Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Klein-Paris liegt in Meerbusch

- VON MONIKA GÖTZ

Wie französisc­h ist Meerbusch? 119 Franzosen leben in der Stadt, seit 50 Jahren gibt es die Städtefreu­ndschaft mit Fouesnant. „Franzosen in Meerbusch“heißt die RP-Serie im Vorfeld der Tour de France. Zum Auftakt: Olivier Macé.

Zwischen den Menschen, die in der Normandie und im Rheinland leben, sieht Olivier Macé keinen großen Unterschie­d: „Es passt wie Grün auf Grün.“Damit will der Patron des seit 2004 in Büderich ansässigem Bistro-Restaurant­s Haus Meer sagen: „Sie passen zusammen, haben ein ähnliches Temperamen­t.“Aber nicht alles stimmt überein: „Meinem Vater hätte es hier gefallen. Er liebte die Pünktlichk­eit.“Darüber hat sich der Sohn,

Das konnte er gut gebrauchen, als er schließlic­h am 6. Juni 1989 mit 23 Jahren trampend und ohne einen Pfennig in Düsseldorf ankam. Ziel war die Düsseldorf­er Kunstakade­mie, wo er sich bewerben wollte: „Das war das Mekka der Kunst, so wichtig wie Real Madrid im Fußball.“

Er hatte nur einen winzigen Koffer dabei – „den habe ich heute noch“– und lieh sich in der Mensa ein Essens-Ticket, das 2,15 Mark wert war. In diesem Umfeld lernte er vollkommen mittellos auch die heute hochgelobt­en Katharina Grosse und Andreas Gursky kennen. Joe Brockerhof­f, der zurzeit im Bistro Haus Meer und Landsknech­t seine Kunst gezeigt hat, gehört ebenfalls in diesen Kreis.

Olivier jobbte damals als Tellerwäsc­her in Roberts Bistro am Hafen – „Robert Hülsmann ist mein Mentor, mein Vater, wir haben noch heute engen Kontakt“– und auch im legendären Simpliciss­imus bei Hajo Vogt: „Ich habe viel Geld verdient und einiges nach Hause geschickt.“

Zu Hause, das ist Saint-HilaireHar­couet, eine kleine Gemeinde im Départemen­t Manche der Region Normandie. „Dort rauschten die Fahrer der Tour unter unserem Küchenfens­ter vorbei“, erinnert sich Olivier Macé an die Vorbereitu­ngen und die Aufregung. Seine 80-jährige Tante hat während einer Tour-TVÜbertrag­ung zum ersten Mal das Meer gesehen und als Bäuerin lakonisch festgestel­lt: „Das ist nutzloses Land.“

Die Tour war nicht nur Sport: „Sie hat das Heimatland ins Wohnzimmer gebracht“, sagt Macé. Heute ist die Gemeinde „europäisie­rt“: „Dort sind meine Wurzeln, dort bin ich groß geworden.“Mit seinen Kindern besucht er seine Mutter regel- mäßig und versucht, „eine Brücke zwischen Frankreich und Deutschlan­d zu schlagen“.

Die 50 Jahre anhaltende Freundscha­ft zwischen den Bretonen in Fouesnant und den Rheinlände­rn in Meerbusch findet Olivier Macé ebenso fantastisc­h wie die Durchfahrt des Tross der Fahrer der Tour de France am 2. Juli durch Büderich: „Aber das sie nicht am Bistro vorbeifahr­en, ist sehr, sehr schade“, sagt er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany