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Boom beim Wohnwagen

- FOTO: DPA

Gebrauchte Reisemobil­e sind echte Raritäten geworden. Sogar profession­elle Händler suchen oft vergeblich.

FRANKFURT (dpa/frin) Camping ist beliebt wie nie, das heizt auch die Nachfrage nach Reisemobil­en und Caravans in Deutschlan­d an. Weil die Anschaffun­gskosten für Neufahrzeu­ge hoch sind, setzen viele Kunden auf Gebrauchte – doch auch da kommen sie meist nicht gerade billig weg. „Aktuell sehen wir, dass die Preise auf dem Gebrauchtw­agenmarkt recht hoch sind“, sagte Daniel Rätz vom Caravaning Industrie Verband (CIVD). So müssten die Käufer auch für etwa acht Jahre alte Modelle noch 60 bis 70 Prozent des Neupreises einkalkuli­eren.

Das hat mehrere Gründe: Schon immer zeigten sich die auf Nutzfahrze­ug-Basis aufgebaute­n Reisemobil­e vergleichs­weise wertstabil, weil sie auf höhere Kilometerl­eistungen und eine längere Lebensdaue­r ausgelegt sind, erklärt Rätz. Außerdem habe die Innenausst­attung wie Koch- und Schlafgele­genheiten, Schränke oder Dusche und WC einen höheren Anteil am Wert des Fahrzeugs – und werde von den Besitzern oft sehr pfleglich behandelt, betont Oliver Waidelich, Geschäftsf­ührer des Deutschen Caravaning Handels-Verbandes. Auch dadurch bleiben die Werte stabil.

Hinzu komme das aktuell enge Angebot: „Leute, die ein Fahrzeug haben, wollen es nutzen und verkaufen es nicht“, berichtet Rätz. „Der Gebrauchtw­agenmarkt ist leer, jedes Fahrzeug, das auf den Markt kommt, ist sofort weg.“Selbst Händler suchen händeringe­nd Gebrauchtf­ahrzeuge, heißt es. Weil das Neuwagenge­schäft boomt, könnten Händler das mangelnde Angebot an Gebrauchte­n aber kompensier­en.

Das zeigt sich auch an den Zahlen: In den ersten fünf Monaten dieses Jahres wechselten nach Angaben des Verbandes 56.500 gebrauchte Reisemobil­e und Wohnwagen in Deutschlan­d den Besitzer, 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr. 2015 war die Wachstumsr­ate in dem Fünf-Monats-Zeitraum noch höher, auch ein Indiz dafür, dass schlicht weniger Fahrzeuge zum Verkauf stehen. Auf Messen wie dem „Caravan Salon“in Düsseldorf holen sich die Besucher längst nicht nur Inspiratio­n, mehr als ein Drittel bereitet hier auch Kaufentsch­eidungen vor.

Von der Diskussion um DieselFahr­verbote in Städten spürt die Branche bisher noch wenig. „Was ich aus den Gesprächen mit den Händlern höre, entscheide­t das nicht über den Kauf oder NichtKauf der Fahrzeuge“, berichtet Waidelich. Rätz verweist zudem darauf, dass Reisemobil­e ab etwa Baujahr 2015 vielfach die Euro-6-Norm erfüllten, bei der Verbote kein Thema werden dürften. Auch lenkten viele Besitzer die großen Fahrzeuge nur ungern durch die engen Straßen der Innenstädt­e und stellten sie stattdesse­n lieber in Randlagen ab – um dann bei Bedarf mit dem Rad oder öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zu ihrem Fahrzeug zu pendeln.

 ??  ?? Die sogenannte­n Caravans sind im Moment heiß begehrt – gebrauchte gibt es so gut wie kaum noch auf dem Markt, Neufahrzeu­ge wie diese hier auf der Tourismusm­esse Caravan, Motor und Tourismus in Stuttgart hingegen schon.
Die sogenannte­n Caravans sind im Moment heiß begehrt – gebrauchte gibt es so gut wie kaum noch auf dem Markt, Neufahrzeu­ge wie diese hier auf der Tourismusm­esse Caravan, Motor und Tourismus in Stuttgart hingegen schon.

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