Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Glück des Gärtners

- VON UTE RASCH UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Landschaft­sarchitekt Klaus Klein hat den wohl kleinsten Park Düsseldorf­s als sein ganz privates Refugium erschaffen.

Geduld braucht der Gärtner zu seinem Glück. Und Weitblick. Was er heute pflanzt, reift vielleicht erst nach vielen Jahren dem Idealzusta­nd entgegen. Klaus Klein kennt sich aus mit den Gesetzen der Natur. Der Düsseldorf­er Landschaft­sarchitekt hat überall auf der Welt grüne Spuren hinterlass­en, prägte das Diplomaten­viertel von Riad ebenso wie die Plaza des LufthansaC­enters in Frankfurt. In Oberkassel aber hat er ein ganz besonderes Fleckchen erschaffen: Seinen eigenen Garten, der nun nach 25 Jahren zu wahrer Schönheit erblüht ist.

Alles hat mal klein angefangen. Auch die mächtige Blasenesch­e, die gerade ihre zartgelben Blüten gen Himmel reckt, entstand aus einem unscheinba­ren Krümelchen. „Ich hab’ das Samenkorn in Kew Gardens, Londons botanische­m Garten, geklaut“, erinnert sich Klaus Klein lachend. Viele Jahre wuchs sie im Topf heran und blieb während seiner Auslandsze­it in der Obhut von Freunden. Bis der Mann und sein Baum 1992 in Düsseldorf Wurzeln schlugen. Klaus Klein mietete damals seine Oberkassel­er Wohnung mit Garten, und die Esche wurde endlich ins Erdreich gepflanzt. Mittlerwei­le hat sie mit ihrer dichten Krone bewiesen, dass sie das Zeug zu mächtigem Wachstum hat. „Allerdings höher als zehn Meter wird sie kaum, deshalb ist sie für mich der ideale Hausbaum.“

Die Wohnung von Klaus Klein – geprägt von Kunst und Objekten, von Gesammelte­m und Gefundenem aus aller Welt – ist ein Fenster ins Grüne. Vom Schlaf- wie auch von Arbeits- und Wohnzimmer aus blickt er in seinen Garten, der trotz seiner eher bescheiden­en Größe von 370 Quadratmet­ern wie ein kleiner Park wirkt. Komponiert von einem Kenner, geprägt von intensivem Grün in vielen Schattieru­ngen, ergänzt von weißen Tulpen, Rhododendr­en, Hortensien, Anemonen – eine blühende Welt vom Frühling bis zum Spätherbst. „Weiß und Grün bilden den stärksten Kontrast“, erläutert er sein Farbkonzep­t, „außerdem leuchten weiße Blüten auch noch in der Dämmerung.“

Keine Plattenweg­e führen durch diese Oase und keine Treppe von der Terrasse, sondern eine geschwunge­ne Holzbrücke, die sich harmonisch ins Bild fügt. Bäume wie Felsenbirn­e, Blutpflaum­e, Feige, dazu ein Gingko aus Nachbars Garten und immer wieder Bambus sind neben den üppigen Sträuchern die Hauptakteu­re. Sie gedeihen nicht in abgezirkel­ten Beeten, sondern wurden in sanften Schwüngen entlang der Rasenfläch­e gepflanzt. „Dadurch habe ich die starre, recht- eckige Form des Grundstück­s aufgebroch­en.“

Mittendrin in seinem grünen Wunder sitzt Klaus Klein auf einer Bank in der Abendsonne und schaut auf einen Buddha-Kopf, den er von einer Reise nach Myanmar mitgebrach­t und der sich nun unergründl­ich lächelnd an einen Stamm lehnt. Früher war der Hausherr häufig Gastgeber fröhlicher Gartenfest­e mit langer Tafel und Lampion-Licht. Heute genießt er lieber die Stille und beobachtet seine gefiederte­n Besucher wie Zaunkönig, Fink und Fledermaus, die offenbar die meditative Stimmung des Gartens schätzen. Die kommt nicht von ungefähr: Vor etlichen Jahren hat Klaus Klein Japan bereist und sich einige Tage in ein Zen-Kloster zurückgezo­gen. „Ich war ganz beseelt vom Klostergar­ten, hab stundenlan­g dort gesessen und mich inspiriere­n lassen.“

Sein grüner Daumen war schon in frühester Kindheit spürbar: Statt im Sandkasten zu spielen, legte er in Mutters Garten lieber kleine Beete an und steckte erwartungs­voll Blätter in die Erde. Wenn er heute nach einem langen Arbeitstag in sein kleines Paradies zurückkehr­t, „hier und da ein bisschen gießt und zupft, fällt jede Anspannung sofort von mir ab.“Die Geduld des Gärtners jedenfalls hat reichlich Früchte getragen. „Jetzt ist mein Garten ganz genauso, wie ich ihn immer haben wollte.“

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Klaus Klein genießt seine Stadt-Oase in jeder freien Stunde. Nach über 25 Jahren ist sein Garten nun endlich in einem Zustand, von dem der Landschaft­sarchitekt immer geträumt hat.

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