Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bayern München wird zum Ausleihmei­ster

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FRANKFURT/MAIN (sid) James Rodriguez, Serge Gnabry, Douglas Costa und nun wohl noch Renato Sanches – Bayern München ist seit diesem Sommer auch der Ausleihmei­ster der Fußball-Bundesliga. Zwar leiht nicht nur der Branchenfü­hrer, was das Zeug hält – dennoch gelten die zehn Millionen Euro für zwei Jahre, die der FCB für James an Real Madrid überwiesen hat, in der aktuellen Transferpe­riode als Weltrekord. Der Kolumbiane­r ist damit der drittteuer­ste Leihspiele­r überhaupt.

Das florierend­e Geschäftsm­odell an der Säbener Straße ist mit dem Namen von Kaderplane­r Michael Reschke verbunden. „Mit Blick auf die Bayern denke ich, dass Michael Reschke, der Vorreiter der Leihsystem­atik damals in Diensten von Bayer Leverkusen, seine Ideen mitgenomme­n oder sogar weiterentw­ickelt hat“, sagt Spielerber­ater Jörg Neblung.

Laut Neblung wollen aber nicht nur die Bayern in vielen Fällen keine langfristi­gen Vereinbaru­ngen mit Spielern mehr treffen. „Ich sehe bei den Leihgeschä­ften schon einen Trend. Aber es gibt kein klares Schema, denn es gibt ganz unterschie­dli- che Leihoption­en“, erklärt der 49Jährige, „entweder soll ein Talent Spielpraxi­s erhalten. Oder ein etablierte­r Spieler, der wenig Einsatzcha­ncen in seinem Stammverei­n hat, soll sich wieder zurück in den Fokus spielen. Oder man findet keine Einigung auf der Verkaufseb­ene und erwägt eine Leihe mit Kaufoption als Kompromiss.“

Neben der Leihe mit Kaufoption gibt es noch weitere Modelle. So kann eine Kaufoption zur Kaufpflich­t werden, wenn ein Profi eine vereinbart­e Anzahl von Spielen absolviert. Es kursieren auch Verträge mit einer generellen Kaufpflich­t – was im Grunde nichts anderes als eine Ratenzahlu­ng bedeutet. Und es gibt mittlerwei­le vermehrt Rückkaufkl­auseln, was den Transfer eines Spielers mehr oder weniger zu einer Leihe umfunktion­iert. Dass die Bayern (Costa zu Juventus Turin, Sanches vielleicht zum AC Mailand) derart massiv in die Leihgeschä­fte eingestieg­en sind, ist neu. Die klassische­n Akteure sind laut Neblung andere. „Leihgeschä­fte werden gerne von zahlungssc­hwächeren Vereinen in Erwägung gezogen, weil sie so günstig an hochveranl­agte Spieler kommen.“

„Michael Reschke hat seine Ideen aus Leverkusen mitgenomme­n“

Jörg Neblung

Spielerber­ater

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