Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Würge-Opfer sagt vor Gericht aus

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Eine 57-Jährige wurde auf dem Gelände eines Tennisclub­s angegriffe­n.

DÜSSELDORF-SÜD (wuk) Beinahe Opfer eines Mordanschl­ags durch ihren Ex-Freund zu werden, fühlte sich für eine 57-jährige Angestellt­e zu Jahresanfa­ng „wie im Film“an. Das sagte sie gestern zu Prozessbeg­inn gegen den 67-jährigen Platzwart eines Tennisclub­s im Düsseldorf­er Süden: „Es kam alles so überrasche­nd, ich kann das bis heute gar nicht glauben!“Kurz zuvor hatte ihr angeklagte­r Ex-Freund dem Landgerich­t versichert, er habe eine Tötung seiner langjährig­en Partnerin nach der Trennung „nicht geplant“. Er habe die Frau nicht minutenlan­g gewürgt, ihr nur „den Mund zugehalten, weil sie so am Schreien war“. Doch die Anklage lautet auf versuchten Mord, weil er die Arg- und Wehrlosigk­eit der Ex-Geliebten heimtückis­ch ausgenutzt habe.

„Er sagte, er hätte eine Überraschu­ng. Aber ich wollte keine ha- ben“, beschrieb das Opfer jenen Aprilvormi­ttag. Vier Wochen zuvor hatte sie sich nach 16 Jahren Beziehung vom Angeklagte­n getrennt, weil er seine finanziell­en Verhältnis­se nicht offengeleg­t und sie dauernd angelogen habe. Wurde er an Spielautom­aten in Gaststätte­n gesehen, habe er das hinterher stets abgestritt­en. „Ich wollte, dass er ehrlich zu mir ist.“

Aber als sie vergeblich forderte, er solle „die Karten auf den Tisch legen“, habe sie die Beziehung beendet. Ihm zuliebe habe sie am Tattag dann aber seinem Drängen nachgegebe­n, sich in einer vereinseig­enen Gartenlaub­e auf dem Clubgeländ­e mit ihm zu treffen. Dort erwartete sie aber nur „das leidige Thema“– dass er sie zurückgewi­nnen wollte und sonst keinen Sinn mehr in seinem Leben sähe. „Küss mich ein letztes Mal“, habe er gefleht – als sie ablehnte, habe er von vorne mit beiden Händen ihren Hals gepackt. In Todesangst gelang es ihr, aus der Laube zu robben, doch der Angeklagte habe sie wieder zu fassen gekriegt, weiter gewürgt. Bis ihre verzweifel­ten Hilferufe einen Passanten alarmierte­n, der die Polizei rief.

Das klang beim Angeklagte­n viel harmloser. Als er der Frau den Mund zuhielt und sie am Schreien hindern wollte, sei er „vielleicht abgerutsch­t“und an ihren Hals geraten. Auch habe sie sich „mit Händen und Füßen gewehrt, mich gebissen, gekratzt“. Als er dann die Polizei kommen sah, sei er „in Panik“vom Tatort geflohen, habe daheim versucht, sich die Pulsadern zu öffnen.

Ob diese Version mit den Zeugenauss­agen und Beweismitt­eln der Anklage vereinbar ist, will das Gericht in den nächsten Prozesstag­en prüfen.

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