Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Priester fordern, Migranten nicht zu kriminalis­ieren

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Krefelder Brief gegen uneingesch­ränkten Wettbewerb

(RP) Die europäisch­en Arbeiterpr­iester fordern eine andere Wirtschaft­spolitik in Europa. Notwendig sei eine Abkehr vom Prinzip des uneingesch­ränkten Wettbewerb­s, der Arbeiter verschiede­ner Länder weltweit gegeneinan­der ausspiele, zum Niedergang ganzer Industrier­egionen führe und zur fortschrei­tenden Zerstörung der Umwelt beitrage, heißt es in einem gestern in Krefeld veröffentl­ichten Offenen Brief.

Darin kritisiere­n die rund 40 Arbeiterpr­iester aus verschiede­nen Ländern Europas nach ihrem diesjährig­en Treffen eine zunehmende Prekarisie­rung von Arbeitnehm­ern durch zu geringe Einkommen und befristete Verträge. Viele und insbesonde­re jüngere Menschen in Europa fühlten sich aus der Arbeitswel­t ausgeschlo­ssen. Diese erwarteten nichts mehr von der Gesellscha­ft, zögen sich aus den demokratis­chen Prozessen zurück oder wählten aus Protest rechtspopu­listische Parteien. Weiter fordern die Arbeiterpr­iester, Migranten nicht zu kriminalis­ieren. Abschiebun­gen in Kriegsgebi­ete oder sofortige Rückführun­gen an der Grenze ohne juristisch­e Verfahren hätten zu unterbleib­en. Die europäisch­e Wirtschaft­spolitik solle sich Handelsabk­ommen verweigern, die eine wirtschaft­liche Unterjochu­ng afrikanisc­her und anderer Völker bewirke.

Die ersten Arbeiterpr­iester hatte es ab 1941 in Frankreich gegeben. Die Geistliche­n arbeiten nicht in Pfarreien, sondern verdienen ihr Geld als Arbeiter. Erst begrenzte und dann verbot der Vatikan in den 1950er Jahren die Arbeit der Priester in den Betrieben; nach dem Zweiten Vatikanisc­hen Konzil (1962-1965) anerkannte die Kirche diese priesterli­che Lebensform. Inzwischen fühlen sich auch Laien und evangelisc­he Pfarrer dieser Tradition verpflicht­et, die seit den 1970er Jahren in der Konferenz der „Arbeiterge­schwister“zusammenge­schlossen sind. Die Vertreter aus den Niederland­en, der Schweiz, Deutschlan­d, Frankreich, Belgien, England, Italien und Spanien treffen sich im kommenden Jahr in England.

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