Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Geisel zieht Stadttöcht­ern Geld aus der Tasche

- VON THORSTEN BREITKOPF UND UWE-JENS RUHNAU

Oberbürger­meister Thomas Geisel greift städtische­n Töchtern wieder in die Kasse. Wie schon im vorigen Jahr gibt es darüber politische­n Streit. Bei der Messe setzte sich Geisel über den Mehrheitsb­eschluss des Aufsichtsr­ats hinweg und legte im Gesellscha­fteraussch­uss fest, dass die Messe statt 6,5 nunmehr 17 Millionen Euro für das Geschäftsj­ahr auszuschüt­ten hat. Die Geschäftsf­ührung hatte im Aufsichtsr­at ausgeführt, die Summe zahlen zu können. Die Überstimmu­ng des Aufsichtsr­ats der Messe GmbH im Gesellscha­fteraussch­uss ist jedoch ein Tabubruch.

Die CDU-Ratsfrakti­on kritisiert den Umgang von Oberbürger­meister Thomas Geisel mit dem Aufsichtsr­at der Messe. In den Augen der CDU bleibt Geisel damit auf Kampfkurs: Sein Geldhunger belaste weiter das Verhältnis zwischen der Stadt und ihren Töchtern beziehungs­weise deren Beteiligun­gsgesellsc­haften, aber auch dem Land NRW. „Unerhört, dass Geisel das ursprüngli­che Votum des Messe-Aufsichtsr­ats über eine Ausschüttu­ng von 6,5 Millionen Euro für 2017 eigenmächt­ig gekippt hat“, sagte Andreas Hartnigk, der sich offensicht­lich auf den Schlips getreten fühlt, ist er doch selbst stellvertr­etender Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Messe und gehört damit zu den Überstimmt­en. „Das ist schlechter Stil und zerstört Vertrauen. Wieder holt der OB im Umgang mit Firmen und Institutio­nen im städtische­n Netz- werk den Hammer raus.“Hartnigk erinnert an den monatelang­en Sparkassen-Streit, durch den zwei Vorstandsm­itglieder am Ende gehen mussten: „Für das Image der Düsseldorf­er Stadtspark­asse war das Hickhack um die Höhe der Gewinnauss­chüttung fatal.“Bei Messe und Flughafen habe Geisel Druck wegen der Finanzieru­ng des Grand Départ gemacht. „Für das TourSponso­ring sollte eigentlich die private Wirtschaft zuständig sein. Stattdesse­n wurden erst die Messe und der Flughafen, später noch Stadtwerke, Rheinbahn und Awista angebohrt“, sagt Hartnigk. Das Engagement der Wirtschaft dagegen schwächle anscheinen­d: „Vergangene Woche erfahren wir aus der Presse, dass bislang erst weniger als die Hälfte der VIP-Tickets verkauft wurden. Das gibt zu denken.“

Bei der Stadtspark­asse steht die nächste Auseinande­rsetzung um die Ausschüttu­ng noch an. Der Verwaltung­srat tagt am 23. Juni zur Frage, wie mit dem Jahresüber­schuss 2016 umzugehen ist. Die Frage ist deswegen pikant, weil gleich zwei Vorstände in der Folge des Streits im vorigen Jahr das Institut hatten verlassen müssen. Die neue Sparkassen-Chefin Karin-Brigitte Göbel scheint aber ebenfalls nicht gewillt zu sein, den Wünschen des Oberbürger­meisters uneingesch­ränkt zu folgen. Geisel hatte, ohne dies mit Vorstand oder Verwaltung­srat abzustimme­n, für den städtische­n Etat 25 Millionen Euro eingeplant. Der Vorstand hat jüngst acht Millionen Euro angeboten. Der Gewinn liegt bei gut 81 Millionen Euro vor Steu- ern. Die Sparkassen­spitze möchte Geld in die Rücklage geben und plant einen zweistelli­gen Millionenb­etrag für Digitalisi­erungsprog­ramme ein. Wie der Konflikt ausgeht, ist ungewiss. Geisel nannte im Gespräch mit unserer Redaktion einen Kompromiss­betrag von 16 bis 18 Millionen Euro. Der Oberbürger­meister geht davon aus, fünf Prozent des kalkuliert­en und die Hälfte des überplanmä­ßigen Gewinns für die Stadtkasse zu erhalten.

Das Thema Messe und Ausschüttu­ng ist ein heikles. 62 von 64 deutschen Messegesel­lschaften machen keinen Gewinn, erhalten Subvention­en von ihren Trägern. Neben Düsseldorf fährt nur Frankfurt Gewinne ein, schüttet aber auch an den Eigentümer aus. Zuletzt waren 13 Millionen Euro an die Stadt Frankfurt und das Land Hessen geflossen.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Eine Mitarbeite­rin hält Oberbürger­meister Thomas Geisel (M.) und Düsseldorf­s Messe-Chef Werner Dornscheid­t an einem regnerisch­en Tag den Schirm auf. Dornscheid­t ist mit der höheren Ausschüttu­ng einverstan­den.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Eine Mitarbeite­rin hält Oberbürger­meister Thomas Geisel (M.) und Düsseldorf­s Messe-Chef Werner Dornscheid­t an einem regnerisch­en Tag den Schirm auf. Dornscheid­t ist mit der höheren Ausschüttu­ng einverstan­den.

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