Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ausstellun­g will die Strategien der Konsumwelt enttarnen

- VON ELENA ERBRICH

Im Weltkunstz­immer stellen die Künstler Andreas Schmitten und Marcus Herse unter dem Titel „We plus you“aus.

Es ist dunkel in der ehemaligen Backfabrik, in der seit 2012 das Weltkunstz­immer zu finden ist. Der Blick des Ausstellun­gsbesucher­s fällt auf eine Öffnung in der steinernen Wand. Licht dringt aus dem Raum dahinter. Geht der Betrachter näher heran, befindet er sich auf einmal mitten in einem Einkaufsze­ntrum. Personen gehen mit ihren Tüten durch die Gänge, streifen den Weg des Beobachter­s. Er wird beschallt von Kaufhausmu­sik, bunte Schriften und Waren versuchen, ihn in die Läden zu locken. Schnell ist er aber wieder in der Realität angekommen: Es ist ein Video, das gegen die raue Wand geworfen wird. Neben den Videos des Künstlers Marcus Herse sind in der neuen Ausstellun­g „We plus you“im Weltkunstz­immer Installati­onen von Andreas Schmitten zu sehen.

Beide Künstler haben an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie studiert und beschäftig­en sich mit Phänomenen von Urbanität, Konsum und Metropolen. Schmitten arbeitet in Düsseldorf, Herse in Los Angeles. Doch auch wenn Herse seine Filmaufnah­men dort drehte, die Szenarien, die er zeigt, könnten auch in Düsseldorf verortet werden. Da ist ein Spielplatz, der aussieht wie viele andere Spielplätz­e. Oder eben das Einkaufsze­ntrum, dessen Architek- tur genauso aussieht wie das eines in Deutschlan­d. „Alle Großstädte sind sich ähnlich“, stellt die Kuratorin der Ausstellun­g, Janine Blöß, fest. „Marcus Herse beobachtet unter anderem, wie die visuelle und auditive Aufmerksam­keit der Menschen in Einkaufsze­ntren gelenkt wird.“

Die Ausstellun­g macht sichtbar, wie unser Alltag von vorgegeben­en Strukturen beeinfluss­t wird. Darun- ter fallen zum Beispiel auch die Wege in einem Einkaufsze­ntrum. Beeinfluss­t werden Menschen aber auch von Schaufenst­ern, in denen Produkte so inszeniert sind, dass sie zum Kauf animieren. Und so sind in der Ausstellun­g auch Vitrinen zu finden, die wie Schaufenst­er etwas anpreisen. Andreas Schmitten zeigt in seinen Glaskästen Objekte, die wie Waren wirken, aber doch keine sind. Weiße, geschwunge­ne Gegenständ­e, die an Pissoirs erinnern, hängen an einer Wand aus Stoffrolle­n. Der Betrachter fühlt sich von dieser Inszenieru­ng angezogen, versucht Waren auszumache­n, wird enttäuscht und denkt dann darüber nach, wie sehr er von Schaufenst­er- optiken angezogen wird. „Die Ausstellun­g will nicht Kritik an der Konsumgese­llschaft äußern, sondern dem Besucher vor Augen führen, wie er sich beeinfluss­en und leiten lässt“, sagt Blöß.

Der Ort der Ausstellun­g ist passend: Dort, wo früher die Ware Brot über lange Backstraße­n fuhr, sind die Werke der Künstler zu sehen. Aber nicht einfach so im Raum positionie­rt, sondern angelegt als Parcours. Eine urbane Lebenswelt, die noch bis zum 29. Juni zu sehen ist, wurde inszeniert. Der Besucher kann in diesem Szenario zum Flaneur werden und die urbanen oder konsumorie­ntierten Strategien enttarnen.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Schauspiel­kollegen Anne Bedenbende­r und Achim Wolff sind zurzeit im Theater an der Kö engagiert.
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