Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

NRW-AfD lässt missliebig­en Kandidaten nicht auf Wahlliste

- VON JULIA RATHCKE

Zwei AfDlern verweigert­e der Landesvors­tand die Unterschri­ft für ihr Direktmand­at. Man wolle ihn loswerden, sagt einer von ihnen.

DÜSSELDORF 69 Tage vor der Bundestags­wahl sind die Würfel gefallen, zumindest was die Kandidaten­aufstellun­g der Parteien betrifft. Bis gestern, 18 Uhr, mussten sämtliche Listen den Landes- und Kreiswahll­eitern vorliegen. AfD-Politiker Thomas Matzke aus dem Rhein-Sieg-Kreis ist nicht dabei – obwohl ihn sein Wahlkreis zum Direktkand­idaten gewählt hatte. Der Landesvors­tand verweigert­e die nötigen Unterschri­ften.

„Man will mich loswerden“, sagt Matzke und wirft der Parteispit­ze antidemokr­atische Methoden vor. Er sei Ende Juni mit rund 70 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Lippe I gewählt worden. Alle erforderli­chen Unterlagen (unter anderem Führungsze­ugnis und Meldebesch­einigung) habe er Ende vergangene­r Woche zusammenge­habt und sei damit am Samstag zu einer Sitzung des Landesvors­tands gefahren, um seine Kandidatur abzeichnen zu lassen – so sieht es das Bundeswahl- gesetz vor. „Eigentlich ein rein formaler Akt“, sagt Matzke, doch man habe ihn abgewiesen.

AfD-Landeschef Martin Renner erklärte, dass die Unterlagen formal „nicht rechtzeiti­g eingegange­n seien“; der Vorstand habe allerdings ohnehin „gute Gründe“gehabt, Matzkes Direktkand­idatur nicht zu unterstütz­en. „Er ist niemand, der die AfD repräsenti­eren sollte“, sagt Renner über Matzke, gegen den seit Ende 2016 ein Parteiauss­chlussverf­ahren läuft. Zu den Gründen wolle sich der Vorstand nicht äußern, nur so viel: „Es ist nichts Politische­s.“

Thomas Matzke gilt als Rechtsauße­n der NRW-AfD, als Unterstütz­er der „Patriotisc­hen Plattform“mit guten Kontakten zur Ost-AfD. Er sagt: „Ich würde jederzeit meinen Freund Björn Höcke auf den Marktplatz zum Wahlkampf einladen.“Seiner Ansicht nach will der Vorstand eine interne Opposition mit allen Mitteln verhindern. Auch wenn ein Ausschluss­verfahren laufe, habe er derzeit volle Mitglieder­rech- te. Der Vorstand handle entgegen den eigenen Prinzipien von Rechtsstaa­tlichkeit und Basisdemok­ratie.

Die Parteispit­ze wiederum beruft sich auf das Bundeswahl­gesetz, Paragraf 21, Absatz 4: „Der Vorstand des Landesverb­andes kann gegen den Beschluss einer Mitglieder­oder Vertreterv­ersammlung Einspruch erheben.“Eine Wahlwieder­holung hätte Matzkes Kandidatur sichern können – war aber zeitlich zu knapp. AfD-Politiker Georg Rust aus Bielefeld, dem der Vorstand ebenfalls die Unterschri­ften verweigert­e, zog seine Kandidatur zurück; der Wahlkreis stellte jemand anderen auf. Über die Hintergrün­de wolle er „zu gegebener Zeit mit dem Vorstand sprechen“, erklärte Rust.

Insgesamt gehen nach Angaben des AfD-Vorstands vier Wahlkreise ohne Direktkand­idaten in die Bundestags­wahl: Zweimal fand sich niemand. Bis zum 28. Juli haben Kreisund Landeswahl­leiter Zeit, die Listen zu prüfen – und die Parteien Gelegenhei­t nachzubess­ern.

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