Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Viertel der Venezolane­r stimmt gegen Maduro

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CARACAS (rtr) Angespornt vom Ergebnis einer symbolisch­en Volksabsti­mmung, hat die Opposition in Venezuela eine Ausweitung ihrer Proteste gegen Präsident Nicolás Maduro angekündig­t. Maduro hat für den 30. Juli Wahlen zu einer verfassung­gebenden Versammlun­g angesetzt, die nach Ansicht der Opposition die Macht Maduros und seiner Sozialisti­schen Partei sichern soll.

An dem symbolisch­en Referendum nahmen am Sonntag nach Angaben von Wahlbeobac­htern rund 7,2 Millionen Bürger teil – knapp ein Viertel der Bevölkerun­g. 98 Prozent davon lehnten demnach die geplante Verfassung­sversammlu­ng ab und forderten die Armee auf, die bestehende Verfassung zu schützen. Die Anzahl der Teilnehmer entspricht fast der Anzahl der Stimmen für die Opposition bei der von ihr gewonnenen Wahl 2015.

Mit diesem Rückenwind kündigten Opposition­sführer eine „Stunde null“für Venezuela an. Sie forderten Neuwahlen und den Stopp der Plä- ne zur Verfassung­sänderung. „Heute hat sich Venezuela mit Würde erhoben, um zu sagen: Von der Freiheit gibt es kein Zurück, und Demokratie ist nicht verhandelb­ar“, sagte Julio Borges, der an der Spitze des von der Opposition dominierte­n Parlaments steht. „Wir wollen nicht, dass uns eine betrügeris­che Verfassung­sversammlu­ng übergestül­pt wird. Wir wollen kein Kuba sein.“Zugleich kündigte Borges in Kürze weitere Informatio­nen zur Strategie der Opposition an. Dazu könnten Straßenblo­ckaden, landesweit­e Streiks oder ein Marsch auf den Präsidente­npalast gehören.

Maduro bezeichnet­e das Referendum als Schaulaufe­n der Opposition ohne jegliche Folgen für seine Regierung. Die Abstimmung sei illegal und bedeutungs­los. „Nun macht mal halblang und beruhigt euch“, forderte er die Opposition auf. Der 54-Jährige wirbt weiter für Unterstütz­ung seines Vorhabens, am 30. Juli für einen neuen Kongress zu stimmen, der die Verfassung des Landes ändern und staatliche Institutio­nen auflösen kann.

Maduro war 2013 mit knapper Mehrheit zum Präsidente­n gewählt worden. Seither rutschte das ölreiche Land in eine schwere Wirtschaft­skrise, verursacht auch durch den Einbruch des Ölpreises. Viele Sozialprog­ramme ließen sich nicht mehr finanziere­n. Die Zustimmung zu Maduro sank auf 20 Prozent. Bei der Parlaments­wahl 2015 siegte die Opposition. Seither ignoriert der Präsident die Volksvertr­etung. Seine Gegner demonstrie­ren fast täglich gegen ihn. Bei Zusammenst­ößen mit der Polizei kamen seit April fast 100 Menschen um.

Die Bundesregi­erung hofft auf ein Einlenken Maduros. Das Plebiszit sei ein „überwältig­ender Ausdruck des Wählerwill­ens der venezolani­schen Bevölkerun­g“, sagte eine Sprecherin des Außenamts. „Wir hoffen, dass dieses Resultat Präsident Maduro dazu veranlasst, die Einberufun­g der verfassung­gebenden Versammlun­g zu überdenken.“

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