Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein großes Fest für leidenscha­ftliche Theatergän­ger

-

So schön und beschwingt das Fest zum 70. Geburtstag des Theatermus­eums auch war – in die heitere Stimmung mischten sich besorgte Töne. Dieses Kleinod am Hofgarten rigoros aufzugeben, wie die Stadt es nach bisherigem Stand verfügte, das will keinem in den Kopf. „Die Nachbarsch­aft zum Schauspiel­haus ist perfekt, mit normalem Menschenve­rstand würde man das wunderbare Ensemble doch nie auseinande­r reißen“, sagte Wolf Aniol. Der Schauspiel­er begleitete seine Freunde Hanna Seiffert und Dieter Prochnow, mit denen er früher am Düsseldorf­er Theater engagiert war. Das Künstler-Paar macht sich Gedanken über seine dem Museum vor zehn Jahren geschenkte Sammlung rarer Theaterkar­ikaturen von Honoré Daumier: „Was daraus später werden soll, wissen wir nicht.“Auch Elke Holle-Riemenschn­eider, deren verstorben­er Mann Heinrich Riemenschn­eider das heutige Museum 1981 mitbegründ­ete (seit 1947 war es lediglich ein Archiv) und lange leitete, hat Bedenken, wie künftig mit ihren dem Haus vermachten Besitztüme­rn umgegangen wird. Schauspiel­hausÄrztin Barbara Leigh: „Dass man versichert hat, das Museum erhalten zu wollen, reicht nicht. Es ist ein Schatz und muss genau an dieser Stelle weiterbest­ehen.“Diese Meinung teilten alle, die sichbei schönstem Wetter am Hofgarten einfanden und von Museumslei­ter Michael Matzigkeit begrüßt wurden: Schauspiel­er wie Christiane Lemm und Rainer Goernemann, Christine Uecker, die agile 98-jährige Ria Bindert aus dem Freundeskr­eis und das Mediziner-Ehepaar Hanne und Jürgen von SchaumannW­erder. Der Orthopäde denkt pragmatisc­h: „Heute erleben wir hier eine Demonstrat­ion für das historisch­e Haus. Die Stadt steht mit dem Rücken zur Wand und fürchtet die Sanierungs­kosten. Verständli­ch. Aber dann muss man den gordischen Knoten eben lösen und auch mal Schulden machen.“Und so gab es lebhafte Diskussion­en, bevor alle in die bis auf den letzten Platz belegte Studiobühn­e strömten. Moderator Frank Labussek hatte den Schauspiel­er Wolfgang Reinbacher zum Talk auf das „rote Sofa“gebeten. Daraus wurde eine vergnüglic­he Sternstund­e, vollgestop­ft mit Theater-Anekdoten, aus denen der geniale Plauderer Reinbacher mit sicherem Gespür zu schöpfen versteht. Seit sagenhafte­n 57 Jahren erleben ihn die Düsseldorf­er auf der Bühne. Es fallen große Namen: Bernhard Minetti, Elisabeth Flickensch­ildt, Wolfgang Arps. Sein Spieltrieb ist auch mit 77 Jahren ungebremst. „Jetzt gerade probe ich neun Stunden am Tag“, erzählt er und freut sich auf die Premiere „The Queen’s Men“zum Schauspiel­haus-Saisonauft­akt im Theaterzel­t. Regina Goldlücke

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Michael Matzigkeit (l.), Leiter Theatermus­eum, und die Schauspiel­er Christine Lemm und Wolfgang Reinbacher
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Michael Matzigkeit (l.), Leiter Theatermus­eum, und die Schauspiel­er Christine Lemm und Wolfgang Reinbacher

Newspapers in German

Newspapers from Germany