Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

In der Tonhalle ging es flirrend-impression­istisch zu

- VON GERT HOLTMEYER

Fast hätte man meinen können, auf der Tonhallen-Bühne übten kurz vor Konzertbeg­inn einige Holzbläser den Anfang von Smetanas Moldau, obwohl die gar nicht auf dem Programm stand. Natürlich war das nicht der Fall. Vielmehr gab Principal Guest Conductor Alexandre Bloch vorweg einige Erläuterun­gen zu Baroque Song, einer Kompositio­n seines „zeitgenöss­ischen Lieblingsk­omponisten“Thierry Escaich. Und das, was später so rasend schnell ablief, wurde von einzelnen Mitglieder­n der Düsseldorf­er Symphonike­r erst mal im Zeitlupent­empo vorgestell­t. Das erleichter­te das Verständni­s. So ließ sich gut verfolgen, wann sich der Komponist ausdrückli­ch auf Bach bezog – und wie er eigene Ideen teils davon ableitete, teils bewusst dagegen setzte.

Ein versierter Mozart-Pianist war mit Francesco Piemontesi gekommen. Charme und Grazie dieser Musik hat er offensicht­lich schon mit den Genen zugesteckt bekom- men. Vor allem aber lässt er spüren, wann bei Mozart die Stimmung kippt, wann dunkle Schatten auf die heitere Grundstimm­ung fallen. Im langsamen Satz demonstrie­rte er, wie sich auf einem Klavier singen lässt. Piemontesi bedankte sich für den Applaus mit einer Zugabe von romantisch­em Zuschnitt.

Nicht nur die Flötistin Ruth Legelli zeichnete sich in Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune als Solistin aus. Dirigent und Orchester fingen sowohl die flirrend-impression­istische Atmosphäre wie die nervöse Spannung der Kompositio­n treffend ein. Alexandre Bloch ist ein Dirigent, der mit viel Ausstrahlu­ng, Temperamen­t und elementare­r Musizierfr­eude an seine Aufgabe geht – und damit die Musiker des Orchesters unübersehb­ar ansteckt. Schumanns vierte Sinfonie erklang mit viel Spielfreud­e und Schwung. Die Romanze blieb frei von allem Schwerfäll­igen, wuchtig begann das Scherzo. Vor allem die Dramatik dieser Sinfonie kam mitreißend zum Ausdruck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany