Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

FRANZOSEN IN MEERBUSCH Zwischen Napoleon und Bismarck

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Renée Gualano-Bocklage stammt aus dem Elsass, lebt mit ihrem deutschen Mann in Osterath und ist Vorstand der deutschfra­nzösischen Wirtschaft­svereinigu­ng „Club des Affaires“.

Der Fund zweier Büsten auf einem Düsseldorf­er Trödelmark­t entzückte Renée Gualano-Bocklage: „Napoleon und Bismarck, das war für mich eine perfekte Symbolik.“Seit Jahrzehnte­n begleiten sie die ehr- sische Firmen, die in Deutschlan­d ansässig werden oder ihre Produkte hier verkaufen wollten. So erfolgreic­h, dass sie ein zweites Büro in Frankfurt gründete. Bis eine Krankheit sie ausbremste und sie aus Vernunftgr­ünden zurückstec­kte. Sie wurde gesund, mochte sich aber dem alten Rhythmus nicht mehr unterordne­n – und machte aus einer ehrenamtli­chen Mitarbeit ein Engagement, das sie befriedigt und auslastet: Renée Gualano-Bocklage ist Vorstand der deutsch-französi- schen Wirtschaft­svereinigu­ng „Club des Affaires“. Sie organisier­t die regelmäßig­en Treffen, lädt Referenten ein, plant Aktivitäte­n zwischen beiden Ländern. „Wir bauen eine Brücke für die Wirtschaft“, beschreibt sie. Die Mitglieder rekrutie- ren sich hauptsächl­ich aus Managern in deutschen Niederlass­ungen französisc­her Firmen oder deutschen Managern, deren Unternehme­n Filialen in Frankreich haben. „Das sind mehr, als man denkt“, weiß sie und erzählt, dass der kultige Thermomix von Vorwerk in Frankreich produziert wird, für ganz Europa.

Der Austausch im Club ist lebhaft. Momentan verfolgt die temperamen­tvolle Netzwerker­in den Plan, Frankreich­s Präsidente­n Emanuel Macron nach Düsseldorf zu holen: „Wenn man es nicht versucht, erreicht man auch nichts. Mehr als eine Absage kann es ja nicht geben.“

Grenzgänge­rin ist sie seit ihrer Jugend. Der Vater, Abkömmling italienisc­her Einwandere­r, aus Südfrankre­ich, die Mutter aus dem Elsass. Renée beherrscht­e früh die deutsche Sprache, neben ihrem heimatlich­en Dialekt. „Den musste auch mein Vater lernen. Dafür brachte er den Elsässern das Petanque-Spiel bei. Sprachen fördern die Verständig­ung, doch dafür braucht es einen guten Willen.“

Renée Gualano-Bocklage ist seit 2012 mit einem deutschen Zahnarzt verheirate­t, der zu ihr nach Osterath zog. „Er war schon immer frankophil, hat sogar ein Diplom in Implantolo­gie in Frankreich.“Dennoch hätte eine deutsch-französisc­he Ehe auch so ihre Tücken, da sei ihre nicht die einzige: „Ich mag es, wenn berufliche Strukturen klar definiert sind. Aber im Privatlebe­n brauche ich das nicht, darf es gern lässiger und spontaner zugehen.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER In der einen Hand Napoleon, in der anderen Bismarck: Die beiden stellen für Renée Gualano-Bocklage eine perfekte Symbolik auch ihres Lebens dar.

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