Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Halbzeit beim Wiederaufb­au nach Ela

- VON OLIVER BURWIG

Für das Gartenamt ist mit Ende der dritten Pflanzsais­on seit dem Pfingststu­rm die Hälfte geschafft. Bis 2020 sollen die Zeichen des Orkans beseitigt sein.

Drei Jahre ist es her, dass an einem schwülen Pfingstmon­tag der Orkan Ela über Düsseldorf hereinbrac­h. Viele werden sich noch genau daran erinnern, wie der Sturm das Laub von den Bäumen riss, Äste, dicke Regentropf­en und Hagelkörne­r durch die Luft wirbelte. Er hinterließ Chaos, entwurzelt­e uralte Bäume und verwüstete die Parks. Heute lassen sich die Schäden oft nur noch erahnen, teils sind sie gar nicht mehr zu erkennen. Die Natur hat sich zum größten Teil erholt, doch Ela wird das Gartenamt noch weitere drei Jahre beschäftig­en.

Mit am schwersten betroffen war der Hofgarten. „Dort haben wir bisher 30 Prozent der verlorenge­gangenen Bäume ersetzt“, sagt Gartenamts­leiterin Doris Törkel. Die letzten drei Pflanzsais­ons hätten rund 5,8 Millionen Euro gekostet. Im Rheinpark sei relativ gesehen schon etwas mehr geschafft: 259 Bäume hatte der Sturm entwurzelt oder so stark beschädigt, dass sie gefällt werden mussten; 100 von ihnen sind bislang ersetzt. Sowohl sie als auch die Nachpflanz­ungen im Hofgarten konnte das Gartenamt vollständi­g mit Spenden bezahlen, die die Bürger, Unternehme­n und Vereine schon kurz nach dem Naturereig­nis bereitwill­ig gaben. Insgesamt 2,7 Millionen Euro seien bis Ende 2016 zusammenge­kommen. „Jetzt“, sagt Törkel, „verzeichne­n wir keinen Spendenein­gang mehr.“

Das war allerdings zu erwarten. „Es gibt dieses Phänomen, das ich auch nach ,Kyrill‘ beobachtet habe“, sagt Törkel. „Das menschlich­e Gedächtnis vergisst nach solchen Großereign­issen sehr schnell wieder.“Hinzu komme, dass viele Gebiete in der Stadt schon vollständi­g wiederherg­estellt sind, darunter der Golzheimer, Nord- und Südfriedho­f, der Schillerpl­atz, Schulhöfe, Kitas und Spielplätz­e. Teils ist dort aber auch nur wenig Arbeit nötig gewesen. Am Südfriedho­f habe das Gartenamt nur fünf Bäume ersetzen müssen, einen davon ermöglicht­en Spendenmit­tel. „Wir haben auch viele positive Reaktionen zum Zoopark nach dem letzten Arbeitsabs­chnitt bekommen“, sagt Törkel.

Die letzten großen Pflanzarbe­iten der vergangene­n Saison, die insgesamt 2,9 Millionen Euro verschlung­en hat, schloss das Amt im April ab. Nur noch 218.000 Euro davon bildeten Spenden. Eine Million gingen in den Wiederaufb­au der Parks und Grünfläche­n; 1,8 Millionen wurden für die Neupflanzu­ng von Straßenbäu­men verwendet – eine der größten Baustellen für das Gartenamt. Denn von den mehr als 3200 Bäumen an den Straßen der Stadt sind bislang erst 1800 ersetzt. Und: Nicht an jeden Standort kann ein neuer Baum gepflanzt werden. In jedem einzelnen Fall müsse geprüft werden, ob unterirdis­ch neue Leitungen vorliegen, die seitlich in den Wurzelraum der alten Bäume geschossen wurde: „Wir können nicht einfach 1:1 ersetzen“, sagt Törkel.

Im Oktober dieses Jahres beginnt die vierte Pflanz-Etappe. „Wir liegen im Zeitplan“, versichert die Gartenamts­leiterin – obwohl sich das Ende des Wiederaufb­aus an den hinteren Rand des ursprüngli­ch auf 2019/20 eingegrenz­ten Zeitraums verschoben habe. Viele Wegbegrenz­ungen und Pflaster, die herabstürz­ende Äste und Bäume zertrümmer­ten, sind noch immer kaputt. Im Rheinpark sei diesbezügl­ich „noch nichts passiert“, sagt Törkel.

Auch jene Bäume, die stehengebl­ieben sind und nach dem ersten starken Rückschnit­t wieder eine volle Krone präsentier­en, haben es noch nicht überstande­n. Viele müssen noch einmal drastisch gestutzt werden, um später wieder in alter Pracht dazustehen. Törkel befürchtet, dass viele diesen nötigen Schnitt als „Abholzen“gesunder Äste missverste­hen. Sie betont, dass auch die schön aussehende­n Bäume in den kommenden Jahren weiterhin hohen Pflegebeda­rf haben: „Sie bleiben Patienten.“

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