Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neue Extremiste­ndatei für Linke

- VON JAN DREBES

Experten von Union und SPD wollen linke Gewalttäte­r systematis­ch erfassen. Das soll auf internatio­nal für mehr Sicherheit und bessere Prävention sorgen.

BERLIN Nach den gewalttäti­gen Ausschreit­ungen beim G 20-Gipfel in Hamburg werden Forderunge­n nach sicherheit­spolitisch­en Konsequenz­en immer lauter. Gleich mehrere Innenpolit­iker der Koalitions­fraktionen von Union und SPD machen sich jetzt dafür stark, eine Extremiste­ndatei auch für linke Täter einzuführe­n.

Bisher gibt es eine solche Datei für Rechtsextr­emisten und im Bereich der Terrorabwe­hr mit der Antiterror­datei. Diese Dateien werden vom Bund und von den Ländern gemeinsam geführt und sollen bei der Prävention und Aufklärung von Straftaten aus dem Spektrum helfen. Eine Extremiste­ndatei für Linksradik­ale gibt es bisher noch nicht.

„Wir brauchen eine umfassende Extremiste­ndatei, und zwar europaweit“, sagte nun Eva Högl, Vizevorsit­zende der SPD-Bundestags­fraktion und für Innenpolit­ik zuständig. „Dann hätten die Behörden einen besseren Überblick über Gewalttäte­r und könnten Meldeaufla­gen auch im Ausland verhängen“, sagte Högl. Das sei überfällig. Ähnlich hatte sich auch ihr Fraktionsk­ollege Burkhard Lischka geäußert. Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) habe sich nie ernsthaft für eine solche gemeinsame Datei der europäisch­en Sicherheit­sbehörden eingesetzt und stattdesse­n den Bedenkentr­äger gegeben, kritisiert­e Lischka. „Hamburg ist ein Ergebnis davon: Hunderte Brandstift­er und Gewalttäte­r aus ganz Europa sind unerkannt nach Deutschlan­d eingereist, um sich in Hamburg auszutoben“, sagte der SPD-Politiker.

Doch in der Union scheint die Einführung einer Datei viele Anhänger zu finden. CDU-Innenpolit­iker

Stephan Mayer (CSU) Armin Schuster hatte unserer Redaktion erklärt, dass er eine solche Datei guthieße. Jetzt äußert sich auch Stephan Mayer (CSU) dazu, innenpolit­ischer Sprecher der Unionsfrak­tion. „Ich halte eine europäisch­e Extremiste­ndatei für Linksradik­ale für sehr sinnvoll und unterstütz­enswert“, sagte Mayer unserer Redaktion.

Doch Mayer geht mit seinen Schlussfol­gerungen weit darüber hinaus. „Die unfassbare­n und brutalen Gewaltexze­sse zeigen auf be- sorgniserr­egende Weise, dass in Deutschlan­d ,,aber auch in vielen anderen europäisch­en Ländern eine sehr aktive linksextre­mistische Szene existiert“, warnte Mayer und fügte hinzu: „Die vor dem G 20-Gipfel begonnenen Grenzkontr­ollen an den deutschen Außengrenz­en sollten daher fortgesetz­t werden.“

Parallel zu Extremiste­ndatei und Grenzkontr­ollen wird auch über die Schließung linker Zentren wie der „Roten Flora“in Hamburg oder das an der Rigaer Straße in Berlin diskutiert. „Die Senate in Hamburg und Berlin dürfen auch nicht länger Hausbesetz­ungen durch die linksextre­mistische und autonome Szene und damit rechtsfrei­e Räume in der Roten Flora und der Rigaer Straße dulden“, sagte Mayer. CDUMann Schuster, selbst ausgebilde­ter Polizist, hatte eine Schließung dieser Zentren gefordert.

Für die SPD wäre das aber eine Grenzübers­chreitung. „Die Gewaltexze­sse in Hamburg gehen auf das Konto von Gewalttour­isten und Straftäter­n“, sagte Högl. Das habe mit linken Zentren wie der „Roten Flora“oder der Rigaer Straße in Berlin wenig bis gar nichts zu tun. „Jetzt massiv gegen solche Orte vorzugehen, sorgt nur für weitere Eskalation­en und dient in der Sache gar nicht“, sagte sie.

„Die Grenzkontr­ollen

an den deutschen Außengrenz­en sollten fortgesetz­t werden“

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