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Bald weniger Staus dank Mautdaten?
NRW-Stauforscher: Freigabe der Infos aus der Lkw-Maut ist ein Meilenstein.
LEVERKUSEN/DUISBURG Die Mautbrücken auf den Autobahnen galten bisher stets nur als Sinnbild für staatliche Geldeinnahme. Jetzt könnten sie jedoch ein Symbol für effektivere Stauvermeidung werden. Denn die Daten aus der 2005 eingeführten Lkw-Maut dürfen künftig zur anonymisierten Auswertung herangezogen werden, beispielsweise für Verkehrsanalysen. Bisher wurden sie lediglich drei Monate gespeichert und dann automatisch vernichtet.
Der Stauforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen hat lange auf diesen Moment hingearbeitet. „Der Bund gibt die Daten frei, spätestens ab Ende des Jahres sind sie für jedermann kostenfrei verfügbar – das ist für uns ein Meilenstein“, betont der Professor, der seit mehr als 25 Jahren an der Optimierung von Transportsystemen im Straßenverkehr arbeitet.
Bisher habe man durch Induktionsschleifen zwar messen können, wie viele Lkw am Tag auf einer bestimmten Strecke unterwegs sind, echte Daten über die Route, die ein Lastwagen tatsächlich fährt, habe es aber nicht gegeben. „Künftig können wir nicht nur nachvollziehen, wie viele Lkw beispielsweise an einem für sie gesperrten Autobahnstück abfahren, sondern auch, ob sie über eine andere Autobahn aus- weichen, oder den Stadtverkehr belasten“, sagt Schreckenberg. Mehr noch: Die Daten helfen nach Auffassung des Stauforschers auch, Krisen wie etwa die plötzliche Sperrung der Leverkusener A1-Rheinbrücke vor zwei Jahren zu verhindern. Einst konzipiert für 40.000 Kraftfahrzeuge pro Tag, hat die Brücke heute mit mehr als 120.000 Fahrzeugen täglich – darunter 14.000 Lkw – ihre Belastungsgrenze erreicht. Fahrzeuge über 3,5 Tonnen dürfen sie nicht mehr passieren.
„Um künftig schneller erkennen zu können, welche Brücke als nächstes wegen zu hoher Verkehrsbelastungen gefährdet ist, sind die Daten aus der Lkw-Maut unverzichtbar“, sagt Schreckenberg.