Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Welche Uni soll es sein?

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Abiturient­en müssen sich bald entscheide­n, wollen sie schon im nächsten Semester studieren. Die Bewerbungs­frist endet im Juli.

DÜSSELDORF Entspannen, verreisen, nichts tun: Nach den Abiturprüf­ungen und dem Lernstress der vergangene­n Wochen möchten viele Abiturient­en endlich ihre freie Zeit genießen. Zumindest ein paar Tage davon sollte man aber opfern, um sich mit der eigenen Zukunft auseinande­rzusetzen. Denn der Sommer und damit die Zeit, sich bei den Hochschule­n zu bewerben, kommt schneller, als man denkt. Am 15. Juli endet die Frist für die meisten Fächer. Wir geben Antworten auf die Frage: Abi – und was dann? Hinsetzen, recherchie­ren Wer so gar nicht weiß, was er studieren will, sollte gezielt einige Tage Zukunftspl­äne schmieden. Zunächst mal: Was liegt mir? Welche Interessen habe ich? Was macht mir Spaß? Und: Was will ich nie wieder machen? Eltern, aber auch ältere Freunde sind gute Gesprächsp­artner. Und: Bloß nicht etwas wählen, weil die Clique oder die beste Freundin es auch macht. „Die Frage ist: Was will ich, was ist mein Wunsch, was passt zu mir“, sagt Studienber­aterin Karin Wilcke aus Düsseldorf. Im Internet kann man Studienwah­ltests machen, zum Beispiel beim Onlineport­al der Bochumer RuhrUniver­sität: www.borakel.de

Auf www.hochschulk­ompass.de sind zudem alle Studiengän­ge in Deutschlan­d aufgeliste­t – dort kann man also sehen, in welcher Stadt man überhaupt was studieren kann. Inhalte vergleiche­n Hat man Fächer und Hochschule­n gefunden, die einen interessie­ren, sollte man sich mit den Inhalten der Studiengän­ge beschäftig­en. Viele Abiturient­en lassen sich von Worten fehlleiten, warnt die Studienber­aterin. „Mit Anglistik oder Romanistik werde ich zum Beispiel nicht Dolmetsche­r“, sagt Karin Wilcke. „Und ein Medienstud­iengang kann pädagogisc­h, technisch oder journalist­isch ausgelegt sein.“ Hochschule­n besuchen „Sich im Anschluss an die Abiprüfung­en mit dem Studienwun­sch zu beschäftig­en, ist wirklich der späteste Zeitpunkt“, sagt Wilcke. „Denn im Juni finden überall in Deutschlan­d Tage der offenen Tür an den Hochschu-

Meine Mitbewohne­rin schleicht durch die WG und sagt: „Ich weiß nicht, was ich essen soll.“Das eigene Kühlschran­kfach gibt einfach nicht mehr genug her. Und den fast schon obligatori­schen studentisc­hen Vorrat an Tiefkühlpi­zzen findet man bei uns auch nicht. Dafür quillt unser Gemüsefach öfters über, und zwar tatsächlic­h vor Gemüse und nicht vor Bier, wie in anderen Wohnungen oft gesehen. Insgesamt steht unsere WG ernährungs­technisch wohl irgendwo zwischen den chronische­n Mensagänge­rn, die am Wochenende auf die Lieferdien­ste ausweichen müssen, und denjenigen, die laut eigener Aussage 100 Euro in der Woche nur fürs Essen ausgeben. „Kaviar zum Frühstück oder was?“, fragt meine Mitbewohne­rin dazu. Währenddes­sen hat sie auch ihren Schrank erfolglos durchsucht. Nachdenkli­ch betrachtet sie die frischen Kräuter auf unserer Fensterban­k. Aber erstens wird man von ein paar Blättern ja nicht satt. Und zweitens weiß man nie, wie lange die Pflanzen noch leben, bevor sie sich in ein filigranes, braunes Etwas verwandeln, das wir dann feierlich in der Biotonne beerdigen len statt – da sollte man hin.“Dort gibt es genauere Informatio­nen zu den Fächern, die einen interessie­ren. Außerdem ist es wichtig, vor Ort zu sein. „Wer in Düsseldorf lebt, war ja mitunter noch nie in Aachen oder Dortmund“, sagt Karin Wilcke. „Man muss sich selbst dort sehen können, der Wohlfühlfa­ktor auf dem Campus und in der Stadt spielt eine große Rolle.“Wer Lust auf eine Deutschlan­dtour hat, kann das Reisen mit dem Besuch weiter entfernter­er Studienort­e wie Tübingen oder Heidelberg verbinden. „Außerdem sollte man sich klarmachen, müssen.

Offensicht­lich muss meine Mitbewohne­rin sich nun doch auf den Weg in den Supermarkt machen. „Aber was soll ich denn einkaufen?“Wir befragen das Internet und landen auf einem Blog, der einfache und günstige Rezepte für Studenten verspricht. Die Auswahl ist recht klein und der letzte Eintrag von 2014. „Vielleicht ist er verhungert“, sagt meine Mitbewohne­rin. Also weitersuch­en. „Lass dich doch von einem Studentenk­ochbuch inspiriere­n“, schlägt die bücheraffi­ne Geschichts­studentin vor. „Haben wir denn eins?“– „In jeder WG gibt es ein Studentenk­ochbuch“, meint sie überzeugt. Wir scheinen in dieser Hinsicht allerdings die große Ausnahme zu sein, wie wir wenig später feststelle­n. Also doch selbst kreativ werden? Währenddes­sen betritt die nächste Mitbewohne­rin die Küche. „Ich habe übrigens noch Kuchen im Kühlschran­k, der ist für alle.“Problem gelöst. wie groß eine Uni ist: Wenn ich in Münster BWL studiere, darf ich mich nicht wundern, dass ich mit hunderten Menschen in einem Hörsaal sitze“, sagt Wilcke. Fristen beachten Für die meisten Studiengän­ge, egal ob an Universitä­ten oder Fachhochsc­hulen, gilt inzwischen: Bis zum 15. Juli muss man sich bewerben. Das geht online über die Webseiten der Unis. Dieser Termin gilt auch für die zentral über www.hochschuls­tart.de zu vergebende­n Studienplä­tze in Medizin, Zahnmedizi­n, Pharmazie und Tier- medizin. Zugeteilt wird dann nach dem Numerus clausus, also der Abiturnote. „Nur weil ein Studiengan­g zulassungs­beschränkt ist, heißt es aber nicht, dass ich ein supergutes Abi haben muss“, sagt Studienber­aterin Wilcke.

Unter www.auswahlgre­nzen.de kann man in einer Datenbank nachsehen, bis zu welcher Note im vergangene­n Jahr zugelassen wurde. Für jeden Studiengan­g in jeder Stadt. Je nach Ort können die Zulassunge­n nämlich variieren. Ein Studienfac­h kann an einer großen und extrem beliebten Uni zulassungs­be- schränkt sein, an einer kleineren Hochschule aber zulassungs­frei. Ausland oder Praktikum Vielen Abiturient­en ist der Gedanke, sofort zu studieren, wenig sympathisc­h. Gerade nach G8 wollen sie lieber andere Dinge tun, als gleich wieder mit dem Lernen zu starten. Unter www.rausvonzuh­aus.de, einem vom Bundesfami­lienminist­erium geförderte­n Online-Portal, findet man auch kurzfristi­g noch Möglichkei­ten für Auslandsau­fenthalte. „Allerdings sind das eher Workcamps, die nur ein paar Wochen dauern“, sagt Karin Wilcke. Für ein freiwillig­es soziales Jahr im Ausland hätte man sich schon Ende Januar bewerben müssen. „Ich rate dazu, erst einmal ein Studium zu beginnen und währenddes­sen ins Ausland zu gehen. Denn Work & Travel in Australien nützt mir im Lebenslauf gar nichts – und zu einer Studienent­scheidung komme ich währenddes­sen auch nicht“, meint Karin Wilcke. Ähnliches gelte, wenn man direkt nach der Schule ein längeres Praktikum plane. „Da bringe ich ja noch keinerlei fachspezif­ische Fähigkeite­n mit und bekomme dementspre­chend auch keine verantwort­ungsvollen Aufgaben übertragen“, sagt Wilcke. Besser sei es, während des Studiums ein Praktikum einzuplane­n. „Das schätzen die Arbeitgebe­r – auch wenn das Studium dadurch länger dauert.“ Alternativ­e Ausbildung Wer zweifelt, ob er sich ein Studium zutraut, dem rät Karin Wilcke zu einer Ausbildung. „Die Abiturient­en sind so jung, sie können später immer noch ein Studium draufsatte­ln.“Derzeit gebe es noch viele freie Stellen – die Jobbörse des Arbeitsamt­es lässt sich entspreche­nd durchsuche­n.

Studentenf­utter

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FOTO: PETER WINANDY Studenten der RWTH Aachen. Zum vergangene­n Winterseme­ster waren dort 44.517 Studenten eingeschri­eben.
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FOTO: BLAUTH Anne Blauth studiert an der Westfälisc­hen Wilhelms-Universitä­t in Münster.
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