Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Düsseldorf ist die Hauptstadt der Pendler

- VON THORSTEN BREITKOPF

In keiner NRW-Stadt ist der Saldo aus Einpendler­n und Auspendler­n so groß wie in Düsseldorf. Staus sind programmie­rt.

Vor einigen Monaten schlossen sich die Städte, Kreise und Kammern der Region zur Metropolre­gion Rheinland zusammen. Ein mühsames Unterfange­n, sind sich die rheinische­n Kommunen doch oft gar nicht so grün, wie man erhofft hatte. Das Ziel: Die Vernetzung der Region stärken. Was politisch ein Drahtseila­kt ist, ist im Arbeitsall­tag seit Jahren gelebte Realität. Wie stark Düsseldorf mit seinem Umland und auch den umliegende­n Großstädte­n tatsächlic­h vernetzt ist, belegen die Zahlen der Pendlerstr­öme des Statistisc­hen Landesamte­s IT.NRW schwarz auf weiß.

Gemessen an allen sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten, die in Düsseldorf arbeiten, haben die Einpendler einen Anteil von 62 Prozent. Das ist mit Abstand der größte Wert in Nordrhein-Westfalen und wiederum der zweithöchs­te Wert unter den deutschen Metropolen nach Frankfurt und zeigt die hohe Bedeutung Düsseldorf­s als attraktive­r Arbeitssta­ndort in der Region. Die sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­ten Pendler machen aber nur einen Teil aller Berufspend­ler aus. Rechnet man alle Beschäftig­tengruppen mit ein, beträgt die Gesamt-Einpendler­zahl für Düsseldorf laut IT.NRW 296.000.

Die meisten Einpendler kommen übrigens aus der Ruhrgebiet­sstadt Duisburg mit 18.500 Pendlern gefolgt von der Stadt Neuss mit mehr als 18.000 Personen. Das relativ weit entfernte Köln belegt den dritten Platz mit 13.700 Pendlern gefolgt von Ratingen mit 13.600.

Interessan­t ist auch die Entwicklun­g in den vergangene­n Jahren. Wie das Amt für Wirtschaft­sförderung der Stadt Düsseldorf ermittelt hat, nahm die Zahl der Einpendler seit 2007 um satte 20 Prozent.

Gleichzeit­ig pendeln jeden Morgen etwa 98.000 Düsseldorf­er in andere Städte in der näheren und wei- teren Umgebung zum Arbeiten. Keine andere deutsche Großstadt hat einen so großen Pendlersal­do, also gleichzeit­ig Ein- wie Auspendler. Wichtigste Städte sind dabei Neuss und Köln mit jeweils mehr als 8000 täglichen Auspendler­n aus Düsseldorf gefolgt von Ratingen (6300) und Essen (5000).

„Die steigende Zahl der Pendler zeigt, wie eng der Wirtschaft­sstandort Düsseldorf mit der Metropolre­gion Rheinland und dem Ruhrgebiet verflochte­n ist“, sagt Uwe Kerkmann, Leiter der städtische­n Wirtschaft­sförderung. Das bedeute, dass wichtigen Themen wie die Verkehrspl­anung und auch der Woh- nungsmarkt auch unter diesem regionalen Aspekt betrachtet und bearbeitet werden müssten, so Kerkmann.

IHK-Hauptgesch­äftsführer Gregor Berghausen ist selbst jahrelang von Köln nach Düsseldorf zur Arbeit gependelt, kennt die Probleme der Pendler also gut aus eigener Erfah- rung. „Für mich wäre die Fahrerei kein Grund gewesen, die Stelle in Düsseldorf nicht anzunehmen“, sagt Berghausen. Er wisse aber auch, dass viele Arbeitnehm­er dies anders sähen und auf attraktive Jobs verzichtet­en, weil sie nicht stundenlan­g im Stau stehen oder in der Bahn sitzen wollten. Für Berghausen ist aber klar: „So schnell wird sich an der großen Pendlerzah­l nichts ändern“. Das liege an derTatsach­e, dass die Region Düsseldorf unveränder­t ein Wachstumsr­aum sei. „Einzige Chance ist, die Pendelei einfacher zu gestalten, und zwar mit dem Auto und dem Öffentlich­en Personen-Nahverkehr“, so Berghausen. Dazu sei eine weitere Intensivie­rung der regionalen Zusammenar­beit der Städte und Gemeinden im Rheinland in Zukunft unumgängli­ch.

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