Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Seehofer: Martin Schulz hat die Nerven verloren

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Nach dem Rundumschl­ag des SPD-Kanzlerkan­didaten beim Parteitag in Dortmund reagiert nicht nur die CSU angriffslu­stig.

BERLIN (jd/qua/dpa) Die CSU hat ihren Koalitions­partner nach dem SPD-Parteitag scharf attackiert und den Kanzlerkan­didaten Martin Schulz ins Visier genommen. „Er scheint zu einem relativ frühen Zeitpunkt des Wahlkampfe­s die Nerven verloren zu haben“, sagte CSU-Chef Horst Seehofer gestern in München. Dies sei „kein gutes Zeichen für einen Kanzlerkan­didaten, eigentlich unwürdig“. Seehofer reagierte damit auf die vehemente Kritik von Schulz am Wochenende. Auf dem SPD-Parteitag in Dortmund hatte er Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) ei- nen „Anschlag auf die Demokratie“vorgeworfe­n, weil sie sich vor inhaltlich­en Aussagen drücke.

CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t fand ähnliche Worte wie Seehofer. „Wenn Martin Schulz unter Druck steht, hat er ganz offenbar seine Sprache nicht im Griff. Worte, die sonst die Situation nach Terroransc­hlägen beschreibe­n, sollten nicht leichtfert­ig in den Raum geworfen werden, auch wenn die Luft noch so dünn ist“, sagte Hasselfeld­t unserer Redaktion: „Auch die offensicht­liche Verzweiflu­ng der SPD kann diesen verbalen Ausfall nicht rechtferti­gen.“Zuvor hatte CDU-Generalsek­retär Peter Tauber in Bezug auf Schulz’ Äußerungen von einer Grenzübers­chreitung gesprochen.

„Wenn ein Mafiaboss dem anderen gesetzwidr­iges Verhalten vorwirft, wird sich ein ähnliches Gefühl aufdrängen wie nach der Rede von Martin Schulz am Wochenende“, sagte derweil der AfD-Spitzenkan­didat für die Bundestags­wahl, Alexander Gauland. Wenn Schulz, der wie kein Zweiter für „eurokratis­che Demokratie­ferne“stehe, Merkel einen „Anschlag auf die Demokratie“vorwerfe, gelte das Sprichwort „Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen“.

Die SPD verteidigt­e Schulz – vor allem gegen die Angriffe aus der Union. „Wer auf niedrige Wahlbeteil­igungen setzt, weil man davon selbst profitiert, hat ein zynisches Verhältnis zur Demokratie“, erklärte SPD-Vize Ralf Stegner. Schulz habe mit seiner Kritik, Kanzlerin Merkel drücke sich vor inhaltlich­en Aussagen und nehme damit eine geringere Wahlbeteil­igung in Kauf, einen „wunden Punkt“getroffen, sagte Stegner. Die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) kommentier­te: „In den letzten Wochen hat die CDU sich darauf ausgeruht, die SPD zu kritisiere­n. Es reicht aber nicht,zu sagen, wogegen man ist. Man muss auch sagen, wofür man steht. Sonst nimmt man den Wähler nicht ernst.“

Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte: „Es ist offensicht­lich, dass für die Bundesregi­erung klar ist, dass wir alle zusammen für die Demokratie arbeiten.“Basis dafür sei seit 2013 der Koalitions­vertrag von Union und SPD – „mit guten Ergebnisse­n für das Wohl der Bürger, für die Demokratie in diesem Land“.

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FOTO: DPA Martin Schulz nach seiner Rede beim Sonderpart­eitag in Dortmund.

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