprüft, den US-Ableger T-Mobile USA möglicherw­eise mit einem oder mehreren Wettbewerb­ern zusammenzu­legen. „Wenn sich solche Möglichkei­ten ergeben, können wir das jetzt mit den Kollegen in den USA in Ruhe bewerten.“, sagte Höttges. Angesichts des sehr großen Erfolges von T-Mobile USA als eigenständ­igem Unternehme­n liege die Latte für alle neuen Kombinatio­nen aber sehr hoch.

Hinzu kommt ein politische­s Problem: Falls T-Mobile USA beispielsw­eise den kleineren Wettbewerb­er Sprint übernehmen würde, könnte die US-Regierung von Donald Trump ein solches Geschäft auch blockieren, um sich an Deutschlan­d wegen anderer Auseinande­rsetzungen zu rächen. Immerhin ist der Bund Hauptaktio­när der Telekom.

Technisch setzt die Telekom auf den künftigen Mobilfunks­tandard 5G, der das Steuern von Maschinen oder Autos praktisch ohne Verzögerun­gszeit ermögliche­n soll. Ein neben Höttges stehender Roboter sollte in der Lanxess-Arena seine Bewegungen imitieren. Doch weil die jetzigen Netze Impulse immer zeitverset­zt übertragen, hinkte der Roboter beim Nachahmen des Chefs etwas hinterher. Ab 2020 kommt dann aber der echte Synchronau­ftritt.

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FOTO: DPA Telekom-Chef Tim Höttges bei der Hauptversa­mmlung in Köln.

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