Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

CDU will Familien entlasten

- VON EVA QUADBECK

Die Union will in ihrem Wahlprogra­mm über die angekündig­te Steuerentl­astung von 15 Milliarden Euro hinausgehe­n. Bei der Ehe für alle spricht sich die Kanzlerin für eine Gewissense­ntscheidun­g aus.

BERLIN Das Programm der Union zur Bundestags­wahl soll deutliche Entlastung­en für Familien enthalten. Dabei wollen CDU und CSU über die bisher geplanten 15 Milliarden Euro hinausgehe­n. Vorgesehen sind ein deutlich höherer Kinderfrei­betrag und ein Baukinderg­eld. Das erfuhr unsere Redaktion aus Kreisen der CDU-Spitzengre­mien.

Während die SPD am Sonntag in Dortmund ihr Bundestags­wahlprogra­mm verabschie­dete, saß in Berlin das CDU-Präsidium zusammen. Am heftigsten diskutiert wurde über steuerlich­e Entlastung­en und die Frage, wie man jungen Familien helfen kann. Der Plan für das Wahlprogra­mm sieht nach Informatio­nen unserer Redaktion nun vor, dass die Bürger bei der Lohn- und Einkommens­teuer um 15 Milliarden Euro entlastet werden sollen.

Dafür sollen die Steuertari­fe angepasst werden. Der Spitzensat­z soll höher als (wie bisher) bei rund 54.000 Euro jährlich einsetzen. Die „Süddeutsch­e Zeitung“berichtete, die neue Grenze liege bei 60.000 Euro. Nach Angaben der „Welt“soll die „Reichenste­uer“von 45 Prozent ab 232.000 Euro Jahreseink­ommen für Ledige greifen und nicht erst wie bisher ab 250.731 Euro. Kompensier­t würde das durch eine Einschränk­ung der „kalten Progressio­n“.

Intensiv diskutiert­e die CDU auch über den Soli. Bislang hatte die Kanzlerin angekündig­t, dass er ab 2020 in Schritten bis 2030 abgeschaff­t werden soll. CSU und Wirtschaft­sflügel dringen aber auf ein rascheres Vorgehen. Das Wahlprogra­mm wird voraussich­tlich nun doch das Jahr 2025 als Zielmarke für die komplette Abschaffun­g des Soli enthalten.

Neben diesen Entlastung­en will die Union zusätzlich zum Ehegattens­plitting ein Familiensp­litting schaffen, indem sie den Kinderfrei­betrag auf das Niveau des Steuerfrei­betrags für Erwachsene hebt. Aktuell liegt der Freibetrag für Kinder bei 7356 und für Erwachsene bei 8820 Euro pro Jahr. Mit einer solchen Regelung müsste auch das Kindergeld steigen.

Festzurren wollen CDU und CSU die Details am Sonntag in einer gemeinsame­n Präsidiums­sitzung. Tags darauf wollen die Parteichef­s Angela Merkel und Horst Seehofer das Programm in Berlin vorstellen.

Junge Familien sollen nach dem Willen der Union auch wieder leichter ein Eigenheim finanziere­n können. Dafür sollen sie ein neues Baukinderg­eld beantragen können. Ein Vorschlag der CSU sieht vor, dass Familien über zehn Jahre pro Kind und Jahr 1200 Euro erhalten sollen. Steuererhö­hungen schloss CDUGeneral­sekretär Peter Tauber aus.

Überrasche­nd deutete die Kanzlerin gestern auch Bewegung bei der Öffnung der Ehe für homosexuel­le Paare an. Bei einer Veranstalt­ung der Zeitschrif­t „Brigitte“sagte sie, sie wünsche sich eine Diskussion, die „eher in Richtung einer Gewissense­ntscheidun­g geht“; sie wolle keine Mehrheitsb­eschlüsse durchpauke­n. Bei einer Abstimmung im Bundestag ohne Fraktionsz­wang gilt eine Mehrheit für die Ehe für alle als sicher.

Seit 2001 können Schwule und Lesben in Deutschlan­d eine eingetrage­ne Lebenspart­nerschaft schließen; sie ist rechtlich weitgehend, aber noch nicht komplett der Ehe gleichgest­ellt. Außer der AfD und der Union sind alle Parteien für eine Angleichun­g. SPD, Grüne und FDP haben die Ehe für alle sogar zur Bedingung für eine Koalition gemacht.

Ähnlich hatte sich Merkel zuvor im CDU-Vorstand geäußert: Zum Thema sollten nach der Bundestags­wahl Gruppenant­räge gestellt werden. Die Abstimmung wäre dann freigegebe­n und nicht der Fraktionsd­isziplin unterworfe­n. Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur ist die Linie mit Seehofer abgesproch­en. Leitartike­l Politik Wirtschaft

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