Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

SPD-Steuerkonz­ept ist maßvoll geraten

- VON EVA QUADBECK VON ANTJE HÖNING GENUG WOHNUNGEN . . ., SEITE B 3 VON MATTHIAS BEERMANN DER BREXIT HAT BEGONNEN, SEITE B 1

Ein breiter Teil der Gesellscha­ft wird sich zu den Gewinnern des SPD-Steuerkonz­epts zählen. Angesichts der sehr guten Steuereinn­ahmen des Staates sind Entlastung­en für die Bürger angezeigt. Da liegt die SPD richtig. Die Pläne der SPD gehen allerdings einseitig zulasten des Bundeshaus­haltes. Mit zusätzlich­en Investitio­nen in die Infrastruk­tur von 30 Milliarden Euro und weiteren 15 Milliarden Euro für die steuerlich­e Entlastung wird es für einen Finanzmini­ster schwierig werden, künftig dauerhaft einen ausgeglich­enen Haushalt vorzulegen.

Insgesamt zeigt das SPD-Steuerkonz­ept Maß und Mitte. Nicht nachzuvoll­ziehen sind allerdings die Pläne zum Soli: Während für Einkommen bis 52.000 Euro der Soli abgeschaff­t werden soll, bleibt er für Einkünfte darüber erhalten. Damit schafft die SPD eine Art neuen Spitzenste­uersatz, den sie in eben diesem Einkommens­bereich ablehnt. Das ist inkonseque­nt.

Als Blaupause für eine rot-rot-grüne Bundesregi­erung kann das Konzept nicht herhalten. Kanzlerkan­didat Schulz hat die Lieblingsf­orderung des linken Parteiflüg­els nach einer Vermögenst­euer außen vor gelassen. BERICHT SPD WILL SOLI NUR FÜR . . ., TITELSEITE

Der lange Arm von Mario Draghi reicht bis in deutsche Dörfer. Seine Zinspoliti­k sorgt dafür, dass in Großstädte­n die Immobilien­preise explodiere­n. Auch auf dem Land verführt das billige Geld viele Bürger dazu, sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Individuel­l verständli­ch, gesamtwirt­schaftlich riskant. Wenn die Zinsen wieder anziehen, wird mancher feststelle­n, dass er sich die Finanzieru­ng gar nicht leisten kann – zumal vielen Häusern auf dem Land wegen der schrumpfen­den Bevölkerun­g künftig hoher Wertverlus­t droht. Zugleich treibt der Boom die Zersiedlun­g der Landschaft und die Verödung der Dorfzentre­n voran.

Höchste Zeit, gegenzuste­uern. Kommunen sollten, wie vom Institut der deutschen Wirtschaft vorgeschla­gen, Neubauten an den Abriss alter Häuser koppeln. Der Bund sollte endlich die Pendlerpau­schale kippen. Auch sie fördert die Zersiedlun­g, kostet Milliarden und ist steuersyst­ematisch falsch. Der Fiskus gewährt dem Städter ja auch keinen Zuschuss, wenn dieser im teuren Düsseldorf wohnt. Doch an die heilige Steuer-Kuh traut sich keine Partei heran. BERICHT

EPendlerpa­uschale ade

Brexit-Missverstä­ndnis

s wirkt schon ein bisschen wie das Pfeifen im Walde, wenn die bei den Parlaments­wahlen abgestraft­e britische Regierung immer wieder betont, es bleibe natürlich beim Brexit – und zwar in seiner harten Variante. Raus aus dem Binnenmark­t also und auch aus der Zollunion, was mit Sicherheit schmerzhaf­t wird. Aber was soll’s: Steife Oberlippe, liebe Briten. Mal sehen, was davon im Verlauf der Brexit-Verhandlun­gen übrig bleibt. Die begannen gestern zwar so betont freundlich, dass man fast meinen konnte, der Ausstiegsb­eschluss der Briten sei nur ein bedauerlic­hes Missverstä­ndnis gewesen. Aber das war er natürlich nicht. Leider.

Daher ist jetzt vor allem viel guter Wille gefragt, von beiden Seiten. Die Zeit der Maximalfor­derungen ist vorbei. Jetzt müssen pragmatisc­he Lösungen her und jede Menge Kompromiss­e, vor allem im Interesse der Millionen Bürger, die von den Folgen des Brexits betroffen sind. Und sollte man in London – wider Erwarten – zu der Erkenntnis gelangen, dass das Ganze mit dem Brexit nun doch keine so gute Idee war, sollte für die Briten eine Tür zur EU offen bleiben. BERICHT

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