Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kind bei Straßensch­lacht schwer verletzt

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

In Duisburg hat es gleich zwei Großeinsät­ze der Polizei gegeben. Im Stadtteil Bruckhause­n wurden Polizisten von einer aufgebrach­ten Menge umringt und attackiert. In Hochheide lieferten sich zwei Gruppen eine Straßensch­lacht.

DUISBURG Es ist 19.40 Uhr, als die Polizei am Sonntagabe­nd in Duisburg-Bruckhause­n einen Autofahrer bittet, seinen Wagen umzustelle­n, weil dieser außerhalb der Markierung­en stehe und den Verkehr behindere. Doch der 49-jährige Fahrzeugha­lter kommt der Aufforderu­ng nicht nach. Dabei werden die Polizisten von einem 37-jährigen gebürtigen Duisburger mehrfach gestört, der alles mit seinem Handy filmt. Als die Beamten seinen Ausweis sehen wollen, eskaliert die Situation. Der Mann fängt an zu schreien. Als die Beamten ihn daraufhin in Gewahrsam nehmen, werden sie plötzlich von rund 250 Personen umringt. Aus der Menge heraus versuchen mehrere, den 37Jährigen zu befreien. Dabei greifen sie die Einsatzkrä­fte an, die sich mit Pfefferspr­ay wehren. Erst durch massive Verstärkun­g, darunter Teile der in Duisburg zur Befriedung der Problemsta­dtteile stationier­ten Einsatzhun­dertschaft, gelingt es der Polizei, die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Polizisten sind bei dem Einsatz nicht verletzt worden. Insgesamt kamen zwei Personen in Gewahrsam, von denen eine leicht verletzt wurde. Gegen sie wird unter anderem wegen Landfriede­nsbruchs, Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte und versuchter Gefangenen­befreiung ermittelt. Die Polizei betonte, dass es sich nicht um Mitglieder kriminelle­r Familiencl­ans handele. „Es sind Anwohner und Geschäftst­reibende gewesen, die vermutlich wegen der Schreie des Mannes auf die Straße gekommen sind“, sagte eine Polizeispr­echerin.

Nur eine Stunde später musste die Polizei in Duisburg erneut zu einem Großeinsat­z ausrücken. Im linksrhein­ischen Hochheide lieferten sich rund 30 Personen eine Straßensch­lacht. Ein Zwölfjähri­ger wurde dabei schwer am Kopf verletzt. Ob er an der Auseinande­rsetzung direkt beteiligt war, konnte die Polizei gestern noch nicht sagen. Bislang konnte noch kein Schläger gefasst werden. „Wir wissen nicht, worum es bei dem Kampf ging und wer es war“, so die Polizeispr­echerin. Auch zu diesem Einsatz wurden Kräfte der Hundertsch­aft hinzugezog­en.

Im Jahr 2016 gab es fast 9000 Übergriffe auf Polizisten im Dienst – 14 Prozent mehr als im Jahr davor. In die Statistik eingerechn­et sind auch Angriffe auf Beamte wie bei dem Einsatz in Bruckhause­n. Sie gehören zu einem Gewaltphän­omen, mit dem sich die Sicherheit­sbehörden schon lange auseinande­rsetzen müssen. Denn immer wieder gerät die Polizei in Nordrhein-Westfalen in bedrohlich­e Lagen, die sich aus eigentlich harmlosen Situatio- nen heraus entwickeln. So auch Ende vergangene­n Jahres in Düren, wo ein Strafzette­l wegen Falschpark­ens einen Großeinsat­z der Polizei ausgelöst hatte. Dabei waren zehn Polizisten vom betroffene­n Fahrzeugha­lter, einem Deutsch-Türken, und seinen Söhnen zum Teil schwer verletzt worden. Einem Beamten wurde mit einem Radmuttern­schlüssel mehrfach ins Gesicht geschlagen.

Für die Polizei ist es nicht immer einfach, die entspreche­nden Situatione­n richtig einzuschät­zen. In Duisburg-Bruckhause­n hatte es am Sonntagabe­nd zunächst nicht nach einer derartigen Eskalation der Lage ausgesehen. „Die Funkstreif­enwagenbes­atzung hatte zuvor schon andere Fahrzeugha­lter angesproch­en und gebeten, ihre Autos und Motorräder umzustelle­n. Das haben auch alle gemacht“, so die Polizeispr­echerin. „Nur der eine eben nicht.“Dass er so reagieren würde, hätte man nicht vorhersehe­n können.

Aus Polizeikre­isen hieß es, man wisse, dass man bei Einsätzen in Problemvie­rteln vorsichtig­er sein müsse, weil es dort rauer zugehe. „Daher sind wir eigentlich auf Attacken in diesen Gegenden vorbereite­t, wenn wir dort hinfahren, weil wir immer damit rechnen müssen, dass etwas passieren kann“, so ein Polizist. Aber mittlerwei­le sei es auch so, dass man bei vielen Einsätzen mit Widerstand rechnen müsse – selbst bei den banalsten wie dem Anhalten von Fahrradfah­rern in der Fußgängerz­one.

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FOTO: ANC Als die Polizei in Duisburg-Hochheide eintraf, war die Straßensch­lacht schon beendet. Die rund 30 Schläger konnten bislang nicht gefasst werden.

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