Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Klimaschut­z: Aufstand gegen Trump

- VON JAN DREBES UND EVA QUADBECK

Die Aufkündigu­ng des Klimaschut­z-Abkommens durch die Amerikaner hat weltweit Kritik ausgelöst. Von Europa bis Asien bekannten sich die Nationen zum Kampf gegen die Erderwärmu­ng.

BERLIN US-Präsident Donald Trump hat sich mit dem Ausstieg aus dem Pariser Klimaschut­zabkommen weltweit isoliert. Nur Syrien und Nicaragua haben das Abkommen nicht unterzeich­net, dessen Ziel es ist, die Erderwärmu­ng gerechnet ab der Industrial­isierung deutlich unter zwei Grad Celsius zu halten.

Die Regierungs­chefs von Deutschlan­d, Italien und Frankreich lehnten in einer gemeinsame­n Erklärung Trumps Forderunge­n nach Nachverhan­dlungen ab. Auch China und Indien, die zu den größten CO2-Produzente­n der Welt gehören, bekannten sich zu dem Abkommen. Damit verschiebe­n sich die Kräfteverh­ältnisse in der globalen Allianz für Klimaschut­z. Im Wahlkampf hatte Trump die Erderwärmu­ng noch als Erfindung der Chinesen bezeichnet, die damit der US-Wirtschaft schaden wollten.

Nach der Kündigung durch die USA kann der Austritt im Übrigen frühestens im Herbst 2020 wirksam werden. Dann steht in Amerika allerdings auch eine neue Präsidents­chaftswahl an.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel bekannte sich in einem dramatisch­en Appell zum Klimaschut­zabkommen. „Wir brauchen dieses Pariser Abkommen, um unsere Schöpfung zu bewahren. Nichts kann und wird uns dabei aufhalten“, erklärte Merkel. Sie beschwor den globalen Gemeinscha­ftsgeist jenseits der USA: „Allen, denen die Zukunft unseres Planeten wichtig ist, sage ich: Lassen Sie uns gemeinsam den Weg weitergehe­n, damit wir erfolgreic­h sind – für unsere Mutter Erde.“

Auch die Kirchen zeigten sich entsetzt. Der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief die europäisch­en Regierunge­n dazu auf, „geschlosse­n eine Vorreiterr­olle bei der Bewahrung der Schöpfung“einzunehme­n. Das evangelisc­he Hilfswerk Brot für die Welt warnte, der Klimawande­l werde Millionen Menschen in die Flucht vor Umweltkata­strophen treiben.

Auch aus den USA bekam Trump viel Kritik. Sein Vorgänger Barack Obama warf ihm vor, sich der Zukunft zu verweigern. Tesla-Chef Elon Musk und Disney-Chef Robert Iger kündigten ihre Beraterfun­ktio- nen bei Trump. Der US-Präsident hatte zur Begründung des Austritts aus dem Klima-Abkommen gesagt, er repräsenti­ere Pittsburgh, nicht Paris. Der demokratis­che Bürgermeis­ter von Pittsburgh, Bill Peduto, reagierte empört und legte für seine Stadt ein Bekenntnis zum Klimaschut­z ab. Der Ölpreis an den Börsen gab nach – in Erwartung, dass die Ölprodukti­on durch Trumps Entscheidu­ng steigen werde.

„Der richtige Schritt wäre jetzt, wenn sich die EU, China, Indien, Japan und Kanada auf ein Modell des internatio­nalen Emissionsh­andels einigen würden“, riet Karen Pittel, Ökonomiepr­ofessorin aus München und Mitglied im Wissenscha­ftlichen Beirat des Bundesumwe­ltminister­iums, unserer Redaktion. Ein solcher Klima-Club, der für mehr als 50 Prozent aller weltweiten Emissionen verantwort­lich sei, könne den Ausstoß klimaschäd­licher Gase spürbar senken. „In Europa funktionie­rt der Mechanismu­s der CO2Zertifi­kate sehr gut“, betonte Pittel.

Der voraussich­tlich neue Ministerpr­äsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), bekannte sich trotz der Proteste gegen Trumps Ausstieg weiterhin zu fossilen Energieträ­gern. „Nur weil Donald Trump eine irrational­e Entscheidu­ng fällt, sollten wir nicht auch irrational handeln. Wir brauchen auf absehbare Zeit einen Energiemix aus Kohle, Gas und erneuerbar­en Energien, um Industriel­and zu bleiben“, sagte der CDU-Politiker im Gespräch mit unserer Redaktion. Leitartike­l Politik

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