Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Heinz Erhardt vor der Zoo-Scheune

- VON MOJO MENDIOLA

Michael Ophelders konnte mit seiner Vorlesung über den großen Humoristen nicht überzeugen.

Die Vorlesung des Professors Max Busch, verkörpert durch Michael Ophelders, über den großen Humoristen Heinz Erhardt stand nicht unter dem besten Stern. Nieselrege­n nässte die im Freien vor der ZooScheune aufgebaute­n Stuhlreihe­n ein, und der Vortragend­e erschien erst mit satter Verspätung, nachdem Winni Slüters an seinem ElektroPia­no schon eine ganze Weile allein für die Unterhaltu­ng des Publikums gesorgt hatte.

Und als Ophelders dann endlich die Bühne enterte, machte er keine gute Figur. Es wurde einfach nicht die augenzwink­ernd „wissenscha­ftliche“Vorlesung, die er angekündig­t hatte. Anstatt zu erklären, auf welche Weise Erhardt seine Komik erzielte, welche Stilmittel er einsetzte, welche Tricks er sich bei seinen Vorbildern Kästner und Ringelnatz abgeschaut hatte, versuchte Busch sich selbst darin, sie in seinen Anmoderati­onen der „Fallbeispi­ele“zu benutzen – mit weitaus weniger Talent als der Meister aus Riga.

Immerhin, das „Teekesselc­hen“und der Schüttelre­im als Begriffe fielen mehrmals beiläufig, das Zeugma und andere dagegen nicht. Stattdesse­n zwängte er sie in inflationä­rer Dichte in seine eigenen Sätze und lachte währenddes­sen unaufhörli­ch über sich selbst.

Erhardt hätte nur kokett bemerkt: „Was bin ich wieder für ein Schelm!,“und das Publikum lachen lassen. Auch unterbrach er sich mindestens so oft wie Piet Klocke – nur, dass der damit seine Pointen erzielt, während Ophelders fast alles schreddert­e, was ein Lacher hätte werden können. Der Versuch, das Gedicht „Die Made“gemeinsam mit dem Publikum zu deklamiere­n, endete mit fast so vielen Unterbrech­ungen durch Ophelders, wie es Worte hat. Da starb nicht nur das Madenkind. Von Erhardts Wilhelm Tell-Parodie auf den Wencke Myhre-Hit „Beiß nicht gleich in jeden Apfel“zu kommen, den nicht Erhardt, sondern Hans-Bernd Blum geschriebe­n hat, und diesen dann auch noch zu singen, verdient den Kommentar „Thema verfehlt“, und das gilt auch für Bill Ramseys „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“aus der Feder des Duos Gietz/Bradtke.

Hat Heinz Erhardt nicht selbst genug gelungene Lieder hinterlass­en? Nach der Pause allerdings, als hätte ihm jemand die Leviten gelesen, wurde es erheblich genießbare­r. Ophelders hörte auf, hektisch herumzusto­ttern und über sich selbst zu lachen, sondern brachte ein gewisses Maß an Linie in seinen Vortrag.

Die Gedichte wurden jeweils an einem Stück rezitiert, zum Beispiel „Der Tauchenich­ts“und „König Erl“und das wunderbare Liebesgedi­cht „Was wär ein Apfel“. Auch das Lied „Herr Ober, bitte zweimal eine Bockwurst“gelang ihm überzeugen­d. Er imitierte nicht, sondern brachte die Werke mit eigenem Ton ansprechen­d zu Gehör.

Und er ließ auch den ernsthafte­n Erhardt zu Wort kommen mit seinem Gedicht „Weihnachte­n 1944“: „Vielleicht gibt’s doch richtigen Frieden auf Erden? Vielleicht gerade jetzt? - Aber wo?“

 ?? FOTO: MARK MOCNIK ?? Als Professor Max Busch wollte Michael Ophelders sein Publikum vor der Zooscheune mit einer „wissenscha­ftlichen“Vorlesung über Heinz Erhardt unterhalte­n. Doch sein Auftritt, der mit Verzögerun­g begann, stand unter keinem guten Stern.
FOTO: MARK MOCNIK Als Professor Max Busch wollte Michael Ophelders sein Publikum vor der Zooscheune mit einer „wissenscha­ftlichen“Vorlesung über Heinz Erhardt unterhalte­n. Doch sein Auftritt, der mit Verzögerun­g begann, stand unter keinem guten Stern.

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