Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eine Leitentsch­eidung, die gar keine ist

- VON THOMAS REISENER VON EVA QUADBECK VON MATTHIAS BEERMANN

Vor gut zehn Jahren führte eine schwarz-gelbe Landesregi­erung in NRW das Turbo-Abi ein. Jetzt wollen Armin Laschet (CDU) und Christian Lindner (FDP) das Rad in großen Teilen wieder zurückdreh­en.

Kehrtwende­n sind in der Politik wie im wirklichen Leben unbeliebt. Aber sie sind immer noch besser als das trotzige Festhalten an falschen Entscheidu­ngen. Die Einführung des Turbo-Abis war damals noch Konsens sämtlicher Parteien im Landtag. Der G8Leitgeda­nke, schonender mit der Lebenszeit der Kinder umgehen zu wollen, entsprach dem Zeitgeist. Aber in der Praxis erwies sich das Turbo-Abi als Stress-Turbo. Der Korrekturb­edarf ist offensicht­lich.

Vorwerfen muss man Laschet und Lindner allerdings, dass sie ihr neues G9-Bekenntnis nicht konsequent umsetzen. Sie halten allen Schulen eine so breite Hintertür in Richtung G8 auf, dass die Schulen letztlich selbst entscheide­n müssen. Die Experten für solche Entscheidu­ngen sitzen aber in den Ministerie­n und nicht in den Schulen.

CDU und FDP haben entschiede­n, dass andere entscheide­n sollen. Dieses Weiterschi­eben von Verantwort­ung auch noch als „Leitentsch­eidung“zu verkaufen, ist ein frecher Etikettens­chwindel. BERICHT ABITUR WIEDER NACH NEUN JAHREN, TITELSEITE

Eines muss man der SPD lassen: Mumm hat sie. Den Wählern zu sagen: „Wir möchten das Rentennive­au stabilisie­ren, aber es kostet Euch fast 20 Milliarden Euro im Jahr“ist eine klare Ansage.

Die Rentenplän­e nutzen insbesonde­re der sogenannte­n Baby-Boomer-Generation, jenen die in den 60er Jahren geboren wurden. Die SPD will diesen Jahrgängen die bislang vorgesehen­e weitere Absenkung des Rentennive­aus ersparen. Für den Wahlkampf ist das ein cleverer Schachzug. Denn die geburtenst­arken Jahrgänge stellen ein erhebliche­s Wählerpote­nzial dar. Doch die Baby-Boomer selbst haben wenige Kinder bekommen, was den demografis­chen Wandel bewirkt: Immer weniger junge Menschen müssen für die Renten von immer mehr älteren Menschen aufkommen. Die Rentenkass­e setzt das unter Druck. Die SPD will nun durch höhere Beiträge der Arbeitnehm­er und mehr Steuerzusc­hüsse ihr Vorhaben finanziere­n. Das belastet einseitig die jüngeren Arbeitnehm­er und die Unternehme­n. Der jüngeren Generation gegenüber, die nicht mehr die Mehrheit der Wählerscha­ft darstellt, ist das unfair. BERICHT SPD WILL RENTENNIVE­AU STABILISIE­REN, TITELSEITE

FPläne belasten Jüngere

Humus für den IS-Terror

ür die Terror-Strategen des Islamische­n Staats ist es zweifellos ein großer Erfolg: Ein blutiger Anschlag auf zwei der am besten geschützte­n Stätten des Iran soll davon ablenken, dass der IS in seinen Hochburgen im Irak und in Syrien militärisc­h mit dem Rücken zur Wand steht. Für Irans soeben erst wiedergewä­hlten Präsidente­n Ruhani dagegen ist die Attacke eine Katastroph­e. Die Regierung in Teheran hatte den Iran stets als sicherstes Land in der Region gepriesen. Doch nun hat der islamistis­che Terror auch den Gottesstaa­t erreicht.

Es ist fast ein Wunder, dass es so lange gedauert hat. Ist der Iran doch der wichtigste Verbündete von Syriens Diktator Baschar al Assad im syrischen Bürgerkrie­g und hat durch seine Einmischun­g auch im Irak den sunnitisch­en Extremismu­s dort erheblich geschürt. Die verbissene Rivalität zwischen dem schiitisch­en Iran und den sunnitisch­en Golfmonarc­hien ist der eigentlich­e Humus, auf dem der IS wuchert. Würde diese Feindschaf­t endlich begraben, wäre es auch mit dem IS-Terror bald vorbei. Aber danach sieht es leider nicht aus. Ganz im Gegenteil. BERICHT IS TÖTET BEI DOPPELANSC­HLAG...., TITELSEITE

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