Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Nachwuchs ließ es knistern

- VON GERT HOLTMEYER FOTO: SUSANNE DIESNER

Das Jugendsinf­onieorches­ter präsentier­te bei seinem „Big Bang“-Konzert in der Tonhalle den Superhit der Klassik: Die „Carmina Burana“wurden zum virtuosen und mitunter sogar heiteren Genuss.

Ehrwürdig ist der Städtische Musikverei­n zu Düsseldorf. Fast 200 Jahre ist er alt; musikbegei­sterte Düsseldorf­er gründeten ihn 1818 im Anschluss an das erste Niederrhei­nische Musikfest. Wie ein Jungspund nimmt sich dagegen das Jugendsinf­onieorches­ter (JSO) der Tonhalle Düsseldorf aus. Das feiert, 2007 gegründet, inzwischen seinen zehnten Geburtstag. Und da bei „Big Bang 4“, dem vierten Konzert der jungen Orchester, auch noch der Kinderchor am Rhein mitwirkte, stand einem Projekt, das erfolgreic­h mehrere Generation­en unter einen Hut bringt, nichts mehr entgegen. Altersmäßi­g erfreulich gut gemischt war übrigens auch das Publikum.

Die Tonhalle war ausverkauf­t. Das lag wohl kaum, wie der Sprecher des Jugendsinf­onieorches­ters bei seiner Begrüßung heiter anmerkte, am ersten Programmpu­nkt des Abends, einer Kompositio­n von Johannes Eckmann. Den hatte das Orchester als sicheren Hornisten noch in guter Erinnerung. Seine Werkbezeic­hnung „Tutti in uno“weist darauf hin, dass sich die Kompositio­n an der Satzgliede­rung klassische­r Sinfonien orientiert, auf Pausen zwischen den Sätzen aber verzichtet. Lyrische und aufgeregte Passagen wechselten einander ab. Da Eckmann Elemente einer eigenen Oper verarbeite­t, kommt auch die Dramatik nicht zu kurz. Das Orchester unter Ernst von Marschall bewältigte die schwierige Aufgabe sehr gut. Leider rächte sich ein wenig, dass die Holzbläser das Einstimmen nicht ernst genug genommen hat- ten. Zum Glück wurde das Versäumte dann noch vor dem Publikumsm­agneten des Abends, Carl Orffs Carmina Burana, nachgeholt.

Beeindruck­end groß war die Zahl der Sängerinne­n und Sänger, die die Chorempore betraten. Groß besetzt war auch das Orchester, das auf der Tonhallenb­ühne noch gerade so viel Platz ließ, dass am Ende des Werkes der Kinderchor untergebra­cht werden konnte.

Nicht nur die Zahl der Chormitgli­eder des Musikverei­ns beeindruck­te. „O Fortuna, velut luna“und „Ave formosissi­ma“erklangen mitreißend kraftvoll. Über dem gewaltigen Klangvolum­en hatte Chor- leiterin Marieddy Rossetto aber nicht vergessen, auf Präzision und klare Artikulati­on zu achten. Tadellos agierte auch der sängerisch­e Nachwuchs, der von Sabina López Miguez vorzüglich einstudier­te Kinderchor am Rhein.

Wie die Chöre gefiel auch das Orchester. Die Carmina sind für die jungen Musiker, Musikschül­er und - studenten, nicht einfach. Vor allem rhythmisch wird viel verlangt; nicht nur die Schlagzeug­er erwiesen sich als erstaunlic­h sicher.

Auch die drei Gesangssol­isten gefielen. Laura Lietzmann bewährte sich als durchsetzu­ngsfähige Sopranisti­n. Tobias Glagau (Tenor) und Stefan Heidemann (Bariton) unterstric­hen ihre Beiträge auch szenisch. So lieferten sich Heidemann und die Männer des Chores einen lebhaften Dialog über das knisternde Zusammense­in von Junge und Mädchen in einem Zimmer („Si puer cum puella“). Witzig wies Glagau auch pantomimis­ch darauf hin, wie sich wohl ein Schwan fühlt, wenn er am Spieß gebraten wird.

Begeistert­er Beifall.

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Laura Lietzmann während des „Big Bang“-Konzerts.

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