Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Supermarkt-Dieb war erfolgreic­her Ringer

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FRIEDRICHS­TADT (wuk) Mit 41 Jahren ist ein Ex-Europameis­ter im Ringen offenbar weit entfernt von seiner Bestform. Als er kurz vor dem Nikolausta­g 2016 nachmittag­s einen Supermarkt an der Corneliuss­traße überfallen und ausrauben wollte, wurde der Ex-Spitzenspo­rtler dort von einem Auszubilde­nden (24) niedergeru­ngen und danach bewusstlos. Seit gestern versucht eine Strafkamme­r des Landgerich­ts, den kuriosen Fall zu klären.

Er könne nichts sagen über den Tattag, ließ der Angeklagte über seinen Anwalt ausrichten. „Er hat dazu nur noch bruchstück­hafte Erinnerung­en“, so der Verteidige­r. Gesichert ist, dass der Angeklagte viele Höhen und Tiefen durchlebt hat: Einst hatte er Ringer-Gold für Serbien bei Europameis­terschafte­n geholt, war als Koch danach vielfach gescheiter­t und war vom Bundeskrim­inalamt für einen serbischen Kriegsverb­recher gehalten worden, der in Bosnien-Herzegowin­a angeklagt werden müsse. „Die Behörden sind da einem Betrüger auf den Leim gegangen, der meine Identität angenommen hatte“, so der Angeklagte. Und nach einer gescheiter- ten Ehe mit folgenden Depression­en und einem Suizidvers­uch sei er wegen Alkoholism­us in Behandlung gekommen.

Einzelheit­en zum Tattag erfuhren die Richter vom Opferzeuge­n, der damals an der Kasse saß. Ihm sei der Kunde 30 Minuten zuvor aufgefalle­n, weil er sich im Kassenbere­ich „ungewöhnli­ch dicht an mich herangedrä­ngt hat und nach Alkohol roch“. Kurz danach sei jener Mann wieder gekommen, habe gedroht: „Geld her, sonst erschieße ich dich.“Er habe dem Azubi mit der Faust ins Gesicht geschlagen – und ein Mes- ser gezogen, mit dem er dem 24-Jährigen einen Schnitt an der linken Wange zufügte. Danach konnte der Täter niedergeru­ngen werden.

Die Folgen sind für das ÜberfallOp­fer bis heute spürbar. Er könne nicht mehr an der Kasse eingesetzt werden, so der 24-Jährige. Und weil der Räuber ein Messer benutzte, wie es in jenem Shop verkauft wurde, sieht sich der Auszubilde­nde auch an den Messerrega­len nicht mehr in der Lage, seinen Aufgaben nachzukomm­en. Der Prozess gegen den bereits vielfach vorbestraf­ten 41Jährigen geht morgen weiter.

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