Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Investor gibt im Glasmacher­viertel auf

- VON MARC INGEL UND THORSTEN BREITKOPF

Die Patrizia AG will sich von dem Grundstück trennen, auf dem 1500 neue Wohnungen entstehen sollen. Gründe werden offiziell nicht genannt, aber die vielen Verzögerun­gen dürften ausschlagg­ebend sein.

Foto: Alexander Heine Das Gerücht hält sich seit langem. Gestern konnte die Patrizia AG als Eigentümer und Projektent­wickler des 200.000 Quadratmet­er großen Glashütten­geländes, auf dem 1500 Wohnungen entstehen sollen, die Nachricht nicht mehr unter der Decke halten: Das Unternehme­n mit Sitz in Augsburg will sich von dem Vorhaben trennen. „Es ist richtig, dass Patrizia das Projekt zum Verkauf anbieten will und aktuell die Vermarktun­gschancen hierfür klärt. Ziel ist es, einen Investor zu finden, der das Projekt nahtlos fortführt“, erklärt Bernd Holzrichte­r als Sprecher des Projekts in Düsseldorf.

Über die Gründe hüllt Patrizia sich offiziell in Schweigen. Aber es liegt auf der Hand, dass die vielen Verzögerun­gen – allein die Neuplanung der Verkehrser­schließung hat 2015 zu einem Jahr Verlust geführt – für einen Investment­manager, der etwa Pensions- und Staatsfond­s verwaltet, Gift sind, erwarten die Anteilseig­ner doch eine Rendite. Die Glashütte war 2005 vom amerikanis­chen Unternehme­n Owen Illinois geschlosse­n worden. Der damalige städtische Planungsde­zernent Gregor Bonin hatte bei dem drei Jahre später in die Wege geleiteten Werkstattv­erfahren noch gesagt, die ersten Wohnhäuser könnten 2010 errichtet werden. Zuletzt war von Mitte 2019 die Rede, bis die ersten Mieter oder Eigentümer in ihr neues Heim einziehen können.

Mehrere Personen aus dem Unternehme­nsumfeld bestätigte­n auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Patrizia seit Monaten sehr intensiv auf der Suche nach einem Käufer sei. Als Kaufpreis wurde wiederholt eine Summe in Höhe von ungefähr 60 Millionen Euro genannt. Experten halten die Höhe des Kaufpreise­s für zumindest realistisc­h. Der Verkauf sei keineswegs ein Notverkauf, die Patrizia sei eines der größten Unternehme­n seiner Art in Deutschlan­d und stehe grundsolid­e da, so Branchenke­nner. Allerdings ließe die lange Entwicklun­gszeit das Projekt für das Unternehme­n nicht länger attraktiv erscheinen.

Dass der vor anderthalb Jahren mühsam geschmiede­te Fahrplan für den weiteren Fortschrit­t des Glasmacher­viertels keine weiteren Verzögerun­gen erfährt, darauf hofft auch Bonin-Nachfolger­in Cornelia Zuschke. „Wir begrüßen natürlich, dass die Suche nach einem neuen Investor mit der nahtlosen Fortführun­g des Neubauproj­ekts verknüpft ist“, sagt die Planungsde­zernentin. Sie baut darauf, in weiteren Gesprächen mit Patrizia, die in Kürze anstehen würden, mehr über die Hintergrün­de der Verkaufsab­sicht zu erfahren. „Noch befinden wir uns ja ohnehin im Stadium der Baureifmac­hung des Geländes. Da steht allen noch ein ganzes Stück Arbeit bevor, das gilt nicht zuletzt für den Teil des Gesamtgrun­dstücks, das der Stadt gehört.“

Ob die Stadt womöglich nun beim Kauf des bisherigen Patrizia-Stücks ebenfalls ihren Hut in den Ring wirft (etwa in Form der städtische­n Tochter IDR), „darüber lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage treffen, das ist viel zu früh. Da gilt es genau auszuloten, ob die finanziell­en und rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen stimmen“, so Zuschke.

Ein Baustopp bei den immer noch laufenden Bodensanie­rungsarbei­ten werde es jedenfalls nicht geben, bestätigt Patrizia-Sprecher Holzrichte­r: „Die Sanierungs­arbeiten werden fortgeführ­t wie geplant, sie werden voraussich­tlich im Oktober abgeschlos­sen.“Da es bis heute noch keinen städtebaul­ichen Vertrag gibt – anvisiert war dafür dieser Sommer – konnten auch noch keine Baugenehmi­gungen erteilt werden, entspreche­nd gibt es auch keine privaten Geschädigt­en.

Für einen Interessen­ten gilt jedenfalls: Je weiter der Entwicklun­gsstand fortgeschr­itten ist, desto wertvoller wird die Fläche für ihn. Und dass er dann mit der Planung nicht bei Null anfangen will, ist ebenso offensicht­lich. Insofern gibt es also doch noch Hoffnung, dass das Glasmacher­viertel eines Tages realisiert wird.

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