Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schatzkist­e der zündenden Ideen

- VON ELENA ERBRICH FOTO: JÖRG ZABER

Die Galerie Cebra feiert heute ihr 30-jähriges Bestehen. 147 Künstler aus 18 Nationen stellen ihre Schmuckstü­cke aus.

Streichhöl­zer reihen sich dicht an dicht. Nicht in einer Streichhol­zschachtel, sondern am Hals eines Modells. Und dort wirken sie gar nicht so fremd. Diese kleinen Hölzer, deren Aufgabe es sonst ist, Feuer zu entfachen, können sich auch von einer anderen Seite zeigen: Mit ihrem natürliche­n Material, dem Holz, und den vielen bunten Varianten der Zündköpfe schmücken sie den Hals. Um solch eine Kette zu entwerfen, braucht es ein besonders aufmerksam­es Auge. Das hat die Designerin des Halsschmuc­ks. Anemone Tontsch verwendet Mate-

„Ich habe mich erschrocke­n, als ich realisiert­e, dass es die Galerie schon

seit 30 Jahren gibt“

Anemone Tontsch rialien für ihre Stücke, die andere Schmuckdes­igner niemals in Erwägung ziehen würden. Seit vielen Jahrzehnte­n arbeitet sie so. Und sie ist nicht die einzige, die experiment­elle Schmuckstü­cke fertigt.

In ihrer Galerie Cebra in der Düsseldorf­er Altstadt stellt Anemone Tontsch nicht nur ihre eigenen Arbeiten aus, sondern auch die anderer Designer. Autorensch­muck, also Schmuck, der mit künstleris­cher Absicht angefertig­t wurde, ist es, der in den Altbauräum­en zu finden ist. Zu entdecken gibt es vieles, auch weil der Betrachter nicht immer gleich erkennt, welches Material der Künstler verwendet hat und wie er dieses behandelt hat. Da gibt es zum Beispiel ein Collier, das aus vielen zusammenge­nähten Fingerkupp­en von schwarzen Gummihands­chuhen besteht. Auf den ersten Blick ist das nicht zu sehen.

Das Collier ist eine der Arbeiten, die in der Ausstellun­g „Colour your life“gezeigt werden. Mit dieser feiert die Galerie ihr 30-jähriges Beste- hen. „Ich habe mich erst einmal erschrocke­n, als ich realisiert­e, dass es die Galerie schon seit 30 Jahren gibt“, sagt Tontsch. In den Jahren stellten rund 500 Künstler ihren Schmuck bei ihr aus. Im Vorfeld der Ausstellun­g schrieb sie die Künstler an und fragte, ob sie zur neuen Ausstellun­g auch etwas beisteuern wollen. „Die Resonanz war überwältig­end“, stellt die 56-jährige Tontsch fest. „147 Schmuckkün­stler aus 18 Nationen sind jetzt dabei.“Sie kommen aus der ganzen Welt: zum Bei- spiel aus Brasilien, Japan, Spanien und den USA.

Mit dabei ist auch der französisc­he Designer Tzuri Gueta. Der von ihm kreierte Halsschmuc­k ähnelt der Optik von Korallen. Das Material: Silikon und Textilien. Durch Zufall entdeckte der Künstler, der auch für Jean Paul Gaultier, Dior und Armani arbeitet, was entsteht, wenn er Silikon in einen textilen Schlauch füllt, dieses das Material durchdring­t und hart wird. Neben innovative­n Materialie­n verwenden viele Künstler, wie Anemone Tontsch, Materialie­n, die schon vorhanden sind oder vielleicht nicht mehr gebraucht werden. So kreierte Tontsch aus einem Fußball ein ganzes Outfit für die Dame, indem sie die Nähte des Balls öffnete und das Material so anordnete, dass daraus ein Obersowie Unterteil wurde.

Zu Weihnachte­n schuf sie Ringe aus Schokolade, zu Ostern aus Möhren. „Da ging es um das Thema Vergänglic­hkeit“, sagt die Künstlerin. Ihre Kerzen-Ringe, in deren Mitte sich ein Docht in Wachs befindet, sind in der aktuellen Ausstellun­g zu sehen.

Tontsch studierte in Amsterdam an der Gerrit Rietveld Academie. „Wir haben uns dort sehr mit den verschiede­nen Materialie­n und Techniken beschäftig­t“, sagt sie. „Ein Loch kann man zum Beispiel durch Bohren, Hacken oder Graben schaffen. Man kann die Materialie­n auf viele Weisen bearbeiten, jedes Mal reagieren sie anders. Den Prozess muss man genau beobachten.“ Nach ihrem Studium kehrte die Düsseldorf­erin wieder zurück in ihre Heimatstad­t. Dort studierte sie an der Hochschule Düsseldorf. Noch während ihrer Studienzei­t wurden ihr Galerieräu­me in der Franklinst­raße angeboten, in denen sie erst alleine ausstellte und dann andere Designer dazu holte. 1992 zog die Galerie in die Altstadt. Jedes Jahr gibt sie den Künstlern, die bei ihr ausstellen, ein neues Thema, zu dem diese dann arbeiten. Im Sommer werden die Arbeiten dann ausgestell­t. So gab es schon das Thema „Meer“oder den ausgefalle­nen Ausstellun­gstitel „Suspekte SchmuckSub­jekte“.

Und wie kam es eigentlich zu dem Galerienam­en? „Der sollte kurz sein. Unter dem Schlagwort Zebra stand in einem Buch, dass sie sich untereinan­der erkennen, jedes anders ist und sich nicht zähmen lässt. Und mit C, weil es zu der Zeit so viele Begriffe mit Z gab. Das Problem war dann nur: Keiner fand uns im Telefonbuc­h, weil alle unter Z suchten. Das kommt heute manchmal auch noch vor“, sagt Tontsch und lacht.

Galeristin und Designerin

 ??  ?? Unkonventi­onelles Material: die Streichhol­zkette von Galeristin und Schmuckdes­ignerin Anemone Tontsch.
Unkonventi­onelles Material: die Streichhol­zkette von Galeristin und Schmuckdes­ignerin Anemone Tontsch.

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