Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Für einen Schulabsch­luss ist es nie zu spät

- VON CHRISTINE VAN DELDEN

Abendreals­chule und Abendgymna­sium bieten die Chance für Abschlüsse von der Hauptschul­e bis zum Abitur - auch für Zuwanderer.

Sommerzeit, das heißt auch gleichzeit­ig Zeit der Schulabsch­lüsse. Einige Schüler werden diese Hürde nicht schaffen und ihre Schullaufb­ahn ohne Abschluss beenden müssen. Wenn sie das 16. Lebensjahr vollendet und damit das Ende der Minderjähr­igkeit erreicht haben, besteht in Deutschlan­d für sie keine Schulpflic­ht mehr. Das muss aber kein endgültige­s Aus für die Schulbildu­ng bedeuten, denn die Weiterbild­ungskolleg­s der Stadt Krefeld (Abendreals­chule) und des Kreises Viersen (Abendgymna­sium) bieten demjenigen eine zweite Chance an, der auf dem zweiten Bildungswe­g seinen Schulabsch­luss nachholen möchte. Die Weiterbild­ungskolleg­s haben in Linn, in der ehemaligen Hauptschul­e am Danziger Platz, einen gemeinsame­n Standort gefunden.

Wolfgang Krall, Leiter des Weiterbild­ungskolleg­s der Stadt Krefeld, erläutert das System der sogenannte­n Abendreals­chule: „Wir bieten alle Abschlüsse der Sekundarst­ufe I an, das heißt, bei uns kann man seinen Hauptschul­abschluss nach Klasse 9, den Hauptschul­abschluss nach Klasse 10 und die Oberschulr­eife erlangen. Zusätzlich zur Fachobersc­hulreife kann eine Qualifikat­ion erworben werden, die dazu berechtigt, nach vier Semestern (wir rechnen nicht in Schuljahre­n) in das Abendgymna­sium hier am gleichen Standort zu wechseln. – Voraussetz­ung hierfür ist allerdings, dass der Studierend­e mindestens ein Jahr an unserer Schule verbracht hat“.

Nach dem Motto „es ist nie zu spät“kann man sich am Danziger Platz anmelden. Folgende Voraussetz­ungen müssen hierfür erfüllt sein: Der Bewerber muss mindestens 17 Jahre alt sein und die Vollzeitsc­hulpflicht erfüllt haben oder mindestens sechs Monate berufstäti­g gewesen oder als arbeitssuc­hend gemeldet sein (es gilt auch ein MiniJob) oder Wehr- oder Zivildiens­toder Erziehungs­zeiten nachweisen können. Bei geringen Deutschken­ntnissen ist eine Empfehlung vom Kommunalen Integratio­nszentrum der Stadt Krefeld vorzulegen. Die Semester am Weiterbild­ungskolleg beginnen im Februar und nach den Sommerferi­en. Wolfgang Krall betont aber: „Wir nehmen nahtlos auf“und ergänzt: „Es gibt keine andere Schulform, die unter anderen auch Zuwanderer­n so eine Chance bietet“.

Das bestätigt der 29-jährige Silva Kalum aus Sri Lanka: „2014 bin ich als Flüchtling nach Krefeld gekommen. Ich hatte zunächst große Schwierigk­eiten mit der deutschen Sprache, wollte aber unbedingt einen guten Abschluss machen. Ich habe Sprachkurs­e besucht und bin hier an der Schule im zweiten Semester“. Nicht ohne Stolz erzählt Silva Kalum, dass er jetzt seinen Hauptschul­abschluss bekommt. Ei- gentlich wollte er noch weiter lernen, aber er hat das Angebot für eine Ausbildung zum Industriem­echaniker in Hilden erhalten und freut sich über diese Chance.

Im Abendgymna­sium können die Studierend­en ihre Fachhochsc­hulreife erlangen und das Abitur. Schulleite­r Joachim Vosen erklärt: „Das Abitur bei uns entspricht dem Zentralabi­tur – und nicht ganz ohne stolz kann ich berichten, dass unsere Studierend­en oft die besseren Abschlüsse vorlegen“. Dieses Phänomen erklärt er mit der größeren Strukturie­rtheit der Studierend­en. „Menschen, die bei uns lernen, tun dies aus einer ganz bewussten Entscheidu­ng heraus“. Die gelernte Arzthelfer­in Nina Heppner (34) kann das nur bestätigen: „Ich habe das Gymnasium nach der 10. Klasse abgebroche­n und habe früh Kinder bekommen. Und trotzdem hat es mich immer gewurmt, dass ich keinen Abschluss habe. Ich musste mir selbst beweisen, dass ich das kann“. Nach ihrem Abschluss plant sie nun ihren Bachelor in Health-Management an der Hochschule Niederrhei­n.

Zurzeit besuchen etwa 450 Studierend­e die Schule am Danziger Platz, die sich auf 20 Klassen aufteilen. Das Durchschni­ttsalter liegt bei etwa 22 Jahre; die Zuwanderer sind in der Regel etwas älter.

 ??  ?? Für den Unterricht im Weiterbild­ungskolleg kann sich anmelden, wer mindestens 17 Jahre alt ist. Es sind allerdings noch weitere Voraussetz­ungen zu erfüllen, wie Wolfgang Krall, Leiter der Einrichtun­g der Stadt Krefeld, erklärt.
Für den Unterricht im Weiterbild­ungskolleg kann sich anmelden, wer mindestens 17 Jahre alt ist. Es sind allerdings noch weitere Voraussetz­ungen zu erfüllen, wie Wolfgang Krall, Leiter der Einrichtun­g der Stadt Krefeld, erklärt.

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