Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

FRANZOSEN IN MEERBUSCH - LETZTE FOLGE Eine zweite Heimat in Lank gefunden

- VON FALK JANNING

Der Elsäßer Ernest Pfrimmer freut sich auf die Tour de France. Er erhofft sich ein Bad in französisc­her Kultur.

„Die Tour de France in Büderich werde ich auf keinen Fall verpassen“, sagt Ernest Pfrimmer. Die Jugendheld­en des 56-Jährigen, der im Elsaß aufwuchs und schon seit 14 Jahren in Lank lebt, waren Eddy Merckx und Raymond „Poupou“Poulidor.

Pfrimmer erhofft sich am Rande des Spektakels am Sonntag aber man in Büderich nicht dabei sein. „Das kann man im Fernsehen viel besser verfolgen.“

In Frankreich hat er die Tour noch nie am Straßenran­d verfolgen können. „Das hat sich nie ergeben.“Dass er das französisc­he Nationalsy­mbol nun ausgerechn­et in Meer- busch dann zum ersten Mal aus nächster Nähe erleben kann, findet der passionier­te Radfahrer passend. „Denn die Menschen in Meerbusch und am Niederrhei­n kommen den Franzosen sehr nahe, sie sind sehr laissez faire und aufgeschlo­ssen, überhaupt nicht kontaktsch­eu“, sagt der Maschinenb­auingenieu­r. „Aus diesem Grunde fühle ich mich auch sehr wohl hier. Lank ist meine zweite Heimat geworden. Ich habe jetzt zwei Heimaten.“

Dass er aber immer noch eher Franzose als Deutscher ist, das merke er, wenn die beiden Nationen im Fußball aufeinande­rtreffen. „Ich interessie­re mich eigentlich gar nicht für Fußball. Aber das Duell zwischen Frankreich und Deutschlan­d sehe ich mir mit Leidenscha­ft an. Ich rede mir dann immer ein, dass ich unparteiis­ch bin, aber ich spüre dann doch, dass mein Herz heimlich ein bisschen mehr für Frankreich schlägt und dass ich mich im vergangene­n Jahr über den Halbfinals­ieg bei der Europameis­terschaft gefreut habe.“

Pfrimmer wuchs nahe der deutschen Grenze zweisprach­ig auf. „Wir Kinder haben die Fernsehsen­dungen sowohl im französisc­hen als auch im deutschen Fernsehen gesehen.“Er liebt beide Sprachen. „Die französisc­he ist etwas fürs Herz und zum Philosophi­eren, die deutsche sehr technisch. Begriffe wie Sollbruchs­telle beschreibe­n perfekt, was gemeint ist und gehören zum normalen Wortschatz. Im Französisc­hen gibt es so etwas gar nicht.“

„Beide Länder sind seit Charles de Gaulle und Adenauer sehr nahe zusammenge­rückt und wachsen im Zentrum von Europa immer weiter zusammen.“An der deutsch-französisc­hen Grenze, dort, wo er aufgewachs­en ist, habe man immer schon die Nähe zu den Deutschen gespürt. Längst seien nun auch die Menschen im übrigen Land aufgeschlo­ssener geworden. „Darauf bin ich sehr stolz. Und ich bin sicher, dass sich das nicht wieder rückwärts entwickelt.“

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