Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ramsch-Elektroger­äte überschwem­men den Markt

- VON ROLF SCHRAA

Stecker mit Brandgefah­r und Teddys mit Überwachun­gskameras – mit dem Online-Handel wächst der Pfusch.

BONN (dpa) Der Einbaustra­hler aus einem Kölner China-Markt kostet nur 2,50 Euro – ein Zehntel des Preises für eine Markenlamp­e. Dafür könnte das Netzteil in der Lampe Störfreque­nzen erzeugen und Brandgefah­r auslösen, warnt Kontrolleu­r Uwe Saalmann von der Bundesnetz­agentur. Eine verständli­che Gebrauchsa­nweisung und die vorgeschri­ebene CE-Kennzeichn­ung fehlen sowieso. Die Marktüberw­achung der Bundesnetz­agentur zog die Lampe aus dem Verkehr.

Lampen und Funkkopfhö­rer, Drohnen, Steckdosen und Spielzeuge: Billig-Elektropro­dukte – oft, aber nicht immer aus China – überschwem­men den Markt. Das hängt auch damit zusammen, dass immer mehr Kunden im Internet einkaufen, wo Lieferunge­n schwer zu kontrollie­ren sind. Die Bundesnetz­agentur, die über einen störungs- freien Funk- und Radiobetri­eb wacht, der Zoll und die regionalen Aufsichtsb­ehörden führen einen schwierige­n Kampf. Bei der Bundesnetz­agentur überwachen mehr als 400 Mitarbeite­r den Markt und beheben Funkstörun­gen.

Die Behörde stellt von heute an in einer Wanderauss­tellung besonders gefährlich­e Geräte aus, die in manchen Fällen wie Zeitbomben wirken: Ein Film in der Ausstellun­g zeigt, wie eine Funksteckd­ose aus Billigmate­rial im Versuchsla­bor Feuer fängt. Eine dänische DesignGlüh­birne stört so stark den Radioempfa­ng, dass man das Radio kaum noch verstehen kann. Ersatzlos vom Markt genommen wurde auch eine Glättbürst­e aus den Niederland­en: Sie brachte nicht lockiges Haar in Form, sondern produziert­e mangels ausreichen­der Abschirmun­g am Griff 121,5 Grad Celsius.

Die Zahl der aus dem Verkehr gezogenen Produkte hat sich mehr als verdoppelt: Von 530.000 Geräten 2014 wuchs sie im vergangene­n Jahr auf 1,25 Millionen. Rund 840.000 Euro mussten 2016 als Kostenerst­attung an die Bundesnetz­agentur gezahlt werden. Der Elektro-Branchenve­rband ZVEI fordert noch mehr Engagement von den Kontrolleu­ren: „Die Behörden müssen konsequent­er gegen solche Machenscha­ften vorgehen.“

Unter den verbotenen Produkten sind auch Spionage-Artikel – zum Beispiel die sprechende Puppe „Cayla“, laut Werbung „fast wie eine richtige Freundin“, die über eine britische Spielzeugf­irma in Deutschlan­d angeboten wurde. Die Puppe hat ein Mikrofon sowie eine Funkverbin­dung und wurde von der Behörde als „versteckte sendefähig­e Anlage“eingestuft und vom Markt genommen. Denn die Puppe kann Gespräche im Kinderzimm­er aufzeichne­n; obendrein ließ sich die Funkverbin­dung leicht knacken, so dass Externe mithören konnten. Auch ein Teddy mit Knopfloch-Kameras ist zu sehen sowie illegale Handy-Störsender, getarnt etwa als Zigaretten­schachtel. Solche Handyblock­er sind streng verboten, weil sie den Mobilfunkv­erkehr im Umkreis des Nutzers ausschalte­n. Damit ist etwa auch ein Anruf beim Notarzt oder der Feuerwehr nicht mehr möglich.

Verunsiche­rten Verbrauche­rn, die ihren Elektroger­äten nicht mehr trauen, rät die Netzagentu­r, vor allem auf die CE-Kennzeichn­ung zu achten. Sie enthält eine Selbsterkl­ärung des Unternehme­ns, EU-weite Normen zu erfül

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FOTO: DPA Teddy mit Überwachun­gskamera in der Nase.

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