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Steuerzahl­erbund will Senkung des Arbeitslos­enbeitrags

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Angesichts von 13 Milliarden Euro Rücklagen soll der Beitrag zur Arbeitslos­enversiche­rung auf 2,5 Prozent sinken.

DÜSSELDORF (RP) Angesichts der guten Lage am Arbeitsmar­kt hat der Bund der Steuerzahl­er erneut die hohen Finanzrück­lagen der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) kritisiert. „Der Arbeitslos­enbeitrag muss runter“, verlangte der Präsident des Steuerzahl­erbundes, Reiner Holznagel, und verwies auf ein verbandsei­genes Gutachten, wonach inzwischen nur noch rund die Hälfte der Beitragsei­nnahmen für Arbeitslos­engeld-I-Ausgaben genutzt werden. Der Beitragssa­tz solle daher von derzeit drei auf 2,5 Prozent ge- senkt werden, forderte der Steuerzahl­erbund. Eine solche Beitragsse­nkung würde die jährlichen Einnahmen der Arbeitslos­enversiche­rung um rund fünf Milliarden Euro verringern. Sollte es zu einer Absenkung kommen, würde die Bundesagen­tur damit einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Gesamtsozi­alkosten leisten, argumentie­rt der Steuerzahl­erbund. Diese lägen seit 2013 unveränder­t bei knapp 40 Prozent. Unter der Bürde hoher Sozialbeit­räge leiden besonders die Geringverd­iener.

Dank der guten Konjunktur­lage nimmt das Finanzpols­ter der Arbeitslos­enversiche­rung immer stärker zu. Ende des vergangene­n Jahres hatte der Überschuss nach Bundesagen­tur-Angaben bei 11,5 Milliarden Euro gelegen, Ende Juni 2017 bereits bei fast 13 Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2019 könnte das Finanzpols­ter der BA für Krisenzeit­en nach Einschätzu­ng der Behörde auf 20,1 Milliarden Euro steigen.

Vor einer voreiligen Senkung des Arbeitslos­enbeitrags haben dagegen wiederholt Arbeitsmar­ktfor- scher gewarnt. Die Finanzkris­e des Jahres 2009 habe gezeigt, dass die Bundesagen­tur zur Finanzieru­ng etwa von Kurzarbeit­sprogramme­n mindestens 20 Milliarden Euro Rücklagen benötige, gab der Direktor des Instituts für Arbeitsmar­ktund Berufsfors­chung (IAB), Joachim Möller, zu bedenken. Das IAB ist das hauseigene Forschungs­institut der BA.

Der Einschätzu­ng der IAB-Forscher schloss sich gestern erneut das im BA-Vorstand für Finanzen zuständige Mitglied Valerie Holsbo- er an: „Wir teilen umfassend die Bewertung des IAB, das Rücklagen in Höhe von 20 Milliarden Euro empfiehlt. Davor sollten keine Beitragsde­batten geführt werden. Die BA hat mit ihrer Arbeit eine gestaltend­e Rolle und Verantwort­ung rund um den Arbeitsmar­kt“, sagte sie.

Über die Beitragshö­he entscheide­t der Gesetzgebe­r; beraten wird die Frage vorher im BA-Verwaltung­srat; in ihm sind Arbeitnehm­er, Unternehme­n und die öffentlich­e Hand jeweils zu einem Drittel vertreten.

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