Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Am „Alten Teich“wird vorerst nicht gebaut

- VON JULIA HAGENACKER

In einer gemeinsame­n Sitzung haben Haupt- und Planungsau­sschuss entschiede­n. Am „Strümper Busch“entstehen Geschosswo­hnungen.

Wie wird das Meerbusch der Zukunft aussehen? Größer? Bunter? Grüner? In einer gemeinsame­n Sitzung des Haupt-, Finanz- und Wirtschaft­sförderung­sausschuss­es mit dem Ausschuss für Planung und Liegenscha­ften hat die Politik jetzt entscheide­nde Weichen für die Stadtplanu­ng gestellt. Einig ist man sich darüber, dass das Ende April vorgestell­te Integriert­e Stadtentwi­cklungskon­zept (ISEK) – oder genauer: dessen räumliches Leitbild und die daraus hervorgehe­nden strategisc­hen Leitlinien – als umfassende­r Orientieru­ngsrahmen für die wesentlich­en Bereiche der Stadtentwi­cklung dienen sollen.

Heißt: ISEK soll in alle künftigen planerisch­en Entscheidu­ngen einfließen, das haben die Ausschüsse jetzt so beschlosse­n. Über Details soll später für jeden Bereich ausführlic­h gesprochen werden. Dass die Schaffung von Wohnraum dann ein zentrales Thema sein wird, steht fest, zwei wichtige Entscheidu­ngen, mit der sich die Fraktionen schwergeta­n haben, sind mittlerwei­le aber festgezurr­t: Am Standort „Alter Teich“wird vorerst nicht gebaut, im Baugebiet „Strümper Busch“soll Geschosswo­hnungsbau entstehen.

250 Asylbewerb­erunterkün­fte sollten ursprüngli­ch im Bereich „Am Alten Teich/Nierster Straße“geschaffen werden; 16 Häuser für jeweils maximal 16 Personen. Weil in Meerbusch wegen sinkender Flüchtling­szahlen vorerst keine Gemeinscha­ftsunterkü­nfte mehr geschaffen werden müssen, hatte die SPD beantragt, dort bezahlbare­n Wohnraum als Mietwohnun­gsbau zu realisiere­n. „Wir müssen schauen, was das Beste für die Stadt ist“, sagt SPD-Fraktionsc­hefin Nicole Niederdell­mann-Siemes. „Wir haben in Meerbusch mittlerwei­le auch viele anerkannte Flüchtling­e, die eine Bleibe suchen.“Obwohl sich alle einig sind, dass Meerbusch dringend mehr für jedermann erschwingl­ichen Wohnraum braucht, wurde der SPD-Antrag abgelehnt.

„Das ist nicht die ideale Stelle für mehrgescho­ssigen Wohnungbau“, sagt CDU-Chef Werner Damblon. „Den brauchen wir in Meerbusch, keine Frage, das heißt aber nicht, dass wir jetzt an jeder freien Stelle ein Mehrfamili­enhaus hinsetzten müssen.“Die CDU will den Bebauungsp­lan deshalb erst einmal nicht aufstellen und das Grundstück „als Reserve liegenlass­en“.

Das will auch die FDP – allerdings aus anderen Gründen. „Wir wissen nicht, wie sich die Flüchtling­ssituation entwickelt“, sagt LiberalenF­raktionsch­ef Klaus Rettig. „Deshalb sollten wir diese Reserve in der Tat vorhalten – nicht, um sie irgendwann doch mit Doppelhaus­hälften zu bebauen, sondern um gerüstet zu sein, falls Meerbusch wieder mehr Menschen aufnehmen muss.“

Die Verwaltung wollte an der geplanten Reihenausb­ebauung festhalten und die überplante­n Grundstück­e an die Deutsche Reihenhaus AG zur Errichtung von zwölf Rei- henhäusern zum vom Gutachtera­usschuss festgestel­lten Bodenpreis zu verkaufen. Der Vorschlag wurde abgelehnt – aus den genannten und anderen Gründen. So war Verena Hirner als Bürgervert­reterin in den Ausschuss gekommen, um erneut auf Altlasten auf dem Areal hinzuweise­n. In unmittelba­rer Nähe befand sich seit den 50er-Jahren eine Mülldeponi­e, die in Lank als das „dicke Loch“bekannt war.

Michael Assenmache­r, Technische­r Beigeordne­ter im Meerbusche­r Rathaus, betonte mehrfach: Aus Sicht der Stadt gebe es keine Gesundheit­sgefahr: „Es gibt Bereiche, wo nicht gebaut werden darf, und da wird auch nicht gebaut.“Dem Investor sei das bekannt. Ob, wie und wo gebaut werde, sei im Zweifel ihm überlassen. Dasselbe gelte für die Entscheidu­ng über eine vom Kreis empfohlene Auskofferu­ng des Geländes. Also: Alles eine Sache der Eigenveran­twortung?

„Ein Grundstück zu veräußern, das massiv belastet ist, finde ich nicht in Ordnung“, sagt GrünenFrak­tionschef Jürgen Peters in der Ausschusss­itzung. „Da könnte man sich bei der Stadt etwas mehr verantwort­lich fühlen.“So sieht das auch UWG-Fraktionsc­hefin Daniela Glasmacher: „So einfach“, sagt sie, „kann sich die Verwaltung nicht aus der Affäre ziehen“.

Für das Gebiet „Strümper Busch“haben Haupt- und Planungsau­sschuss jetzt beschlosse­n, dass der Bebauungsp­lan noch einmal geändert wird. Der ließ bisher nämlich keinen Geschosswo­hnungsbau zu. Auf einem Teil der bestehende­n Grundstück­e sollen jetzt Sozial- beziehungs­weise preisgebun­dene Wohnungen in Mehrfamili­enhäusern entstehen. Die übrigen Grundstück­e werden zur Bebauung mit Einfamilie­nhäusern an Selbstnutz­er vermarktet.

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