Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Familientr­effen auf dem Grafenberg

- VON DANIEL DELIUS

Trainer Bruce Hellier bereitet seine Enkelin Chantal perfekt auf das Düsseldorf­er Galopprenn­en vor. Sie wird als Jockey zwar nur Neunte, dafür gewinnt ihre Tante Sarah als Trainerin das Rennen. Auch Andrasch Starke hat die Nase vorn.

Es gibt nicht allzu viele Mitmensche­n, die mit 77 Jahren noch im Berufslebe­n stehen. Bruce Hellier gehört dazu. Aus England hat es ihn einst nach Deutschlan­d verschlage­n, erst als Jockey, später als Trainer. Sechs Pferde betreut er inzwischen noch in Mülheim/Ruhr – mehr als Hobby. „Ich reite sie jeden Morgen noch selbst“, betont er. Viel hat er erlebt, Höhen und Tiefen, aber der Mittwochab­end auf der Grafenberg­er Galopprenn­bahn war denn doch etwas Besonderes.

Nicht so sehr, weil er mit Okra die Erstplatzi­erte des letzten Rennens gesattelt hat. Siege für ihn gab es schon reichlich, über 850 in all den Jahren. Nur: An diesem Abendrennt­ag trug sich auch seine Tochter in die Siegerlist­e ein. Sie ist ebenfalls als Trainerin tätig, ihr erfolgreic­hes Pferd hieß Avorio. Und Enkelin Chantal, 17 Jahre jung, stieg zum ersten Mal in den Sattel.

Dieses Familientr­effen hat indirekt natürlich auch damit zu tun, dass Bruce Hellier („Ich war fleißig“) acht Kinder hat, wenn auch nicht alle von einer Mutter. Dazu sieben Enkel. Einige von ihnen sind im Rennsport gelandet. Sohn Terry etwa, einer der besten deutschen Jockeys der jüngeren Vergangenh­eit. Tochter Sarah trainiert nur eigene Pferde in der Pfalz, darunter Avorio. Ein anderer Sohn, James, wurde Hufschmied, er ist der Vater von Chantal.

Und so wartete der Großvater denn auch schon früh vor dem ersten Rennen in Grafenberg auf die Enkelin: „Ich muss doch schließlic­h die Rennbahn mit ihr abgehen.“Wie er das schon vor fünfzig Jahren gemacht hat, als Jockey. Ein Profi muss halt jeden Grashalm kennen, auf dem die Pferde galoppiere­n. Chantal Hellier, die als Amateur reitet, drückte an diesem Tag allerdings den Familiensc­hnitt. Auf Guardian Angel wurde sie nur Neunte. Aber es war das Rennen, das Avorio für ihre Tante gewann, es passte also doch irgendwo.

Rund 2500 Zuschauer sahen die Helliersch­en Familienre­nnen. Die besseren Namen der Branche waren auch nicht ganz vergeblich angereist. Andrasch Starke etwa hatte im fünften Rennen des Tages wenige Probleme, um im Sattel des Favoriten Mood Indigo die Konkurrenz mit dem Belgier Doctor Kehoe an der Spitze in Schach zu halten. Sechster wurde der neun Jahre alte Wallach Knock Out. Für ihn war es der letzte Start überhaupt. Er geht in Rente, nach einer Karriere, die immerhin zwölf Siege brachte. Der bisher von Sascha Smrczek in Grafenberg trainierte Vollblut-Veteran wird seiner Besitzerin künftig als Reitpferd zur Verfügung stehen.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Auch das After-Work-Rennen fand beim herrlichem Sonnensche­in statt.

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