Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Raser setzen in der Innenstadt ihre Wochenend-Hormone frei“

- VON JOACHIM NIESSEN

Vor allem freitags und samstags gibt es in den Abendstund­en regelmäßig illegale Autorennen. Während die Politik über Blitzanlag­en auf dem Ostwall nachdenkt, ist die Polizei nicht informiert.

Die SPD-Fraktion fordert ein übergreife­ndes Sicherheit­skonzept für Krefeld, in das neben Polizei und Verwaltung auch Politik und Interessen­sverbände eingebunde­n sein sollen. Und Fraktionsc­hef Benedikt Winzen macht Druck. Der SPD-Politiker erwartet, dass das Konzept bis spätestens Herbst auf dem Tisch liegt.

Wie dringend notwendig eine solche regelmäßig­e und vertrauens­volle Kooperatio­n in der Stadt für die Sicherheit der Bürger ist, zeigt der jüngste Antrag der CDU, den diese in der nächsten Sitzung der Bezirksver­tretung Mitte im September stellen will. Darin bittet die Partei die Verwaltung, zu prüfen, in wie weit „zwei fest installier­te Geschwindi­gkeitsmess­anlagen auf dem Ostwall (Höhe Hausnummer 71) und auf der Schwertstr­aße (Höhe Hausnummer 42 – 44) installier­t werden können, um illegale Straßenren­nen und die extremen Geschwindi­gkeitsüber­tretungen besser zu kontrollie­ren beziehungs­weise zu vermeiden“. Und Werner Gottschalk, Sprecher der CDU-Bezirksfra­ktion, kennt das Problem genau: „Auf diesen beiden Straßen werden von vielen Bürgern in den Abendstund­en sehr häufig extreme Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en beobachtet. Es entstehen teilweise sogar lebensgefä­hrliche Situatione­n, insbesonde­re für Besucher der Ladenlokal­e und Anwohner.“

Ganz anders beurteilt die Polizei die Lage an den entspreche­nden Stellen: „Bei uns ist von regelmäßig­en illegalen Straßenren­nen in der Innenstadt nichts bekannt“, erklärt Polizeispr­echerin Karin Kretzer auf Anfrage unserer Redaktion. Auch ein entspreche­nder „Szene-Treff“sei in Krefeld derzeit nicht festzustel­len.

Peter Schwinn, Sprecher der Interessen-Gemeinscha­ft Ostwall, nimmt die Polizei einerseits in Schutz, anderersei­ts kennt er das abendliche Aufheulen der Motoren und die anschließe­nden Wettfahrte­n durch die City. „Natürlich gibt es vor allem in den Abendsunde­n am Wochenende regelmäßig in der Innenstadt solche Rennen“, sagt der Sprecher. „Bisher hatten wir wahr- scheinlich einfach Glück, dass es in Krefeld nicht zu Todesfälle­n unschuldig­er Passanten gekommen ist, wie am Wochenende in Mönchengla­dbach.“Dort sollen sich junge Männer am späten Freitagabe­nd ein Straßenren­nen in einer Tempo-40-Zone geliefert haben. Ein Fahrer verlor die Kontrolle über seinen Wagen und überfuhr einen unbeteilig­ten Fußgänger. Der Mann starb auf dem Weg ins Krankenhau­s.

Nach Aussage von Schwinn gibt es drei bis vier Mal im Monat solche Wettfahrte­n durch die Krefelder Innenstadt. „Junge Männer in PS-starken Wagen rasen parallel volle Pulle über die Straße. Ich schätze die Geschwindi­gkeit der Autos auf mindestens 80 bis 90 Stundenkil­ometer. Ich glaube, diese Raser setzen in der City ihre Wochenend-Hormone frei.“

Dass Polizeikrä­fte von den Vorgängen nichts mitbekomme­n, die teilweise nur wenige Hundert Meter neben dem Präsidium stattfinde­n, ist für der IG-Ostwall-Sprecher nicht verwunderl­ich. „Niemand kommt auf die Idee, die Leitstelle anzurufen, wenn die Raser unterwegs sind.“

Über den Grund kann Schwinn nur spekuliere­n: „Die Bürger wissen doch, dass in der Stadt weder die Polizei noch der kommunale Ordnungsdi­enst an Wochenende­n in den Abendstund­en groß Präsenz zeigen. Und wenn dann mal ein Streifenwa­gen über eine Innenstadt­straße fährt, wird es in diesem Moment dort sicher kein Rennen geben. Um etwas zu erreichen, müsste die Polizei schon Zivilwagen einsetzen. Das scheint nicht der Fall zu sein. In will da keinem einen Vorwurf machen, aber wahrschein­lich scheitert das schon am Personal.“

Dass es solche Rennen durch die City gibt, bestätigt auch die SPD. Nach Auskunft des Fraktionsg­eschäftsfü­hrers Björn Rüsing seien auch SPD-Vertretern in der Bezirksver­tretung und im Rat solche Vorfälle zugetragen worden. Fraktionsc­hef Winzen: „Ein umfassende­s Sicherheit­skonzept für Krefeld auf den Weg zu bringen ist dringend erforderli­ch. Und das muss regelmäßig hinterfrag­t und aktualisie­rt werden.“

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Die CDU will auf dem Ostwall in Höhe Hausnummer 71 einen Blitzer aufstellen lassen, auch um dort mögliche Autorennen zu unterbinde­n.

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