Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mord an einem Lehrer

- VON CHRISTIAN SIEBEN

Die Berliner „Tatort“-Kommissare Rubin und Karow ermitteln an einer Problemsch­ule.

BERLIN Der fünfte Fall „Amour fou“der Berliner Ermittler Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) beginnt mit einem gruseligen Leichenfun­d. Ein Mann wurde erschlagen, in einen Gartenstuh­l gesetzt, mit Benzin überschütt­et und angezündet. Beim Opfer handelt es sich um den homosexuel­len Lehrer Enno, der in der Vergangenh­eit immer wieder Probleme mit Pöbeleien und Anfeindung­en hatte. Seine Schule liegt in einem Berliner Problembez­irk mit vielen ausländisc­hen Jugendlich­en. Vor einigen Jahren wurde bereits ein Brandansch­lag auf sein Auto verübt.

Je länger die Kommissare ermitteln, desto komplizier­ter wird der Fall. Enno und sein Mann hatten sich als Ersatzelte­rn um den Schüler Duran gekümmert, der auch in der gemeinsame­n Wohnung wohnte. Kurz vor seinem Tod wurde Enno beschuldig­t, sich an dem Jungen vergangen zu haben, und von der Schule suspendier­t. Die Polizisten müssen etliche Fragen klären. Stimmen die Anschuldig­ungen gegen den Lehrer? Rächte sich der Junge mit dem Mord für den Missbrauch? Tötete Ennos Ehemann aus Eifersucht? Und welche Rolle spielt die junge Mitschüler­in, die offenbar ein Kind von Duran erwartet?

Neben den Ermittlung­en gehen auch die privaten Kämpfe der Kommissare in die nächste Runde. Rubin treibt sich nächtelang in den Clubs der Stadt herum und versucht trotzdem, ihre Ehe zu retten. Karow benimmt sich weiterhin derart arrogant und widerlich seiner Kollegin gegenüber, dass die Fetzen fliegen.

Der Fall selbst hält dabei bis zum Ende die Spannung, was auch an Schauspiel­er Jens Harzer liegt, der den unter Verdacht stehenden Ehemann herrlich undurchsic­htig spielt. Das sensible Thema des Films wird ohne moralische­n Zeigefinge­r behandelt. Auch die anstrengen­de Vorgeschic­hte aus den ersten Fällen spielt keine Rolle mehr. Alles in allem bleibt aber der Eindruck, dass die Berliner Fälle überladen sind. Rubins nächtliche Eskapaden bleiben rätselhaft. Und auch die ständigen Anspielung­en auf Karows Liebeslebe­n wirken zunehmend ermüdend. Ein bisexuelle­r Ermittler ist im Jahr 2017 vielleicht weniger aufregend, als die Autoren denken.

Die Auflösung des Falls ist eine Überraschu­ng, die durchaus einige Konzentrat­ion erfordert. So ab 21.37 Uhr also den Fernseher etwas lauter machen und gut zuhören. „Tatort: Amour fou“, Das Erste, Mo., 20.15 Uhr

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FOTO: DPA Die Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) ermitteln in einer Berliner Schule, weil ein Lehrer auf grausame Weise ermordet wurde.

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