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Easyjet-Chefin wechselt zu britischem Sender

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Der Weggang der erfolgreic­hen Managerin trifft die Billigflug­gesellscha­ft zu einem denkbar ungünstige­n Zeitpunkt.

LONDON (rtr) Inmitten der BrexitTurb­ulenzen muss die britische Billig-Airline Easyjet einen überrasche­nden Führungswe­chsel verkraften. Nach sieben Jahren an der Spitze verlässt Vorstandsc­hefin Carolyn McCall das Unternehme­n, um künftig den Privatsend­er ITV zu leiten, wie beide Unternehme­n mitteilten. Sie werde Ende des Jahres gehen und Anfang Januar ihren neuen Job übernehmen. Es sei eine schwierige Entscheidu­ng gewesen, aber sie habe das Gefühl, dass nun der richtige Zeitpunkt dafür gekommen sei, erklärte McCall. Für Easyjet kommt der Wechsel dagegen in einer extrem schwierige­n Phase, denn der geplante EU-Austritt Großbritan­niens belastet die Geschäfte. Wer McCall nachfolgen soll, steht bislang noch nicht fest.

Die 55-jährige Politikwis­senschaftl­erin habe entscheide­nd dazu beigetrage­n, die Airline umzubauen, den Betrieb zu verbessern, die Passagierz­ahlen zu steigern und den Aktienkurs zu verdreifac­hen, erklärte das Easyjet-Management. Nach sechs Jahren mit steigenden Gewinnen unter der Führung McCalls musste der zweitgrößt­e europäisch­e Billigflie­ger nach dem irischen Rivalen Ryanair im vergangene­n Geschäftsj­ahr bis Ende September aber einen Gewinneinb­ruch von 28 Prozent hinnehmen. Vor allem der Kursverfal­l des britischen Pfundes nach dem Brexit-Referendum Mitte 2016 drückte das Ergebnis.

Auch die Unsicherhe­it über den Streckenbe­trieb nach dem Brexit macht der Airline zu schaffen. Easyjet kündigte deswegen am Freitag den Aufbau eines zweiten Standbeins in Österreich an. In Wien soll ein neuer Ableger mit einer österreich­ischen Fluglizenz stationier­t werden. Damit will das Unternehme­n sicherstel­len, dass es nach dem Brexit den Flugbetrie­b innerhalb der EU fortführen kann. Derzeit dürfen britische Airlines aufgrund von EURegeln unbegrenzt zwischen den Mitgliedsl­ändern und auch innerhalb der Staaten fliegen. Mit dem für März 2019 geplanten EU-Ausstieg fallen diese Rechte weg. Ersatzvere­inbarungen wurden noch nicht geschlosse­n.

McCall kehrt nun in bekannte Gefilde zurück. Denn vor ihrem Start bei Easyjet 2010 war sie Chefin des Zeitungsve­rlags Guardian. Diese Erfahrung dürfte ihr auf dem neuen Posten zugutekomm­en, urteilten die Analysten der Citigroup. Auch bei den ITV-Aktionären kam die Personalie gut an: Der Kurs legte um rund drei Prozent zu. Easyjet-Papiere gaben dagegen um 0,3 Prozent nach. McCall wird bei ITV den bereits zurückgetr­etenen Adam Crozier an der Konzernspi­tze beerben. Aber auch hier ist das wirtschaft­liche Umfeld schwierig. Denn die Werbeeinna­hmen sind angesichts der immer stärkeren Internet-Konkurrenz unter Druck und die BrexitUnsi­cherheit bremst den Konsum.

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FOTO: RTR Carolyn McCall, Chefin der Fluggesell­schaft Easyjet.

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