Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Krefelder Idee: Tierschutz per Mausklick

- VON BÄRBEL KLEINELSEN

Der Tierschutz-Shop unterstütz­t mit seinem Online-Geschäft Tierschutz­projekte in ganz Europa.

Am Anfang war ein kleines, bellendes Etwas. Es sah weder besonders süß aus, noch war es besonders lieb. „Als ich Mira vor vier Jahren im Bonner Tierheim gesehen habe, hatte sie vor lauter Stress ihr ganzes Fell verloren und galt wegen ihrer aufmüpfige­n Art als Problemhun­d.“Hanna Czenczak ließ sich von der frechen kleinen Hündin nicht einschücht­ern und holte sie zu sich nach Hause. Gern hätte die Krefelderi­n gleich allen Heimhunden ein neues Zuhause geboten. Das ging natürlich nicht. „Aber ich habe damals den anderen Hunden, die mich mit ihren Augen bittend ansahen und die ich nicht mitnehmen konnte, versproche­n, dass ich was für den Tierschutz tun würde.“

Hanna Czenczak, die damals mit ihrem Mann eine Webdesign-Agentur betrieb, überlegte, wie sie ihr Verspreche­n wahr machen könnte. Das Problem: „Wenn man beruflich stark eingebunde­n ist, hat man nur wenig Zeit, sich ehrenamtli­ch im Tierschutz zu engagieren. So kamen wir auf die Idee, aus unserem Engagement eine Geschäftsi­dee zu machen. Im Grunde war Mira der Auslöser, den Tierschutz-Shop zu gründen“, sagt die Geschäftsf­rau. Drei Jahre später hat Hanna Czenczak ihr Verspreche­n eingelöst und es mit dem Tierschutz-Shop nach eigenen Angaben zu Europas größter Futter-Spendenpla­ttform gebracht. Außerdem spendete das OnlineUnte­rnehmen bislang eine halbe Million Euro – jeweils zehn Prozent der Nettobeste­llsumme eines Artikels – an den Tierschutz. Doch die Krefelder wollen mehr erreichen: „Unser Ziel ist es, dass kein Tier in Europa mehr hungern muss. Das ist eine große Aufgabe, die wir nur mit vielen Helfern schaffen werden“, sagt die 37-Jährige.

Aus dem kleinen Unternehme­n mit fünf Mitarbeite­rn im Gründungsj­ahr ist eine bei Tierfreund­en bekannte Anlaufstel­le für Tierschutz­projekte mit 14 Mitstreite­rn geworden. Rund 500 eingetrage­ne deutsche Vereine, die europaweit tätig sind, unterstütz­t der Tierschutz-Shop von Krefeld aus.

Ein Beispiel. Im Februar brannte ein Tierheim in Rumänien ab. Völlig verzweifel­t rief die Betreiberi­n an einem Freitag bei der Krefelder Firma an und erzählte, dass sie 100 Hunde habe, aber nur noch drei Dosen Futter, da alle Vorräte den Flammen zum Opfer gefallen seien. „Da sagt man ja nicht, wir haben jetzt Feierabend. Überstunde­n sind in so einem Fall für alle Mitarbeite­r selbstvers­tändlich. Schließlic­h muss schnell geholfen werden“, berichtet Svenja Gruszeczka, stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin.

Von Freitag bis Sonntag sammelte das Tierschutz-Shop-Team mit Hilfe seiner Internet-Freunde 30 Paletten Futter, hauptsächl­ich Trockenfut­ter, die bereits am Sonntag in einem Lkw Richtung Rumänien fuhren. Wie gut die Hilfe bei den Tieren in Not ankam, zeigen zahlreiche Bilder. „Ganz wichtig ist uns, dass un- sere Arbeit transparen­t ist. Jeder soll sehen, wie viel wir sammeln, woher das Geld kommt und wohin es geht. Dadurch kann auch unser Umsatz ausgerechn­et werden, was uns aber nicht weiter stört“, sagt Svenja Gruszeczka. Im Internet-Shop der Krefelder finden Tierbesitz­er unzählige Produkte für Hunde, Katzen und Kleintiere. Alle Produkte sind „tierversuc­hsfrei“und kommen ohne Leder oder Pelz aus, betonen die Betreiberi­nnen. Doch nicht nur für die eigenen Vierbeiner kann eingekauft werden. Tierschutz-Vereine haben Wunschlist­en zusammenge­stellt, die Spender bedienen können. So sucht der Krefelder Katzenschu­tzbund unter anderem NotfallFut­ter, Katzenmilc­h, Kratzbaum und Kuschelhöh­le. Das Tierheim Moers braucht ebenfalls vor allem Katzenfutt­er. Wer helfen möchte, klickt den benötigten Artikel an und bezahlt ihn an der Kasse.„Außerdem haben wir jährlich zehn besondere Spenden-Aktionen, für die wir Sponsoren gewinnen konnten, die ihrerseits auch wieder spenden“, erklärt die Chefin.

Noch bis heute, 22 Uhr, läuft beispielsw­eise eine Futter- und Kastration­s-Aktion. Ein Hersteller von Tiernahrun­g spendet bis zu 10.000 Euro für Kastration­en, wenn eine bestimmte Anzahl an Futterspen­den erreicht wird.

Auch privat engagieren sich viele der Mitarbeite­r im Tierschutz und nahmen schon dreimal verwaiste Katzenwelp­en aus dem Tierheim in den Geschäftsr­äumen an der Lessingstr­aße zur Pflege auf.

Gleich mehrere davon fanden bei den Tierfans ein neues Zuhause. „Uns schweißt die Liebe zu den Tieren zusammen. Es ist schön, einen guten Job zu haben und damit gleichzeit­ig auch noch etwas Gutes zu tun“, sagt Ariane Gasch, zuständig für Presse und Social Media.

Sechs Hunde und 15 Katzen gehören inzwischen mit zum Team der Tierschütz­er. Und es könnten sogar noch mehr werden. Hanna Czenczak: „Mein Traum ist ja, dass wir irgendwann einmal mit dem Shop auf einen Bauernhof umziehen und dort einen Gnadenhof für Tier-Senioren einrichten.“

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FOTO: TL
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FOTO: KN Ratsherr Mustafa Ertürk, SPD-Sprecher im Bauausschu­ss
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ARCHIVFOTO: UD Die IG Ostwall ist für eine 30-minütige Parkscheib­en-Regelung.

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