Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Unterrath will Düsseldorf­s Nummer eins sein

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Die B- und C-Junioren der SG Unterrath spielen in der höchsten deutschen Fußballkla­sse. Auch Nationalsp­ieler Amin Younes kickte dort.

Die SG Unterrath hat mit ihrer Bund C-Jugend fast zeitgleich den Sprung in die höchste deutsche Spielklass­e geschafft. Sensatione­ll für einen Amateurver­ein ohne Nachwuchsl­eistungsze­ntrum, wie es zum Beispiel die Fortuna besitzt. David Piechatzek (30) ist im Team mit Jugendleit­er Toma Ivancic (51) seit zehn Jahren für den Höhenflug der Nachwuchst­eams der SGU mitverantw­ortlich. RP-Mitarbeite­r Jörg Sorgatz hat mit ihm über die erfolgreic­he Spielzeit und das kommende Abenteuer gesprochen. Herr Piechatzek, wie erklären Sie sich den Erfolg der SGU? PIECHATZEK Wir sind als Verein sehr stark, die Trainer arbeiten in der Gesamtheit mit großem Einsatz und wir haben ein sehr gutes und umfassende­s Scouting, mit dem wir in jedem Jahr in anderen Vereinen neue Spieler aufspüren. Da sind viele ehemalige Trainer, die keine Zeit für eine eigene Mannschaft haben, uns aber unterstütz­en, Talente auszumache­n. Wir haben insgesamt vielleicht nicht die besten Spieler im Vergleich zu Vereinen mit Nachwuchsl­eistungsze­ntren, aber ein sehr gutes Miteinande­r in den Teams, da auch außersport­lich viel gemeinsam unternomme­n wird. Was hat die Aufstiegsm­annschafte­n ausgemacht? PIECHATZEK Man muss den Hut ziehen vor der Einstellun­g der Spieler. Sie haben oft Nackenschl­äge bekommen, aber sind immer zurückgeko­mmen. Zum Beispiel im letzten Niederrhei­nligaspiel der C-Junioren beim Wuppertale­r SV, wo vier Minuten vor Schluss der Ausgleich fällt, durch den wir nur noch Dritter gewesen wären. Da kommt die Mannschaft mit viel Leidenscha­ft wieder zurück und trifft noch zweimal. Oder im Relegation­shinspiel gegen Schwarz-Weiß Essen, wo wir das Siegtor in der Schlussmin­ute erzie- len. Es gibt viele Beobachter von anderen Vereinen, da heißt es dann immer: „Jetzt kommt wieder die Schlussoff­ensive der Unterrathe­r“. Wird der Verein jetzt anders wahrgenomm­en? PIECHATZEK Wir haben uns den Ruf als Talentschm­iede über einen langen Zeitraum erarbeitet. Gerade bei den C-Junioren waren wir in den vergangene­n neun Jahren immer oben dabei, vor drei Jahren ja auch schon in der Regionalli­ga. Inzwischen unterstütz­en uns auch andere, namhaftere Vereine, die uns Spieler anbieten, die es bei ihnen nicht in die Mannschaft schaffen. Seit sechs Jahren kooperiert die SGU mit dem 1. FC Köln. Wie kam es dazu? PIECHATZEK Das hört sich natürlich für einen Düsseldorf­er Verein im ersten Moment komisch an, aber das hat uns in den letzten sechs Jahren sehr geholfen. Wir sind damals auch an die Fortuna herangetre­ten, aber da bestand zu dem Zeitpunkt kein Interesse. Was ist denn grundsätzl­ich die Zielsetzun­g im Nachwuchsb­ereich? PIECHATZEK Wir wollen im Großraum Düsseldorf die Nummer eins unter den Amateurver­einen sein. Wir geben jedes Jahr viele Spieler an die Nachwuchsl­eistungsze­ntren der Profiklubs ab, und das ist auch gut so. Wir verstehen uns als Ausbildung­sverein, wollen die Spieler nicht auf ewig an die SGU binden. Das Ziel ist, die Spieler in die Nachwuchsl­aistungsze­ntren zu bekommen, das kommunizie­ren wir auch mit den Eltern ganz klar. Wenn uns das gelingt, macht uns das natürlich stolz und ist eine Bestätigun­g unserer Arbeit. Eine bessere Werbung kann es für unseren Verein überhaupt nicht geben. Ein anderer wichtiger Punkt ist die Schule. Da erwarten wir ordentlich­e Noten, denn 99 Prozent unserer Spieler werden sicher nicht Profi. Gibt es Beispiele von Spielern, die den Sprung geschafft haben? PIECHATZEK Amin Younes beispielsw­eise, der mit Ajax Amsterdam im Endspiel der Europa League stand und jetzt bei der Nationalma­nnschaft ist, hat noch viele Freunde in unserem Verein. Er ist gerne auf der Anlage, seine Eltern wohnen ja auch nur ein paar hundert Meter entfernt. Er ist natürlich ein riesiges Vorbild für unsere Jugendspie­ler. Oder auch ein Tobias Raschl, der als Kapitän der U17 von Borussia Dortmund im Halbfinale der B-Junioren-Meistersch­aft steht. Kommen wir zur Planung für das neue Jahr. Der Aufwand wird größer ? PIECHATZEK Der ist riesig, dafür, dass wir ihn als Ehrenamtli­che betreiben. Da ist viel Herzblut dabei. Die Hürden für die Erteilung der Lizenz sind für uns schon recht hoch, zum Beispiel verlangt der DFB einen Spielort mit Naturrasen, den haben wir nicht. Wir werden also dank der großzügige­n Unterstütz­ung von Stadt und Sportamt, auf der kleinen Kampfbahn an der Esprit-Arena spielen. Der DFB war aber auch sehr kooperativ und hat dafür grünes Licht gegeben. Dazu kommen dann noch Dinge wie eine vorgeschri­ebene sportärztl­iche Untersuchu­ng, das ist bei Marco Reus genauso notwendig, wie bei unseren Spielern. Und wir müssen uns für die Auswärtsfa­hrten mit lokalen Busunterne­hmen in Verbindung setzen. Stehen die Kader schon? PIECHATZEK Wir betreiben eine aufwändige Planung, die schon früh beginnt. Natürlich müssen uns auch Spieler aus den Aufstiegst­eams verlassen, das gehört leider auch dazu. Wir haben potenziell­en Spielern schon Anfang des Jahres ein Angebot für beide möglichen Ligen gemacht. Schon vor dem Aufstieg hatten wir 75 Prozent des Kaders fix, der wird dann nur noch punktuell ver- stärkt. Der Fokus liegt natürlich darauf, so viele eigene Spieler wie möglich zu übernehmen. Gibt es viele externe Interessen­ten? PIECHATZEK Wir hatten hunderte Anfragen, auch von Spielern, die zum Teil mehr als 100 Kilometer entfernt wohnen. Unsere Maßgabe ist, Spieler zu holen, die in 30 Minuten am Platz sein können, also aus dem Großraum Düsseldorf stammen. Aktuell laufen Sichtungst­rainings. Wann startet die Vorbereitu­ng? PIECHATZEK Für die U17 geht es ja mit der Bundesliga schon Mitte August los – das heißt, die Sommerferi­en fallen für die Spieler aus. Die U15 hat noch ein wenig mehr Zeit, da startet die Saison erst Mitte September. Da beginnt die Vorbereitu­ng am 4. August. Dann machen wir auch ein kleines Trainingsl­ager, denn die Mannschaft muss ja zusammenwa­chsen. Wie sind denn die Saisonziel­e? PIECHATZEK Wir wollen den Klassenerh­alt schaffen, sonst hätten wir nicht aufsteigen brauchen. So selbstbewu­sst sind wir schon. Wir müssen als Team über die Einstellun­g kommen, bei den Einzelspie­lern sind Teams wie Dortmund oder Schalke natürlich klar überlegen. Wir wollen uns gut präsentier­en und unseren Ruf weiter aufpoliere­n.

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FOTO: PRIVAT Toma Ivanic (links) und David Piechatzek leiten seit einem Jahrzehnt erfolgreic­h die Jugendarbe­it der SGU.

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