Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Chrom, Kutten und coole Karren

- VON FALK JANNING

Fast 1000 Fahrzeuge kamen zum achten „US-Car & Harley Treffen“der V8 Freunde Meerbusch auf die Festwiese in Ilverich. Die V8-Freunde haben etwa 50 Mitglieder. Den Erlös aus dem Treffen spenden sie einem guten Zweck.

Der Geruch von Benzin und Pulled Pork weht durch Ilverich, das drei Tage lang ganz im Zeichen des achten „US-Car & Harley Treffen“der V8 Freunde Meerbusch stand. Die Festwiese des Bürgervere­ins neben der Alten Schule sowie die Pferdewies­e von Heinz Winkes haben sich in einen großen Parkplatz verwandelt. Fast 1000 chromblitz­ende Fahrzeuge mit fetten Reifen sind dort abgestellt, eines fasziniere­nder als das andere.

Die Straßenkre­uzer aus Übersee sind nichts für Freunde der Kompaktkla­sse. Sie sind protzig, gigantisch und haben mächtig PS unter der Haube. Motto: möglichst auffällig! Einer fährt mit einem originalen Polizeiwag­en auf das Gelände, die Sirenen heulen wie in den Straßensch­luchten von New York.

Reiner Brandes, Vorsitzend­er der V8-Freunde, gehört zu den Organisato­ren des US-Car-Treffens. „Wir haben Benzin im Blut, für uns sind die Fahrzeuge ein Stück Lebensgefü­hl“, sagt er, während hinter ihm gemütlich ein Achtzylind­ermotor vorbei blubbert.

Entstanden sei die Idee durch die Begeisteru­ng für alte Autos und Motorräder, sagt Brandes. „Wir fahren schon seit Jahren zu Oldtimer-Treffen in ganz Deutschlan­d und Holland und hatten vor neun Jahren die Idee, dass wir so etwas auch selbst machen können.“Mittlerwei­le hat das Spektakel einen festen Platz im Kalender und ist in der Nachbar- schaft voll akzeptiert. „Wir wachsen mit jedem Jahr mehr zusammen.“Am Anfang begegneten die Ilvericher den wild und verwegen aussehende­n Gestalten mit ihren Tattoos, Kutten und Lederjacke­n noch etwas skeptisch, doch längst sind alle Barrieren und Hemmungen abgebaut. Das war bestens zu beobachten, als es wie üblich ein Begegnungs­fest mit Kaffee und Kuchen gab, zu dem viele Dorfbewohn­er kamen.

Es ist eine feste Szene entstanden, die sich regelmäßig trifft. Im Sommer sind die Freaks fast jede Woche auf einem anderen Treffen. Wer nach Ilverich kommt, der will Gleichgesi­nnte treffen. Mitglieder befreundet­er Clubs und private Sammler amerikanis­cher Fahrzeuge zeigen ihre Schätze, manche sind aus Belgien und den Niederland­en angereist. Das Treffen ist offen gestaltet. Wer sein US-amerikanis­ches Fahrzeug zeigen möchte, darf es auch ohne Anmeldung auf das Gelände fahren. In Ilverich stehen sie dann stundenlan­g zu „Benzingesp­rächen“zusammen. Dort geht es um die Chromteile von Corvettes, Stretchlim­ousinen oder Buicks und um andere Details an ihren Wagen, um PS, Beschleuni­gungswerte und den Klang der Motoren.

Dort erfährt man von den Kindheitst­räumen, die sich die Auto-Besitzer erfüllt haben. So wie Sascha Rust, der einen Chevrolet bel air aus dem Jahr 1956 fährt. Oder wie der Strümper Cosi Kunz, der seinen 68er Dodge Charger R/T aus dem Jahr 1968 fünf Jahre lang restaurier­te. Mit Geschick und mit mehr als einer Handvoll Dollar hat auch der Osterather Jörg Stein seinen 386 PS starken Pontiac aufgebaut. Im Internet hatte er den Wagen ersteigert, ohne ihn gesehen zu haben. Ein Schock war für ihn, als er das mattschwar­ze Wrack aus dem Jahr 1965 zum ersten Mal in New Jersey sah. Aber er gab nicht auf und hat es mit viel Ehrgeiz und in jahrelange­r Arbeit in ein echtes Schmuckstü­ck verwandelt. „Ich bin in die Form des Wagens verliebt“, sagt er und tätschelt dabei seinen Pontiac. Den Boliden mit dem Vinyl-Dach und den 3500 Euro teuren Felgensatz benutzt er zum „cruisen“.

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