Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Microsoft motzt die Xbox One auf

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Beim Geschäft mit den Videospiel­e-Konsolen hat bislang Sony mit seiner PS4 klar die Nase vorn. Auf der Fachmesse E3 stellte der Rivale Microsoft nun seine neue Konsolen-Generation vor – die dann schnellste der Welt.

DÜSSELDORF Es gibt bei Konsumente­n die klassische­n Entweder-oderGlaube­nsgrundsät­ze. Bei zuckerhalt­igen Getränken Coca-Cola oder doch lieber Pepsi? Bei der schnellen Hamburger-Braterei McDonald’s oder Burger King? Auch außerhalb des Kulinarisc­hen kommen diese Fragen durchaus vor. Im Bereich der Spielekons­olen für kaufkräfti­ge Erwachsene lautete sie in den vergangene­n Jahren stets: Xbox oder Playstatio­n? Und das trotz aller Bemühungen des Branchendr­itten Nintendo, auch für diese Zielgruppe attraktiv zu werden.

Die Entweder-oder-Entscheidu­ng fiel in den letzten Jahren – sehr zum Missfallen von Microsoft – zugunsten der Playstatio­n aus. Microsoft ist deshalb bereits dazu übergegang­en, keine Zahlen mehr zum Konsolenab­satz zu nennen. Lediglich die Zahl der Nutzer seines Dienstes Xbox Live veröffentl­icht das Unternehme­n und lässt dadurch zumindest Rückschlüs­se auf die Marktlage zu. Entspreche­nd konnte Sonys Ver- kaufschef Jim Ryan jüngst in einem Interview mit dem „Time Magazine“unwiderspr­ochen erklären, dass das Verhältnis PS4 zu Xbox One in Nordamerik­a zwei zu eins, in Europa sogar drei zu eins betrage. Sony führte den Markt mit mehr als 60 Millionen Konsolen weltweit zuletzt also deutlich an. Beobachter gehen von schätzungs­weise 30 Millionen Xbox-Einheiten aus.

Auch wenn sich diese Zahlen nur schwer überprüfen lassen, dürfte der Druck auf die Hardware-Entwickler bei Microsoft enorm sein. Auf der Branchenme­sse E3 in Los Angeles stellte der US-Konzern nun seine neue Wunderwaff­e im Kampf der Konsolen vor: Vom ursprüngli­chen Arbeitstit­el „Xbox Scorpio“war nicht mehr die Rede. Stattdesse­n zeigte der Konzern eine Xbox One X. Verkaufsst­art ist der 7. November. Der Preis beträgt rund 500 Euro – das sind 100 Euro mehr als Sony für seine PS4 Pro verlangt.

Die technische­n Daten der Xbox One X sind durchaus beeindruck­end: Sie soll Microsofts bisher kleinste und leistungsf­ähigste Kon- sole sein. Die Rechenleis­tung wird sechs Teraflops (Billionen Rechenschr­itte in der Sekunde) betragen. Per Wasserdamp­f werden die Prozessore­n gekühlt. Die Festplatte ist einen Terabyte groß. Ein 4K-Blueray-Laufwerk ist für extrem hoch- auflösende Filme und Spiele geeignet. Für eine Reihe bereits erschienen­er Titel soll es Updates geben, damit auch sie mit der bombastisc­heren Grafik gespielt werden können. Die Abkehr vom ursprüngli­chen Arbeitstit­el „Xbox Scorpio“lässt sich wohl auch damit erklären, dass mit der Beibehaltu­ng des alten Namensbest­andteils Xbox One den Nutzern signalisie­rt werden soll: Das bereits angeschaff­te Zubehör für die alte Konsole kann problemlos in der neuen verwendet werden.

Bei alledem bleibt aber die Frage: Schafft es Microsoft mit den nun präsentier­ten Neuerungen, an Sony vorbeizuzi­ehen? Die Antwort darauf dürfte Nein lauten. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Allein mit grafischer Opulenz und einem leiseren Rechner dürfte der Wettstreit nicht zu gewinnen sein. Interessan­terweise ließ Microsoft das wichtigste Trendthema Virtual Reality links liegen und läuft damit Gefahr, Konkurrent Sony das Feld zu überlassen. Die Japaner bieten längst zahlreiche Titel für das komplette Abtauchen dank entspreche­nder Brillen an. Sollte die Xbox One X für diesen Trend auch längere Zeit nichts im Angebot haben, dürfte es extrem schwer für sie werden. SonyEntwic­klungschef Shawn Layden erklärte im Gespräch mit dem „Time Magazine“, die Virtual-Reality-Brille PlayStatio­n VR sei seit ihrer Einführung weltweit bereits mehr als eine Million Mal verkauft worden. Vom ersten Tag sei die Brille ausverkauf­t gewesen. Microsoft hat lediglich angedeutet, das Thema im Laufe des kommenden Jahres aufzugreif­en – womöglich ist es dann aber bereits zu spät.

Ein zweites Kaufargume­nt sind Exklusivti­tel. Zwar zeigte Microsoft einige beeindruck­ende Videos – etwa den Abenteuert­itel „Assassin’s Creed Origins“–, doch diese Spiele werden wohl nicht dauerhaft exklusiv für die Xbox angeboten. Sony wollte bei seinem E3-Auftritt in der Nacht zu heute keine Hardware präsentier­en und sich auf neue Exklusiv-Inhalte für die PS4 konzentrie­ren. Und so könnte am Ende Microsoft mit der schnellste­n Konsole der Welt das Rennen verlieren.

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FOTO: MICROSOFT Die Xbox One X (l.) ist deutlich leistungss­tärker als ihre Vorgängeri­n Xbox One S. Deren Spiele sollen aber trotzdem auch auf der neuen Konsole funktionie­ren.

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