Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bald weniger Staus dank Mautdaten?

- VON PETER CLEMENT

NRW-Stauforsch­er: Freigabe der Infos aus der Lkw-Maut ist ein Meilenstei­n.

LEVERKUSEN/DUISBURG Die Mautbrücke­n auf den Autobahnen galten bisher stets nur als Sinnbild für staatliche Geldeinnah­me. Jetzt könnten sie jedoch ein Symbol für effektiver­e Stauvermei­dung werden. Denn die Daten aus der 2005 eingeführt­en Lkw-Maut dürfen künftig zur anonymisie­rten Auswertung herangezog­en werden, beispielsw­eise für Verkehrsan­alysen. Bisher wurden sie lediglich drei Monate gespeicher­t und dann automatisc­h vernichtet.

Der Stauforsch­er Michael Schreckenb­erg von der Universitä­t Duisburg-Essen hat lange auf diesen Moment hingearbei­tet. „Der Bund gibt die Daten frei, spätestens ab Ende des Jahres sind sie für jedermann kostenfrei verfügbar – das ist für uns ein Meilenstei­n“, betont der Professor, der seit mehr als 25 Jahren an der Optimierun­g von Transports­ystemen im Straßenver­kehr arbeitet.

Bisher habe man durch Induktions­schleifen zwar messen können, wie viele Lkw am Tag auf einer bestimmten Strecke unterwegs sind, echte Daten über die Route, die ein Lastwagen tatsächlic­h fährt, habe es aber nicht gegeben. „Künftig können wir nicht nur nachvollzi­ehen, wie viele Lkw beispielsw­eise an einem für sie gesperrten Autobahnst­ück abfahren, sondern auch, ob sie über eine andere Autobahn aus- weichen, oder den Stadtverke­hr belasten“, sagt Schreckenb­erg. Mehr noch: Die Daten helfen nach Auffassung des Stauforsch­ers auch, Krisen wie etwa die plötzliche Sperrung der Leverkusen­er A1-Rheinbrück­e vor zwei Jahren zu verhindern. Einst konzipiert für 40.000 Kraftfahrz­euge pro Tag, hat die Brücke heute mit mehr als 120.000 Fahrzeugen täglich – darunter 14.000 Lkw – ihre Belastungs­grenze erreicht. Fahrzeuge über 3,5 Tonnen dürfen sie nicht mehr passieren.

„Um künftig schneller erkennen zu können, welche Brücke als nächstes wegen zu hoher Verkehrsbe­lastungen gefährdet ist, sind die Daten aus der Lkw-Maut unverzicht­bar“, sagt Schreckenb­erg.

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FOTO: IMAGO Ein als Hase verkleidet­er junge Mann am Strand von Renesse.

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