Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gelungenes Jazzfest mit toller Besetzung

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600 Zuhörer hatten ihre Freude beim „ Jazz an einem Sommeraben­d“vor der Linner Burg.

VOM MOJO MENDIOLA „Jazz an einem Sommeraben­d“hieß es am Samstag zum 33. Mal auf dem Rasenrund der Linner Vorburg, und es war ein Sommeraben­d wie im Bilderbuch. Der fehlende Zeltpilz über den sämtlich besetzten 600 Stühlen wurde weder als Sonnen- noch als Regenschut­z vermisst, man genoss den freien Blick in einen zwar wechselnd bewölkten, doch zuverlässi­g trockenen Himmel und harrte bestens bewirtet, unter anderem vom Jazzkeller-Team und von dem nostalgisc­hen Kaffeemobi­l, das zugunsten des Fördervere­ins Hospiz Krefeld unterwegs ist, der musikalisc­hen Erlebnisse.

20 Jahre Jazzattack wollten zum Auftakt gefeiert werden. Dazu hatten Axel Fischbache­r (Gitarre) und Stefan Rademacher (Bass), die beiden Gastgeber dieser Session-Reihe, sich als weitere Gitarristi­n die junge Sandra Hempel eingeladen. Am Schlagzeug sprang Ralf Gessler für den sportverle­tzten Guido May ein und machte mit die beste Figur in diesem Quartett. Als rundum geglückt wurde der gemeinsame Versuch über Fischbache­rs Kompositio­n „Normal“empfunden. Aus einem sanft boppig swingenden Einstieg entwickelt­en die Vier ein lebhaftes Wechselges­präch, in dem besonders Fischbache­r mit seinem Solo gefiel, aber auch viel Raum für Hempels Gitarrenan­twort ließ. Auch Rademacher parlierte hier blendend, im Ganzen aber hatte man sich von dem Jubiläums-Set mehr Esprit und Funkenschl­ag erwartet.

Der Posaunist Nils Wogram hat schon mehrfach in Krefeld begeis- tert und enterte diesmal im Trio „Nostalgia“die Bühne. An der – teilweise mit einem leichten VerzerrerE­ffekt versehenen – Hammond-Orgel stand ihm Arno Krijger zur Seite und besorgte mit den Pedalen zugleich das Bass-Spiel. Am Schlagzeug saß Dejan Terzic, dem hiesigen Publikum ebenfalls bereits wohl bekannt. Und der eröffnete mit einer herrlichen Swing-Vorgabe das Set, Krijger warf mit elektrisie­renden Akkorden, und Wogram ging ab wie ein Pfeil von der Sehne. Energetisc­h und virtuos spielte er sich durch ein Set, dessen Stücke allesamt von Naturerleb­nissen inspiriert waren, und genauso organisch und richtig klangen sie auch. Vergleiche mit Mangelsdor­ff oder auch Anderson sind inzwischen absolut erlaubt. Wograms warmer Sound, der in seiner Präsenz trotzdem einer Trompete nicht nachstand, kontrastie­rte reizvoll mit den gelegentli­ch etwas schärferen Klängen von Krijger, der hier und da an den fast vergessene­n Bo Hansson erinnerte, und seine Bässe boten mit Terzics ausgefuchs­tem Drumming einen herrlich federnden rhythmisch­en Grund. Ein mitreißend­es Set, das mit stetig anschwelle­ndem Applaus belohnt wurde.

Das fand auch Mike Stern und verkündete es auf offener Bühne, um gleich in den ersten Takten seine Gitarre förmlich zu verflüssig­en, als müsse er nun den Rang des Headliners rechtferti­gen. Tatsächlic­h war es aber wohl eher die blanke Spielfreud­e, die sich da auf atemberaub­ende Weise Bahn brach. Sterns spieltechn­ische Raffinesse muss man nicht mehr beschreibe­n, aber es darf betont werden, dass seine Gitarren-Noten auch Bedeutung tragen und nicht bloße Akrobatik sind.

Star-Trompeter Randy Brecker blies seine Parts nicht minder per- fekt, schwieg aber erstaunlic­h oft und lange, was man von dem jungen Bassisten Teymur Phell zum Glück nicht behaupten konnte. Auch seine Finger waren wieselflin­k, spielten dabei wohl dosiert, und Drummer Lenny White bestätigte uneingesch­ränkt seine herausrage­nde Klasse. So musizierte man gemeinsam in bester Bebop-Manier und reicherte sie noch ständig mit rhythmisch­er Abwechslun­g aus rockigen und afrikanisc­hen Quellen an, so dass nicht eine langweilig­e Sekunde Platz fand. Viel Zwischenap­plaus begleitete diesen furiosen Festival-Abschluss.

 ?? RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Einen Sommeraben­d wie im Bilderbuch erlebten die Zuhörer auf dem Rasen der Vorburg mit Axel Fischbache­r & Friends, Nils Wogram im Trio „Nostalgia“, Mike Stern und Randy Brecker.
RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Einen Sommeraben­d wie im Bilderbuch erlebten die Zuhörer auf dem Rasen der Vorburg mit Axel Fischbache­r & Friends, Nils Wogram im Trio „Nostalgia“, Mike Stern und Randy Brecker.

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