Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Wahlkampf wird konfrontat­iv

- VON EVA QUADBECK VON ANTJE HÖNING ARMUTSRISI­KO NIMMT STARK ZU, SEITE B 1 VON MATTHIAS BEERMANN

Die Union ist mit ihrer Strategie, ihr Wahlprogra­mm erst deutlich nach allen anderen Parteien vorzustell­en, ein hohes Risiko eingegange­n. Seit Wochen nimmt die SPD den Koalitions­partner kräftig unter Beschuss, dieser müsse Inhalte liefern. Am Wochenende gipfelte dies in dem völlig absurden Vorwurf vom Anschlag auf die Demokratie, den SPD-Kanzlerkan­didat Schulz gegen Merkel richtete.

Nun ist die Union doch in der Vorhand. Die überzogene Rhetorik von Schulz erweist sich als Bumerang für die SPD, während die Union sich reichlich Zeit nimmt, auf Grundlage des SPD-Wahlprogra­mms ihre eigenen Pläne nachzujust­ieren. Bei den Steuern ist die Union jedenfalls noch einmal ehrgeizige­r geworden. Die Rente bleibt eine offene Flanke.

Angesichts der Inhalte, die bei der SPD vorliegen und sich bei der Union abzeichnen, steuern wir auf einen konfrontat­iven Wahlkampf zu. Die Sozialdemo­kraten bedienen die unteren und mittleren Einkommen, die Union die mittleren und oberen. Das heißt, die inhaltlich­e Auseinande­rsetzung wird in den nächsten drei Monaten heiß laufen. Um sich abzusetzen, muss keiner dem anderen die Demokratie­fähigkeit absprechen. BERICHT CDU WILL FAMILIEN ENTLASTEN, TITELSEITE

Magisches Dreieck Rente

Die Babyboomer sind selbst schuld: Weil sie selbst zu wenig Kinder haben, gerät die Rente unter Druck. In 20 Jahren ist jeder fünfte Neurentner von Armut bedroht. Bei schrumpfen­der Gesellscha­ft hat es ein umlagefina­nziertes System eben schwer, gute Renditen zu erzielen. Und alle Erwerbsunt­erbrechung­en erhöhen das individuel­le Armutsrisi­ko. Die SPD erkennt das Problem, setzt als Antwort aber auf die Abteilung Schlaraffe­nland. Die Union versucht es dagegen mit Verdrängun­g. Beides überzeugt nicht, wie ohnehin Merkels große Koalition II ein rentenpoli­tischer Ausfall ist: Mit Sozialmini­ster Münteferin­g brachte sie noch die kluge Rente mit 67 auf den Weg, mit Nahles gab es dagegen die überflüssi­ge Rente mit 63. Dabei ist Rentenpoli­tik einfach: Sie ist ein magisches Dreieck aus Beitrag, Rente, Eintrittsa­lter – ergänzt um die Erwerbsmin­derungsren­te als soziale Komponente. Das heißt: Wer eine Explosion der Beiträge verhindern will, muss eine Senkung des Rentennive­aus zulassen – oder die Rente mit 70. Je früher man das den Menschen sagt, desto leichter können sie sich darauf einstellen. BERICHT

Richter bremsen Trump

Das oberste US-Gericht hat sich im Streit um die umstritten­en Einreiseve­rbote für Bürger aus sechs vorwiegend muslimisch­en Staaten in die USA auf die Seite der Regierung geschlagen. Es ist der erste Erfolg, den das Weiße Haus in diesem juristisch­en Grabenkrie­g erringen konnte, und deswegen ist es ein politisch wichtiger Punktsieg für Präsident Donald Trump. Dass seine Erlasse von US-Gerichten bisher kassiert wurden, war eine Blamage. Nun hat der Supreme Court die rechtliche­n Blockaden beiseitege­räumt, allerdings nur teilweise. Und das ist der Punkt.

Die obersten Richter werden sich im Herbst genauer mit der Angelegenh­eit befassen. Einstweile­n haben sie nur das grundsätzl­iche Recht der Regierung unterstric­hen, bestimmten Personen die Einreise zu verbieten. Gleichzeit­ig schränkten sie jedoch die Auswahlkri­terien ein: Künftig dürfte es nicht mehr ohne weiteres möglich sein, selbst Familienmi­tgliedern oder Mitarbeite­rn von US-Firmen die Einreise pauschal zu verweigern. In Wirklichke­it hat das Gericht Trumps Einreiseba­nn entschärft. BERICHT US-EINREISEVE­RBOT TEILS WIEDER IN KRAFT, TITELSEITE

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