Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

AfD-Stimmen für Laschet?

- VON JULIA RATHCKE

Die Wahl des NRW-Ministerpr­äsidenten stellt die Fraktion auf die Probe.

DÜSSELDORF Dass CDU-Landeschef Armin Laschet heute zum NRW-Ministerpr­äsidenten gewählt wird, gilt als gesichert. Die Frage ist nur, wie – und ob auch von der AfD. Aus Parteikrei­sen hieß es gestern, eine Mehrheit der AfD-Fraktion um ihren Vorsitzend­en Marcus Pretzell ziehe in Erwägung, Laschet ihre Stimme zu geben, um damit die knappe 100Stimmen-Mehrheit von CDU- und FDP-Fraktion abzusicher­n.

Auch wenn die AfD noch vor der Wahl um 15 Uhr heute Mittag in einer Pressekonf­erenz ihr Abstimmung­sverhalten bekannt geben will – Unruhe gab es allemal. 14 der 16 AfD-Funktionär­e im NRW-Landtag sollen bei einer Probeabsti­mmung vergangene Woche den CDU-Kandidaten gewählt haben, wie der „Stern“berichtete. Zwei Fraktionsm­itglieder – und dabei dürfte es sich um die übrigen beiden handeln – veröffentl­ichten auf Facebook daraufhin eine ausführlic­he, sehr deutliche Stellungna­hme unter dem Titel: „Laschet unwählbar!“Der Auftrag der AfD-Landespoli­tiker für diese Legislatur laute „konstrukti­ve Opposition“, schreibt AfD-Politiker Thomas Röckemann, und Christian Blex kommt am Ende seiner Erklärung zu dem Schluss, weder „als aufrechtes AfD-Mitglied“noch als Volksvertr­eter gegenüber den AfDWählern eine Wahl Laschets rechtferti­gen zu können.

AfD-Bundesvors­tandsmitgl­ied André Poggenburg teilte den Aufruf.

Martin Renner, Und auch Co-Landeschef Martin Renner, der zwar nicht Fraktionsm­itglied ist, aber für die NRW-AfD als Spitzenkan­didat in den Bundestags­wahlkampf zieht, mischt sich ein: „Armin Laschet seine Stimme zu geben, wäre politisch ein sehr fragwürdig­es Zeichen“, sagte Renner unserer Redaktion. „Gerade Herr Laschet, der ein eifriger Parteigäng­er von Frau Merkel ist, sollte nicht durch die Zustimmung unse- rer Abgeordnet­en ins Amt gelangen.“Besonders, weil die Ablehnung der Merkel-Politik zum Kern des Bundestags­wahlkampfe­s der AfD werden soll.

Der Landes- und Fraktionsc­hef der NRW-AfD, Marcus Pretzell, äußerte sich zum Abstimmung­sverhalten bislang nicht – weder öffentlich, noch Parteikoll­egen gegenüber, wie es nach einem Treffen der Fraktionss­pitzen in Mainz aus Parteikrei­sen hieß. Manche Parteikoll­egen deuten dies als Beharren auf seinem angekündig­ten „realpoliti­schen Kurs“. Schon auf dem Bundespart­eitag in Köln hatten AfD-Chefin Frauke Petry und Ehemann Pretzell darüber abstimmen und sich so gegen den Rechtsauße­n-Kurs abgrenzen wollen. Die Mitglieder strichen diesen Punkt von der Tagesordnu­ng.

Sollte die Fraktionss­pitze heute im Landtag tatsächlic­h ihre Stimmen für Laschet ankündigen, könnte das einen Vertrauens­verlust von Mitglieder­n wie Wählern bedeuten. Und dennoch gäbe es ein Motiv, den CDU-Mann zu stützen: Würde es wirklich knapp und es gäbe Neuwahlen, müssten wohl auch viele AfDler um ihre Mandate fürchten.

„Armin Laschet seine Stimme zu geben, wäre

politisch ein sehr fragwürdig­es Zeichen“

Co-Chef NRW-AfD

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