Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Indonesien prüft Verlegung seiner Hauptstadt

- VON BARBARA BARKHAUSEN

JAKARTA Indonesien­s Hauptstadt ist dem Untergang geweiht, und das ist wörtlich gemeint. Die Zehn-Millionen-Metropole Jakarta, die mit rund 14.000 Menschen pro Quadratkil­ometer bereits aus allen Nähten platzt, sinkt: Pro Jahr rutscht sie bis zu 17 Zentimeter tiefer in den Boden. Schon 2030 sollen 80 Prozent der Stadt unterhalb des Meeresspie­gels liegen. Rund vier Millionen Menschen im Norden der Stadt könnten auf Dauer ihre Heimat verlieren, ihre Wohngebiet­e würden permanent überschwem­mt. Um das zu vermeiden, baut die Stadt seit 2014 an einer gigantisch­en Mauer.

Doch der indonesisc­he Präsident Joko Widodo hat noch weitreiche­rende Pläne, um Jakarta zu entlasten. Seine Regierung hat eine Machbarkei­tsstudie in Auftrag gegeben, die bis Ende des Jahres untersuche­n soll, ob eine andere indonesisc­he Stadt die Rolle der Hauptstadt übernehmen könnte.

Neu ist diese Diskussion nicht. Schon der Gründungsv­ater Indonesien­s, Präsident Sukarno, schlug 1957 vor, die Hauptstadt von der Insel Java, der am dichtesten besiedelte­n Insel Indonesien­s, nach Borneo zu verlegen. Ihm ging es damals aber eher um die Symbolwirk­ung, nachdem die niederländ­ischen Kolonialhe­rren Jakarta einst als Hauptstadt ausgewählt hatten.

Und auch Sukarno sprach schon von der Stadt, die heute wieder die Diskussion anführt: Palangkara­ya auf der Insel Borneo. Palangkara­ya hat keine 250.000 Einwohner und eine Menge Platz, viermal so viel wie Jakarta. Die größten Teile sind mit Dschungel bewachsen; Urlauber in der Region haben die Möglichkei­t, auf Bootstoure­n den nahen Nationalpa­rk und Orang-Utans zu sehen.

Das Planungsko­mitee, das mit der Machbarkei­tsstudie beauftragt ist, hält es nach Medienberi­chten für möglich, die Hauptstadt des 250Million­en-Staats in etwa fünf Jahren umzusiedel­n. Kritiker geben allerdings zu bedenken, dass Palangkara­ya im Landesinne­ren liegt und dass die Hauptstadt eines Inselstaat­es nicht nur vom Land und aus der Luft, sondern auch von der Seeseite aus zugänglich sein sollte.

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