Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schlecker schaute nur auf den Preis

-

Der Insolvenzv­erwalter gibt vor Gericht Einblick in den Niedergang.

STUTTGART (dpa) Wenn es denn den einen entscheide­nden Fehler gab, der das Schlecker-Imperium zusammenbr­echen ließ, dann ist es wohl das Festhalten am Ladenkonze­pt gewesen. Kleine, enge, für die Kunden unattrakti­ve Filialen – und davon immer mehr. Insolvenzv­erwalter Arndt Geiwitz hat aber noch viele andere Punkte gefunden, die aus seiner Sicht zum Aus der Drogeriema­rktkette geführt haben. Seit März wird die Insolvenz vor Gericht aufgearbei­tet, am 16. Verhandlun­gstag zeichnete Geiwitz detaillier­t die Abwärtsspi­rale nach, die Gründer Anton Schlecker irgendwann nicht mehr stoppen konnte.

Nach Ansicht der Staatsanwa­ltschaft drohte spätestens Ende 2009 die Zahlungsun­fähigkeit. Schlecker, der den Vortrag des Verwalters ohne sichtbare Regung verfolgt, soll über die Lage im Bilde gewesen sein. Er selbst weist den Vorwurf zurück und beteuert, bis zuletzt an eine mögliche Rettung geglaubt zu haben.

Geiwitz gibt einen umfassende­n Einblick. Er spricht von einem „sehr unüblichen Großinsolv­enzverfahr­en“, allein schon, weil Schlecker sein Imperium als Einzelkauf­mann geführt hat. „Die Philosophi­e von Anton Schlecker war immer, durch extreme Größenvort­eile Preisvorte­ile zu erreichen“, sagt Geiwitz. „Die- ser Blickwinke­l war sicherlich zu einkaufsor­ientiert und zu wenig kundenorie­ntiert.“Sprich: Billig allein zieht irgendwann nicht mehr. Schlecker verlor massiv Kunden vor allem an dm und Rossmann, die – so Geiwitz – gezielt die SchleckerS­tandorte mit eigenen Filialen in unmittelba­rer Nähe angriffen. Als Reaktion machte Schlecker noch mehr Läden auf, um die Einkaufspr­eise noch weiter drücken zu können, doch die Strategie schlug fehl.

Mehr als eine Milliarde Euro an Forderunge­n haben die Gläubiger angemeldet. Was am Ende für sie noch herausspri­ngt, und was der Prozess dazu beiträgt, ist offen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany